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Und sie erbat ein Geschenk von Jupiter, ohn´ es zu nennen.
Fordere, was dir gefällt, antwortet´ er, alles gewähr' ich.
Und daß völlig du glaubst: auch des stygischen Stromes Gewalten
Sein uns Zeugen des Schwurs; selbst Göttern ein Graun ist die Gottheit.

Froh des Wehs, und zu reichlich begabt, und dem Tode durch blinde
Zärtlichkeit nahegeführt, sprach Semele: So wie der Juno
Du in deiner Gestalt als liebender Gatte dich nahest,
So gewähre dich mir. Den Mund der Redenden wollte
Schließen der Gott; doch entflohn war bereits die beschleunigte Bitte.

Jupiter seufzt; denn es kann so wenig ihr Wunsch ungewünscht sein,
Als ungeschworen sein Schwur. Drum steiget er, voll der Betrübnis,
Hoch zum Äther empor, und winkt nachfolgende Wolken
Hinter sich her; Platzregen und Leuchtungen, wehend mit Winden,
Fügt er dazu, auch Donner, und treffende Strahlen des Donners.
Aber er strebt, was er kann, sich selbst die Kräfte zu nehmen.
Nicht die Glut, die Typhöus den hundertarmigen nieder
Donnerte, waffnet ihn jetzt; zu groß ist die Heftigkeit jener.
Noch ein leichterer Blitz ist dort, dem die Hand der
Zyklopen
Weniger Wut und Flamme verlieh, und weniger Zornes:
Zweites Geschoß von den Göttern genannt: Dies nimmt er, und wandelt
In das kadmeïsche Haus. Es ertrug den ätherischen Aufruhr
Nicht der sterblichen Leib; in dem Brautgeschenke verbrannt´ er.

Aber die noch unzeitige Frucht wird dem Schoße der Mutter
Schleunig entrafft, und dem Vater das Kind (wenn glaublich die Sag´ ist)
Sanft
in die Hüfte genäht; wo die reifenden Mond´ es erfüllet.
Ino erzog in der Wiege zuerst den geheimlichten Neffen.
Hierauf ward er der Pflege niseïscher Nymphen vertrauet,
Die im Geklüft ihn bargen, und Milch ihm reichten zur Nahrung.


(aus den Metamorfosen des Ovid)
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