Martin Auer, Manuela Olten: "Das ganz, ganz kleine Schwein mit dem ganz, ganz großen Hunger"


Ein ganz, ganz schönes Bilderbuch, wenn man nur einen sehr, sehr kleinen Hunger hat

Was tun, wenn man partout keinen Hunger hat und auf dem Speiseplan auch noch Spinat steht? Vielleicht kann man Mama mit einer tollen Geschichte vom Essen ablenken.
Tim, der kleine Filou, versucht es jedenfalls mit dieser Variante. Und wenn so eine Geschichte gerade im Kopf angekommen ist, eigentlich gar keine Zeit hat und auch gleich wieder weiter will, dann muss Mama schon einmal zuhören.

Also fängt der Steppke an zu erzählen:
"Es war einmal ein ganz, ganz kleines Schwein, das hat einen ganz, ganz großen Hunger gehabt! Und weil es einen ganz, ganz großen Hunger gehabt hat, hat es den ganzen, ganzen Schweinetrog leer gefressen. Und davon ist das ganz, ganz kleine Schwein gewachsen, und sein ganz, ganz großer Hunger ist auch gewachsen ..."

So beginnt die hübsche kleine Erzählung des österreichischen Autors Martin Auer, der 1986 sein erstes Kinderbuch veröffentlichte, dem mittlerweile über zwanzig weitere gefolgt sind und für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, so zum Beispiel mit dem "Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis" 1994 und 1998. Aber ganz so harmlos entwickelt sie sich im weiteren Werdegang nicht. Tim steigert sich immer mehr in seine Geschichte des alles, alles fressenden ganz, ganz kleinen Schweinchens hinein.

Denn mit dem Schweinetrog gibt es sich noch lange nicht zufrieden. Nachher frisst das ganz, ganz kleine Schwein auch noch alle, alle Kartoffeln aus dem Keller, alle, alle Cornflakes, Tiefkühlpizzas, Fischstäbchen und alle, alle Schokoriegel nebst Verpackungsmaterial aus dem Supermarkt und wird immer, immer größer. Doch sein großer, großer Hunger wächst mit ihm. Bald gibt es nichts Essbares mehr, und so verschlingt das ganz, ganz kleine Schweinchen auch noch alle, alle Fernsehapparate, Staubsauger, Waschmaschinen, Autos, Kinderdreiräder, Autobusse, Verkehrsampeln, Wartehäuschen und und und ...

Am Ende bleibt nichts vom ganz, ganz kleinen Schweinchen verschont, sogar Städte, Dörfer, Berge, Flüsse, Meere und alle alles wird ratzekahl verputzt. Es frisst und frisst und wird immer größer und ist am Ende ganz, ganz allein auf der Welt mit seinem ganz, ganz großen Hunger.

"'Und dann?', fragte die Mama. 'Dann war alles aus!' sagte der kleine Tim" und fragt seine Mutter ganz verschmitzt: "... aber ist es schlimm, wenn ich heute nur einen ganz, ganz kleinen Hunger habe?"

Der herrlich spitzbübischen Geschichte hat Manuela Olten ein visuelles Pendant entgegengestellt, was wunderbar mit Martin Auers pointiertem, knappem Text in kindgerechter Sprache harmoniert. Ihre frechen Illustrationen sprechen fast für sich allein.
Auffällig an den wenigen Figuren sind ihre kleinen Gurkennasen, breiten Münder und die pausbäckigen Gesichter, die man durch ihre Mimik, Gestik, ihre ausdrucksvollen Augen sowie die dünnen Gliedmaßen sofort ins Herz schließt.
Die bunten, aber durchgängig in sehr warmen Farben und mit schnellem Strich und vor allem viel Witz gemalten Bilder dieses Bilderbuches beschränken sich auf das Wesentliche bis auf einige wenige gezielt eingesetzte Details.

Fazit:
Ein starkes Bilderbuch zum Thema "Suppenkasper", das Eltern wie Kinder gleichermaßen lieben werden.
Empfohlen für Kinder ab drei Jahren.

(Heike Geilen; 03/2008)


Martin Auer (Text), Manuela Olten (Illustrationen): "Das ganz, ganz kleine Schwein mit dem ganz, ganz großen Hunger"
Beltz & Gelberg, 2008. ca. 32 Seiten. (Ab 3 J.)
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