Carl Jonas Love Almqvist: "Die Woche mit Sara"

Keine belletristische Veröffentlichung hat in Schweden jemals so viel Aufsehen erregt wie das Erscheinen dieses Romans im Jahr 1839.  Almqvist ist neben Strindberg die faszinierendste Schriftstellerpersönlichkeit der schwedischen Literatur.
"Die Woche mit Sara" führte zum Abbruch von Almqvists Beamtenkarriere: Beschimpft als "Sittenverderber" und "Verführer der Jugend" verlor Almqvist  seine Anstellung und floh (aus anderen Gründen) 1851 wegen eines drohenden Prozesses nach Amerika.


Der einstige Skandalroman zeichnet das Porträt einer selbstständigen jungen Frau, die für die freie Liebe eintritt - eine Provokation für Almqvists Zeitgenossen!

Der junge Sergeant Albert befindet sich auf einer Schiffsreise über den Mälarsee um sein Erbe zu begutachten und dessen Verwaltung zu beginnen. An Bord des Fährschiffes lernt er eine hübsche junge Frau kennen, die ihm aufgrund ihres ungewöhnlichen Verhaltens auffällt. Zunächst reist sie durch einen dummen Zufall allein, und trotz ihres etwas höheren Standes wechselt sie, sobald sie allein ist, in die Kleidung einer Dame niederen Standes. Damit wird sie für den jungen Mann interessant und er beginnt sich mit ihr anzufreunden - worauf sie zunächst sehr zurückhaltend reagiert.

Bei einem Landgang kommen sich Albert und die Schöne näher, und der junge Unteroffizier erfährt ihren Namen: Sara Videbeck. Sie führt nach dem Tod ihres Vaters sehr erfolgreich dessen Glasereiwerkstatt weiter und kümmert sich außerdem um ihre schwerkranke Mutter. Sara ist geschäftlich unterwegs und zeigt sich dem jungen Mann bald sehr zugetan.

Dieser ist allerdings irritiert wegen ihres sehr großen und klaren Freiheitswillens, der für junge Frauen in der damaligen Zeit als sehr ungewöhnlich gelten muss. Vor allen Dingen Saras absolute Ablehnung der Institution Ehe bereitet Albert zunächst große Schwierigkeiten; Schwierigkeiten, denen sich auch der Autor Almqvist nach Veröffentlichung des Romans in Schweden gegenüber sah, und die mitverantwortlich dafür waren, dass sein Werk im eigenen Land lange unter dem Tisch gehalten wurde.

In der heutigen Zeit erscheint dieser Roman vielleicht eher wie eine in vornehmem Plauderton erzählte niedliche kleine Geschichte über einen jungen Mann, der in Bezug auf das sogenannte "schwache" Geschlecht entschieden desillusioniert wird. Bemerkenswert sind die sprachliche Dichte sowie die Qualität der Beschreibungen. Die Eindringlichkeit des Werkes in der damaligen Zeit könnte manch modernem Leser ohne das erklärende Nachwort der deutschen Ausgabe verborgen bleiben. Gerade das Nachwort ist geeignet, Interesse für die übrigen Werke Almqvists zu wecken, die ihrer Wiederentdeckung harren.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2005)


Carl Jonas Love Almqvist: "Die Woche mit Sara"
(Originaltitel "Det gar an")
Aus dem Schwedischen von Anne Storm.
Gebundene Ausgabe:
Kindler, 2004. 160 Seiten.
ISBN 3-463-40457-5.
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Taschenbuch:
Rowohlt, 2005. 160 Seiten.
ISBN 3-499-23980-9.
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Hörbuch:
Jumbo Neue Medien, 2005.
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Carl Jonas Love Almqvist wurde am 28. November 1793 geboren. Das umfangreiche Werk des vielseitigen schwedischen Dichters umfasst Lyrik, phantastische und realistische Romane, Novellen, Dramen sowie Streitschriften, in denen er Stellung zu den Fragen seiner Zeit nahm. Er war ein Mann voller Widersprüche: Obwohl mit vielen seiner Werke der Romantik verpflichtet, gilt er als "Schwedens modernster Dichter". Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Romane "Das Geschmeide der Königin" und "Die Woche mit Sara".
1865 nach Europa zurückgekehrt, lebte Almqvist unter falschem Namen. Er starb am 26. September 1866 in Bremen.

"Das Geschmeide der Königin"
Schweden, kurz nach der Französischen Revolution. Auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper wird König Gustav III. angeschossen und stirbt kurz darauf. Unter den entsetzten Anwesenden macht bald ein Gerücht die Runde: Ein bildschönes, seltsames Wesen, ein Mädchen in Männerkleidern oder ein junger Mann, soll den König in die Nähe des Täters gelockt haben. Wer ist Tintomara, das verführerische Wesen, das allen Menschen die Sinne verwirrt? Almqvist hat ein flirrendes Vexierspiel voll romantischer Ironie geschaffen, das die unterschiedlichsten Motive, Stile und Formen miteinander verschmelzen lässt. Der Stoff wurde vielfach bearbeitet, unter anderem von Giuseppe Verdi in seiner Oper "Un ballo in maschera".
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