Doris Mayer: "Schuh-Schuh und Gänseblümchen"

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft
Illustriert von Karsten Teich


Sonntag, der 13. November 2005. Nieselregen in der Innenstadt - nicht gerade eine Einladung für einen Spaziergang. Aber der Weg ins Ensembletheater am Petersplatz erwies sich als durchaus lohnend.
Dort stellte nämlich Doris Mayer, eine 1958 in Eisenstadt geborene Autorin, die ihr Lebensweg zuerst in die Theater- und Film- bzw. Fernsehwelt geführt hatte bevor sie publizistisch tätig wurde, ihr erstes Kinderbuch, "Schuh-Schuh und Gänseblümchen", vor.

Gemeinsam mit der Kabarettistin Andrea Händler kehrte die Autorin mit der Wahl des Ortes der Buchpräsentation an ihre Wurzeln, das Theater, zurück, und so wurde diese zu einem reizenden, kleinen Theatererlebnis.
Die zahlreichen anwesenden Kinder genossen die Darbietung sichtlich und gingen begeistert mit. Andrea Händler als Maus mit Sprachfehler war auch wirklich köstlich, und zum Schluss fasste ein zartes Blondzöpfchen zusammen: "Das war aber luuuustig!"

Bei der eigenen Lektüre schlich sich aber dann doch leise Enttäuschung ein.
Rückblickend erzählt die Siamkatze Schuh-Schuh von ihrer ungewöhnlichen Freundschaft mit der kleinen Maus Gänseblümchen. Einer Freundschaft, die durchaus ungewöhnlich ist und auch immer wieder durch die Natur der beiden auf eine harte Probe gestellt wird. Rund um dieses Spannungselement ordnen sich dann diverse gemeinsame, bedrohliche Erlebnisse.

Und hier offenbart sich eine Schwäche der Erzählung. Volksschulkinder, und für diese Altersgruppe ist das Buch geeignet, schätzen zwar fantasievolle Erzählungen, haben aber sehr oft einen durchaus realistischen Zugang zur Wirklichkeit. Die Geschichte positioniert sich nicht eindeutig als fantastisch oder realistisch - beide Elemente sind miteinander verwoben und lassen den klaren Blick auf das Tier mit seinen angeborenen Eigenschaften verschwinden. Viele Kinder besitzen selbst eine Katze oder vielleicht sogar ein kleines Mäuschen zu Hause und können das beschriebene Verhalten sehr gut beurteilen. Die Verbindung Maus und Computerbenützungfähigkeiten, na ja, eher das Beknabbern der Kabel würde mir dazu einfallen ... Um als fiktive Erzählung eingeordnet zu werden, gibt es zu viele reale Elemente - für eine realistische, zoologisch korrekte Darstellung ist zu viel im Reich der Fantasie angesiedelt.

Maus mit Sprachfehler, Kätzchen mit "Schnackerl", hmmm, vordergründig lustig, aber was ist mit Kindern mit Sprachfehler - können wir über die auch lachen??
Katzenhaarallergie, Umweltprobleme, Krebs bei Kindern, Internetcafé, Museumssicherung - die Autorin verpackt viele Themen in die kleine Geschichte. Mir sind es zu viele. Weniger, aber sorgfältig aufbereitet, wäre hier mehr gewesen.

Doris Mayer bemühte sich, um das Lesevermögen von Siebenjährigen nicht zu überfordern, die Sprache einfach zu halten. Durch diese Einfachheit erhält das Buch etwas Sprödes, es fehlt Rhythmus und innere Spannung aus der Sprache heraus. Kindersprache ist in der Kinderliteratur nicht notwendig.
Reizend, weil weit von süßlichen Klischees entfernt, sind die Illustrationen.
Trotzdem, Kinder werden das Buch "lieb" finden - sprechen Sie als Erziehungsberechtigte mit ihm darüber.

(Helene Boden; 11/2005)


Doris Mayer: "Schuh-Schuh und Gänseblümchen"
Picus Verlag, 2005. 83 Seiten.
ISBN 3854528833.
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