Gerlis Zillgens: "Ein Kuss zu viel"

"Heute ist das Problem, dass ich mir vier Kugeln Pistazieneis mit doppelter Portion Schlagsahne von meinem Taschengeld selbst kaufen kann, jedenfalls bis ungefähr zum zwanzigsten des Monats, aber sie machen mich einfach nicht mehr glücklich. Und zwischen Glücklichsein und Unglücklichsein gibt es circa achthundertsiebenundvierzig Abstufungen, von denen mich achthundersechsundvierzig sehr verwirren. Alles ist ungeheuer kompliziert geworden."


Die in Köln lebende Autorin Gerlis Zillgens veröffentlichte bereits einige Kurzgeschichten und Romane zum Thema Liebe. Der nun vorliegende Band ist ihr erstes Jugendbuch. 
Für eine österreichische Rezensentin scheint es Pflicht, zur baldigen Lektüre zu raten - zu zeitgeistig wirken die deutschen Jugendsprachausdrücke und ebenso kurzlebig könnte die Strahlkraft der immer wieder zitierten gerade angesagten oder eben nicht angesagten aktuellen Stars leuchten oder sternenhaft schnell verglühen.

Der vermutlichen Leserzielgruppe der etwa zehn- bis vierzehnjährigen Mädchen wird die Sommergeschichte von Sophie und ihren Ferienabenteuern auf Fuerteventura gefallen. Dort bekommt ihr alleinerziehender malender Vater die Möglichkeit in einem ihm eigens zur Verfügung gestellten Atelier zu arbeiten und eine Ausstellung zu veranstalten.
Mit viel List schafft es Sophie, dass auch ihr bester Freund Jonas und seine Eltern ihren Urlaub dort verbringen. Somit drohen ihr weder Langeweile noch Einsamkeit. Womit Sophie jedoch nicht rechnet, ist ihre Begegnung mit dem am Flughafen auftauchenden Patrick: blond, hübsch, sommersprossig und ebenfalls auf der Reise nach Fuerteventura. Es passiert Neuartiges und Merkwürdiges mit ihr - bei seinem Anblick scheint Sophie plötzlich zu schweben, ihr Bauch zu lächeln und ihre großen Zehen stehen senkrecht nach oben. Sophie wirkt völlig weggetreten und ihr Gehirn setzt ebenso aus wie ihr Gehör, sogar ihre Hände werden schweißnass, während sie ihr Herz im Hals pochen zu spüren vermeint.
Das Abenteuer Urlaub nimmt seinen Lauf und Sophie lernt auf der Kanareninsel neue Menschen kennen, unter anderem die unsympathische Galeristin Silvie Andersen, die sich viel zu aufdringlich an Sophies Vater heranmacht, sowie die dunkelhaarige, gut aussehende gleichaltrige Anna, die sehr bald ihr augenscheinliches Interesse an Patrick zeigt, sehr zum Missfallen von Sophie.

Viel geschieht in diesen Wochen - Sophie ertrinkt beinahe, verliebt und entliebt sich, hat viel Spaß und auch Kummer und zuguterletzt ist sie ein Stückchen erwachsener geworden, klärt das eine oder andere Missverständnis auf, kennt ihren Platz im Leben besser und ist sich über ihre Gefühle im klaren. 
"Ein Kuss zu viel" ist ein spannender, spritziger Mädchenroman - vielleicht als Urlaubslektüre am Weg nach Fuerteventura?

(Gabriele Klinger; 06/2004)


Gerlis Zillgens: "Ein Kuss zu viel"
rororo Rotfuchs, 2004. 192 Seiten. (Ab 12 J.)
ISBN 3-499-21272-2.
ca. EUR 7,10. Buch bestellen

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