"Tanguy - Der Nesthocker"

Frankreich 2001
R: Etienne Chatiliez
D: Sabine Azema, Andre Dussollier Eric Berger, Helene Duc u. a.

Tanguy (Eric Berger) ist ein fast perfekter Sohn. Als verwöhntes Einzelkind lebt er in einer großzügigen Dachwohnung in Paris zusammen mit seinen Eltern. Er hat zwei Studien abgeschlossen und schreibt an seiner Doktorarbeit in Sinologie. Nebenbei unterrichtet er bereits an der Universität. Er liebt seine Eltern und den Komfort, den sie ihm bieten. Er ist charmant, freundlich und nervig. Tanguy ist 28 und denkt nicht daran, sich einen eigenen Hausstand zu gründen. Seine Eltern Edith (Sabine Azema) und Paul (Andre Dussollier) ersehnen sich nichts mehr als jenen Tag, an dem ihr "kleiner Junge" ihr Heim verlässt.

Da der Sohn des Hauses nicht und nicht verschwinden will, schmieden Paul und Edith Pläne für die Erreichung ihres Ziels. Dabei schrecken sie vor beinahe nichts zurück. Tanguys Mutter versteckt einen verwesenden Fisch im Zimmer ihres Sohnes, übergibt ausgewählte Lieblingskleidungsstücke dem Hausmüll und berichtet der Freundin ihres Kindes von dessen Seitensprüngen. Sein Vater präpariert Türschwellen, auf dass sich der altkluge Sohnemann eine Verletzung zuziehe. Mitten in der Nacht weckt er Tanguy, um ihm von seinen Schlafstörungen zu berichten. Als ein einwöchiger Forschungsaufenthalt des Doktoranden beinahe ins Wasser zu fallen droht, setzt Paul alle Hebel in Bewegung, um seinen Liebling doch noch nach Peking zu verfrachten.

Doch der Tag der Rückkehr kommt unausweichlich. Tanguy bleibt an seinen Eltern kleben wie ein Kaugummi. Seine Großmutter (Helene Duc) prophezeit ein schlimmes Ende. Letztlich kommt aber alles ganz anders.
Dem für sein satirisches Talent berühmte Regisseur Etienne Chatiliez ist eine umwerfend amüsante Komödie gelungen, die den Zeitgeist trifft. Azema und Dussollier verkörpern sehr authentisch ein Paar, das - hin- und hergerissen zwischen Elternpflichten und dem Wunsch nach Unabhängigkeit - anfangs nur zaghaft wagt, sein einziges Kind aus dem gemeinsamen Haushalt zu drängen. Der Sohn bleibt standhaft, und so entwickeln die Eltern phantasievolle Boshaftigkeiten, die sie auch zu genießen verstehen. Tanguy - nicht minder glaubwürdig dargestellt durch Eric Berger - erträgt gleichmütig jede elterliche Attacke und kontert bestenfalls mit weisen Sprüchen. Zum Glück gibt es eine für alle befriedigende Lösung. Boshaft witzig!

(ama;06/02)