"Code inconnu"
("Unbekannter Code")

Frankreich 2000
Regie: Michael Haneke
Mit: Juliette Binoche, Thierry Neuvic, Alexandre Hamidi, Josef Bierbichler, Paulus Manker u. a.


Einen ziemlich guten und ästhetisch interessanten Film des Österreichers Michael Haneke kann man seit kurzem in den Kinos zu sehen bekommen.
Eine Szene daraus: Paris in der Jetzt-Zeit; ein junger Franzose will nicht, wie sein Vater will, nämlich dessen Hof übernehmen; angespannt und zornig wirft er das Papier, welches er vor kurzem nebst einem Baguette aus der Hand seiner ersten Anlaufstation in der Hauptstadt, einer erfolgreichen
Schauspielerin, erhalten hat, in die geöffneten Hände einer Bettlerin; das sieht ein anderer jugendlicher Franzose, Sohn schwarzafrikanischer Einwanderer, er stellt den anderen zur Rede, verlangt von ihm, er möge sich bei der Bettlerin entschuldigen, es entsteht eine Rauferei, die bald von der Polizei unterbrochen wird.
Die Geschichte, das erfahren wir in einer anderen Szene, endet am schlechtesten für die Bettlerin aus Rumänien, die sich nämlich illegal in Frankreich aufhält und nun abgeschoben wird - ab in die Heimat. Dorthin wird sie von dem für diesen Zweck ins Rumänische springenden Regisseur verfolgt, so wie er - für geraume Zeit - auch den Werdegang aller anderen in obige Szene verwickelten Personen weiterverfolgt, sie in geschätzten 5-10minutenlangen Szenen abwechselnd in verschiedenen Facetten ihrer Art in der Welt zu leben zeigt.
Offensichtlich handelt es sich dabei um sehr unterschiedliche innere und äußere Welten, die da zu einem Mosaik verarbeitet werden und die es, wo sie einander berühren, meist mit Verständigungsschwierigkeiten bzw mit einem stark wirkenden unbewussten Anteil zu tun haben. Man bekommt Einblicke in die Elite zwischen sich dem Einfachen Zuneigenwollen, freiwilliger und unfreiwilliger Isolation, den Reichtum zwischen Langeweile, schlechtem Gewissen und ständiger Angst vor Verlust, die Armut zwischen dem Kampf ums Überleben und dem Gefühl der Minderwertigkeit, frisches Blut zwischen Idealismus und Anpassung etc. Durch den gemeinsamen, menschlichen Anteil spiegeln diese vielen modernen Welten einander und lassen erahnen, warum es
die Spezies Mensch weit weg von einem harmonischen, zwanglosen und zufriedenen Pfad verschlagen hat.

(weg)