Martin Baltscheit und Christine Schwarz: "Ich bin für mich!"


Irgendwo wird immer gewählt. Ist es nicht gerade die Wahl zum neuen Deutschen Bundestag, dann sind es bald zu Beginn des neuen Schul- und Kindergartenjahres die Wahlen zu den Elternbeiräten oder die Wahl des neuen Klassensprechers oder der neuen Klassensprecherin. Und immer haben alle die Qual der Wahl. Während bei politischen Wahlen der Bürger und auch die interessierten "kleinen" Bürger kaum noch den Überblick behalten, ist es bei den Wahlen im überschaubaren Bereich wie in den Beiräten der Kindertagesstätten und Schulen schwer, überhaupt jemanden zu finden, der das Amt übernimmt und sich entsprechend dafür einsetzt.

In ihrem schön aufgemachten und witzig in Szene gesetzten neuen Bilderbuch "Ich bin für mich. Der Wahlkampf der Tiere" haben Martin Baltscheit und Christine Schwarz dieses Dilemma lustig und mit viel hintergründigem Humor dargestellt.

Seit die Tiere zurückdenken können haben sie alle vier Jahre ihren König gewählt, und immer wurde es der Löwe. Brav bedankt er sich dafür bei seinen Untertanen mit Freibier und Bockwurst. Eines Tages aber taucht eine kleine graue Maus auf und stellt diese Wahl ohne Wahl in Frage und fordert Gegenkandidaten. Der Löwe ist gezwungen, sich der Maus zu stellen und lässt ein Plakat von sich malen. Aber die Maus kontert ... mit einem riesigen Straßenplakat von der Größe eines halben Tennisfeldes.

Daraufhin bekommen die andere Tiere erst richtig Lust auf die Sache, und jede Art schickt einen Kandidaten ins Rennen, natürlich mit streng auf die eigene Art und Arterhaltung begrenzten Wahlversprechungen. Fordern die Mäuse ein absolutes Mäusefressverbot für Katzen, verspricht ein vornehmer Kater, der für Katzen kandidiert, täglich frisches Mäusefleisch.

Und so geht das weiter über viele lustige Seiten. Endlich kommt die Wahl, und was man schon ahnt , trifft ein: Jedes Tier hat für sich selbst gestimmt, nur der Löwe hat sich vornehm enthalten. Damit ist er abgewählt. Seine ehemaligen Untertanen jubeln, doch schon kurz danach brechen Chaos und Anarchie aus, weil jeder gegen jeden kämpft.

Die kleine Maus, die zuerst diese Wahl gefordert hatte, sagt zum Löwen: "Und was machen wir nun ?"

"Neuwahlen!" brüllt der Löwe. Die Tiere erschrecken, und weil sie die Lust verloren haben, König zu spielen, tun sie, was der Löwe ihnen rät. Da sich nur ein einziger Kandidat zur Wahl stellt, ist es auch ganz einfach: der stumme Karpfen gewinnt.
Und wahrscheinlich ist die nächste Katastrophe schon vorprogrammiert.

Dieses kluge Buch eignet sich gut zum Vorlesen und anschließenden gemeinsamen Gespräch mit den Eltern, denn ohne erläuterndes Gespräch ist es für Kinder vor der Grundschule schwer nachzuvollziehen.

(Winfried Stanzick; 09/2005)


Martin Baltscheit und Christine Schwarz: "Ich bin für mich!"
Bajazzo, 2005. 40 Seiten. (Ab 4 J. bzw. für jedes Alter)
ISBN 3-907588-66-5.
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Martin Baltscheit wurde 1965 in Düsseldorf geboren, wo er auch heute lebt. Er studierte an der Folkwang-Schule in Essen Kommunikationsdesign. 1996 wurde er für den Max & Moritz-Preis als bester deutscher Comiczeichner nominiert. Er hat zahlreiche Bilderbücher illustriert und geschrieben und Theaterstücke, Hörspiele, Trickfilme und eine CD-Rom für Kinder veröffentlicht.
Lien zur Netzseite von Martin Baltscheit: http://www.baltscheit.de.
Christine Schwarz wurde 1974 in Langenfeld geboren und lebt in Düsseldorf. Sieben Jahre lang arbeitete sie als Krankenschwester auf einer Station für Knochenmarktransplantation in Essen.

Ein weiteres Kinderbuch des Duos:

"Gold für den Pinguin"
In seinem Iglu sitzt der kleine Pinguin, knabbert Makrelen und sieht im Fernsehen ein Sportfest. Da schwimmen Menschen um die Wette und einer gewinnt die 100 Meter in 1 Minute und 22 Sekunden. Der Pinguin schüttelt den Kopf. Diese Zeit würde sein Großvater mit einer Flosse machen! Also auf zu den Olympischen Spielen!
Natürlich gewinnt der Pinguin alle weiteren Schwimmwettbewerbe. Doch weil ihm die Medaille wegen Tragens unerlaubter Flossen aberkannt wird, bekommt der König der Tiere, der Löwe, einen Wutanfall. Er befiehlt, dass alle Tiere sich auf die Reise zu den Spielen machen sollen. Und so geschieht es. Der Bär tritt im Kugelstoßen an, das Känguru boxt, der Elefant hebt Gewichte, die Affen turnen - und natürlich bleibt keine einzige Medaille für die Menschen übrig. Darüber werden die so schrecklich traurig, dass sie das gute Herz des Löwen rühren ...
Eine heitere Geschichte um das Motto des Barons von Coubertin: Mitmachen ist wichtiger als Siegen! (Bajazzo; ab 5 J.)
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