Hundstage

Österreich 2001
Regie: Ulrich Seidl
DarstellerInnen: Maria Hofstätter, Georg Friedrich, Christine Jirku u. a.


Brütende Hitze über dem Süden Wiens zehrt an den Nerven seiner BewohnerInnen und verführt sie, leichter ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Es ist Hochsommer, und man versucht, Körper und Gemüt immer wieder abzukühlen. Es geht um Liebe, Hass, Eifersucht, Gewalt, Betrug, Leere. Regisseur Ulrich Seidl hat seinen ersten Spielfilm geschaffen, und er ist ihm bei Gott gelungen.

In nahezu nur parallel laufenden Episoden umreißt Seidl die Lebenssituation seiner ProtagonistInnen. Da quält ein grober, fitnesscentergestählter Vorstadtknabe seine schweigsame Freundin mit rasender Eifersucht. Eine bemitleidenswert masochistische Lehrerin ist ihrem brachial-primitiven Strizzi-Liebhaber verfallen und lebt eine von Gewalt und Hassliebe durchtränkte Beziehung. Ein drittes Paar vegetiert sprachlos im gemeinsamen Eigenheim dahin, nachdem seine Ehe am Tod des gemeinsamen Kindes zerbrochen ist.

Ein verwitweter Pensionist lässt sich von seiner Haushälterin auch mal mit mehr als nur frischer Wäsche und echter Hausmannskost entzücken. Inmitten der kleinbürgerlichen Stadtrandidylle klappert ein gestresster Vertreter für Alarmanlagen adrett-nichtssagende Träume vom eigenen Haus ab. Der vertrauenswürdige Herr nützt scham- und hilflos die Naivität einer geistig zurückgebliebenen, sehr gewöhnungsbedürftigen Autostopperin aus, welche sich kreuz und quer durch die triste Einkaufscentergegend kutschieren lässt.

Seidl stellt gnadenlos ehrlich die alltäglichen Tragödien mangelnder Fähigkeit zu zwischenmenschlicher Kommunikation dar. Seine Bilder sind mitunter schockierend, aber nicht grenzenlos voyeuristisch. Die dargestellten Charaktere wirken sehr authentisch. SchauspielerInnen und LaiInnen ergänzen sich ausgezeichnet dabei, die ZuschauerInnen in die Abgründe der menschlichen Seele blicken zu lassen. Ein Hoch dem österreichischen Film!

(ama)


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