Weide
Salix

Weiden existieren in Busch- und Baumform. Die Blätter der Weiden sind schmal und lang, die Kätzchen flauschig-weich und zumeist von silbriger Färbung.
Obwohl die Vertreter der Gattung Salix genügsam und ausdauernd sind, bevorzugen sie feuchte Standorte, beispielsweise am Rande von Gewässern.
Im zeitigen Frühjahr stellen die Weidenkätzchen die erste Nahrungsquelle für Bienen dar.
In hiesigen Breiten ist Salix caprea heimisch. Diese Pflanze kann bis zu 5 m hoch werden und blüht bereits im Februar
. Die recht bekannte Trauerweide, Salix alba 'Tristis' erreicht eine Höhe von bis zu 15 m. Das sprießende Grün im elegant herabwehenden Zweigedickicht ist alljährlich ein erhebender Anblick.


Rainer Maria Rilke zum Thema Weide:


Georg Trakl schrieb das Gedicht Heiterer Frühling (2. Fassung):

1

Am Bach, der durch das gelbe Brachfeld fließt,
Zieht noch das dürre Rohr vom vorigen Jahr.
Durchs Graue gleiten Klänge wunderbar,
Vorüberweht ein Hauch von warmem Mist.

An Weiden baumeln Kätzchen sacht im Wind,
Sein traurig Lied singt verträumt ein Soldat.
Ein Wiesenstreifen saust verweht und matt,
Ein Kind steht in Konturen weich und lind.

Die Birken dort, der schwarze Dornenstrauch,
Auch fliehn im Rauch Gestalten aufgelöst.
Hell Grünes blüht und anderes verwest.
Und Kröten schliefen durch den jungen Lauch.

2

Dich lieb ich treu du derbe Wäscherin.
Noch trägt die Flut des Himmels goldene Last.
Ein Fischlein blitzt vorüber und verblaßt;
Ein wächsern Antlitz fließt durch Erlen hin.

In Gärten singen Glocken lang und leis
Ein kleiner Vogel trällert wie verrückt.
Das sanfte Korn schwillt leise und verzückt
Und Bienen sammeln noch mit ernstem Fleiß.

Komm Liebe nun zum müden Arbeitsmann!
In seine Hütte fällt ein lauer Strahl.
Der Wald strömt durch den Abend herb und fahl
Und Knospen knistern heiter dann und wann.

3

Wie scheint doch alles Werdende so krank!
Ein Fieberhauch um einen Weiler kreist;
Doch aus Gezweigen winkt ein sanfter Geist
Und öffnet das Gemüte weit und bang.

Ein blühender Erguß verrinnt sehr sacht
Und Ungebornes pflegt der eignen Ruh.
Die Liebenden blühn ihren Sternen zu
Und süßer fließt ihr Odem durch die Nacht.

So schmerzlich gut und wahrhaft ist, was lebt;
Und leise rührt dich an ein alter Stein:
Wahrlich! Ich werde immer bei euch sein.
O Mund! der durch die Silberweide bebt.

... und in dem Prosatext Offenbarung und Untergang (Auszug):

(...) Da ich in den dämmernden Garten ging, und es war die schwarze Gestalt des Bösen von mir gewichen, umfing mich die hyazinthene Stille der Nacht; und ich fuhr auf gebogenem Kahn über den ruhenden Weiher und süßer Frieden rührte die versteinerte Stimme mir. Sprachlos lag ich unter den alten Weiden und es war der blaue Himmel hoch über mir und voll von Sternen; und da ich anschauend hinstarb, starben Angst und der Schmerzen tiefster in mir; und es hob sich der blaue Schatten des Knaben strahlend im Dunkel, sanfter Gesang; hob sich auf mondenen Flügeln über die grünenden Wipfel, kristallene Klippen das weiße Antlitz der Schwester. (...)

... und Georg Trakl schrieb auch das Gedicht


In Vlado Zabots Roman "Wolfsnächte" sind Weiden als geheimnisvolle Kulissen zu finden, wie die folgende Leseprobe zeigt:

(...) Es war seltsam. Und es dauerte seltsam an. Als er ging und ging ... Wie ein Zauber, wie ein Alptraum, den man nicht los wird - und aus dem man nicht rufen kann.
   Das Glöcklein klingelt das letzte Geleit und meint jemanden.
   Der Frost bedrängt.

   Und in den Gliedern ist Schwere und in den Gedanken immer weniger Wille und zwischen den Weiden vorn und hinten und rundherum in der weglos verschneiten Glätte ist Einsamkeit - im Schein der Laterne aber glitzert es fein, getüpfelt ... winzige Lichtchen, Fünkchen, Sternchen spielen in einem fort und scharen sich und lösen sich auf und wirbeln im weichen Weiß und wollen lieblich und reizend sein, glimmender, blinkender, winzig wimmelnder Wunderstaub, ha, der den Blick lockt und sich für den Traum am Strand eines weißen Sees anbietet, wo keine Weiden mehr sind, keinerlei Weiden, sondern weiß verzärtelte Frauen mit weiß verzärteltem Wunsch, stille Frauen, gute Frauen, die Wunderstaub träumen und herrenlos warten, um weiß zu lieben.
   Und dort ist einst.
   Weiße Vorzeit nach vor und nach hinten.
   Weiße Träume und weiße Lieben.
   Ein kleiner, stämmiger weißer Gott schreit eulen verliebt in der Nähe.
   Schweig, weißer Gott!
   Denn Traum ist taube Einsamkeit. Weiße Frauen schmiegen sich ein. Groß sind sie. Jaaa ... Groß. Und sie schweigen groß. Sie lieben groß. Sie wünschen groß. Jaaa ... Eine hatte sich ins Licht gedehnt und schlug ihm die Mitra herunter. Eine andere entriss ihm den Stab. Selbst das Glöcklein und den Lichtschein wollten sie ... Und sie drängten zusammen. Gar überall.
   Und sie wünschten. Schnappend. Wie Fische. (...)