Philip Waechter: "Rosi in der Geisterbahn"

Also gleich mal vorweg: Es ist ein wahrhaft herrliches Kinderbuch, das da dem Publikum vorgelegt wird! Von den ersten Zeilen und dem ersten Bild an zeichnet sich buchstäblich und visuell eine Geschichte ab, die das Thema Angst auf fantastische Art und Weise verarbeitet.


Rosi, ein kleines Hasenmädchen, hat einen schrecklichen Alptraum, der sie selbst am Tage noch verfolgt. Sie ist deswegen total fertig mit den Nerven und beschließt, einen "Traumspezialisten" zu konsultieren, wobei dieser freilich in der Realität ein Psychoanalytiker sein mag. Jedenfalls empfiehlt ihr dieser Mann ein Buch zu lesen, das sich mit Monstern beschäftigt. Es sind nämlich Monster, die das kleine Hasenmädchen in den Irrsinn zu treiben scheinen. Rosi ist begeistert von diesem Vorschlag, kauft sich rasch das Buch, und macht sich daran, den Monstern den Kampf anzusagen.

Und dann kommt der große Tag für Klein-Rosi. Sie beschließt, mit der Geisterbahn zu fahren und dort jenen Wesen zu begegnen, die ihr das Leben so zur Hölle machen. Nach nur wenigen Metern langsamer Fahrt steigt sie aus dem Wägelchen aus und läuft den Monstern entgegen. Sie macht sie mit wenigen Handgriffen unschädlich bzw. ist eifrig darum bemüht, diese schrecklichen Gesellen aus der Geisterbahn zu jagen. Das bemerkt der Besitzer der Geisterbahn, der mitansehen muss, dass sämtliche Monster total verschreckt im hintersten Winkel der Geisterbahn aneinander gelehnt kauern. Er gibt Rosi ein Jahr "Geisterbahnverbot", was sie aber überhaupt nicht stört. Sie belohnt sich für ihren Mut, ihren Ängsten entgegen gegangen zu sein, damit, dass sie sich ein Eis und eine Tasse Jasmintee genehmigt ...

Die wichtige Aufforderung, den tief im Inneren sitzenden Ängsten mit Mut zu begegnen und daraus neue Lebenskräfte zu gewinnen, wird mit dieser Geschichte herrlich illustriert. Rosi muss es wagen, sich nicht von den Dingen, die ihr Angst einjagen, klein machen zu lassen. Sie muss sich aufmachen, mit voller Kraft voraus zu gehen und an Stelle der Angst ein Vertrauen zu setzen, das in ihr selbst begründet ist.

"Rosi in der Geisterbahn" ist ein kleines Kunstwerk, das so etwas wie ein "Umkehrschluss" zum Märchen der Gebrüder Grimm "Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen", sein mag. Angst und Vertrauen sind zwei Seiten der selben Medaille. Und wenn diese tiefgehenden Gefühle so ausgezeichnet textlich und insbesondere illustratorisch umgesetzt sind wie im vorliegenden Fall, dann werden die Kinder große Freude daran haben. Die Geschichte eignet sich hervorragend zum Vorlesen und sei an dieser Stelle allen kleinen und großen Kindern anempfohlen!

(Klabauter; 05/2005)


Philip Waechter: "Rosi in der Geisterbahn"
Beltz & Gelberg, 2005. 28 Seiten. (Ab 3 J.)
ISBN 3-407-79337-5.
Buch bei Libri.de bestellen
Buch bei amazon.de bestellen

Philip Waechter wurde 1968 in Frankfurt am Main geboren.

Ein weiteres Buch des Autors:

"ich"

Bären sind den Menschen, wie wir wissen, nicht ganz unähnlich. Dieser Bär ist schön und toll und legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Er erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens, aber natürlich auch an den großen, und er ist für jeden Spaß zu haben. Und, das Schönste, er ist auch schlau. Manchmal spürt er, dass er etwas ganz Besonderes ist. Trotzdem gibt es manchmal Tage, an denen er sich schrecklich einsam fühlt. Und er macht sich schleunigst auf den Weg und läuft und läuft zu dir - "Schön, dass du da bist!"
Mit herzhafter Ironie und witzigem Blick erzählt Philip Waechter eine ganz einfache Geschichte. (Beltz)
Buch bei amazon.de bestellen