Georg Bydlinski: "Sieben auf der Suche"


Sieben seltsame Gestalten sind da auf der Suche. Auf der Suche wonach, wird man gleich fragen - bitte noch ein wenig Geduld, sehen wir uns zuerst diese Gestalten an:
"Woher sie kamen weiß niemand genau. Sie seien bei der Produktion eines Zeichentrickfilms übrig geblieben, sagen die einen. Andere behaupten, ein Comic-Zeichner habe sie entwickelt und dann vergessen. Ein Zeitungsreporter glaubte zu wissen, sie seien aus einem Videospiel entlaufen, dessen Handlung ihnen nicht gefiel. Der Reporter der Konkurrenzzeitung erwiderte darauf, alles sei reine Erfindung des Reporters, eine Zeitungsente sozusagen."

Tja, niemand scheint sie zu wollen: die blaue Ente mit den Adlerflügeln, Siebenhonig, den plumpen Braunbären, das Propellerschweinchen, den wandernden Baum (eine Lärche - informiert uns der Autor), den Stecknadelsaurier, den man fast nur mit einer Lupe sieht, das griesgrämige Hundegnu und den kleinen Roboter, der nach Maschinenöl duftet. Gemeinsam wandern sie herum, und jeden Abend erzählt einer aus diesem erlesenen Kreise seine Geschichte.
Nach diesen ersten sieben Kapiteln markiert "Siebenhonigs Ballade vom Suchen" die Mitte des Buches. Danach folgen gemeinsame Abenteuer der sieben Freunde in der Stadt, im Zoo, im Wald, im Dorf, in einer Höhle, mit Bienen und am See. Abenteuer an sieben Orten also.

Formal hat das Buch einen eigentlich recht interessanten Rahmen. Sieben Freunde, sieben Orte, 14 Kapitel/Erzählungen. Die Wahl der Orte erinnert an Stationen in einem (modernen) Märchen: Stadt, Wald, Höhle. Inhaltlich erfüllt das Buch diese Vorgabe nicht. Die Figuren bleiben artifiziell, und somit gewinnen ihre Erlebnisse auch nicht an Tiefe, sondern bleiben an der Oberfläche verbundene Geschichten. Was die Sieben suchen, bleibt auch eher nebelig. Heimat, Dazugehören, Nicht-ausgestoßen-Sein.
Die Idee wäre schon richtig, aber muss man dazu derart unlogische Figuren erfinden? Für Tommi Kühberger - so steht es im Anhang - ist dies das erste Kinderbuch, das er illustriert. Ein noch unauffälliger Anfang, aber man möchte schon gerne weitere Arbeiten von ihm sehen.

 (Die Prinzessin; 08/2003)


Georg Bydlinski: "Sieben auf der Suche"
Dachs Verlag, 2003. 100 Seiten. 
ISBN 3-85191-287-X.
ca. EUR 10,60.
Buch bestellen