Ich vertreibe mir die Zeit mit Kiffen und denke dabei an Mumtaz. Es ist jetzt eine Woche her, dass wir im Jallo Park waren, und sie fehlt mir. Einmal habe ich versucht, sie unter ihrer Handynummer zu erreichen, aber dann war Ozi dran, und ich habe aufgelegt, ohne etwas zu sagen.
Immer wenn ich einen Joint drehe, hebe ich ihn eine Weile auf, in der Hoffnung, dass sie mich besuchen kommt und wir ihn zusammen rauchen können. Aber sie kommt mich nicht besuchen. Und Manucci hat offenbar die Fliegentüren aufgelassen, denn es scheinen von Abend zu Abend mehr Motten zu werden, die ins Haus geflogen kommen, um Kerzenflammen kreisen und in der Dunkelheit umhersirren. Wenn ich sie erwische, schlage ich sie tot, bis meine Finger ganz schmierig sind von ihrem Silberstaub. Doch da der größte Teil des Hauses abends im Dunkeln liegt, bin ich gegen ihr Eindringen so gut wie machtlos. Manchmal, wenn Manucci schon schläft und ich mich mit niemandem mehr unterhalten kann, rauche ich noch etwas, hole meinen Badmintonschläger hervor und erledige ein paar. Wenn ich eines der größeren Exemplare gegen die Decke schmettere, ertönt gelegentlich ein wohltuendes ping, doch meistens verpuffen sie lautlos zu Staub.
Eines Abends, das Jagdfieber hat mich gepackt, ich schwitze in der Hitze und bin von Kopf bis Fuß mit Mottenstaub bedeckt, hupt draußen vor dem Tor ein Wagen.
Es ist Mumtaz. Sie sagt kein Wort, als sie mich so sieht, mit nacktem Oberkörper und dem Badmintonschläger in der Hand. Ich nehme sie mit aufs Dach.
"Ozi ist verreist", sagt sie. "Und Muazzam heult in einer Tour. Ich habe ihn bei Pilar gelassen. Ich musste mal raus. Ich wollte dich sehen."
"Möchtest du einen Joint?"
"Bitte."
Einer steckt auf Vorrat in meiner Zigarettenschachtel; ich zünde ihn an und reiche ihn ihr.
Ich betrachte ihr Gesicht im Schein der Glut. Sie wirkt besorgt.
"Woran denkst du?" frage ich.
Sie gibt mir den Joint zurück und sieht mir beim Rauchen zu, sagt aber nichts. Plötzlich streckt sie den Arm aus und wischt mir mit der Handkante den Schweiß von der Schulter. "Was hast du gemacht?" fragt sie.
Meine Finger zittern, und ich lasse den Joint fallen, damit sie es nicht merkt. Die Spitze bricht ab und glimmt einsam weiter, der Rest bleibt zwischen meinen Füßen liegen. "Motten erlegt", antworte ich. Meine Schulter brennt, wo sie mich berührt hat.
"Ich möchte dich küssen", sagt sie.
Ich höre meinen Atem.
Sie schiebt ihre Finger zwischen meine, und ich umschließe sie mit meiner Faust. Unsere Blicke begegnen sich, und ich schaue weg, doch sie beugt sich vor, bis ihre Stirn sich gegen meine presst, ihr Haar mein Gesicht umfließt und ihr Atem meine Lippen streift.
Sie küsst mich.
Und wir tasten und schmecken, erforschen einander, ich habe Angst, bin überwältigt, will und will doch nicht, alles zugleich. Ein Schauer jagt durch unsere Körper, und die Hitze der Nacht trocknet den Speichel und den Schweiß auf unserer Haut. Sanft werde ich aufs Dach gedrückt, und verwitterte Ziegel bohren sich in meinen Rücken. Sie holt ein Kondom aus ihrer Handtasche, liebkost dabei zärtlich meinen Hals. Dann schlafen wir miteinander, mein Blick folgt der Linie ihres Körpers über mir, und plötzlich sehe ich den Mond, rund, vollkommen, rostrot leuchtend, als sei er die Flamme, sie die Kerze.
Sie nimmt mich in sich auf und lässt mich nicht mehr los. Es ist wie ein kleiner Tod. Ich halte sie umklammert, jeder Muskel angespannt, fordernd, schwellend, drängend. Und ich weiß, dass sie weiß, was ich fühle, weil die Flüsse unserer Tränen sich vereinen.
Danach, als sie mich allein zurücklässt, rieche ich den mit ihrem Schweiß und meinem Schweiß vermischten Mottenstaub auf meinem Körper.


Aus "Nachtschmetterlinge" von Mohsin Hamid.