Greg Bear: "Die Darwin-Kinder"

Bei diesem Roman handelt es sich um die Fortsetzung des preisgekrönten Romans "Das Darwin-Virus"


Elf Jahre nach den im vorigen Buch geschilderten Ereignissen sind Kaye und Mitch miteinander verheiratet und immer noch mit Stella auf der Flucht vor der Regierung und auch vor ihren Mitmenschen, die die "Virus-Kinder" am liebsten hinter Gefängnismauern sehen möchten, um die Gefahr neuerlicher Ansteckungen zu vermeiden. Shiver - eine Seuche, die viele Individuen umgebracht hat, war der Auslöser für die Ausrufung eines medizinisch-militärischen Notstands. Und so ist die kleine Familie ganz auf sich alleine gestellt.

Tatsächlich stehen die Drei aber bereits seit geraumer Zeit unter Beobachtung, denn die Regierung, vor der sie auf der Flucht sind, weiß längst, wo sich die Gesuchten befinden. Die Beobachter werden Zeugen der Entführung des jungen SHEVA-Mädchens durch einen halbprofessionellen Kopfgeldjäger, der SHEVA-Kinder aufliest und an die Behörden weitergibt. Dabei nimmt er es auch billigend in Kauf, dass bisweilen eines der Kinder deutliche Krankheitssymptome zeigt. Da es bis dahin so aussah, als ob SHEVA-Kinder nicht krank werden könnten, ruft dies viel Verwirrung hervor, und als nach der Befreiung der Kinder die Nachricht von erkrankten SHEVA-Kindern an die Öffentlichkeit dringt, reagieren die Menschen zunächst erstaunt - und nachdem bekannt wird, dass die Erkrankungs- und Sterberaten rasant ansteigen, wächst auch die Angst vor der Ansteckung so genannter "normaler Menschen" wieder. Diese Angst ist es, worauf die Regierung schließlich vorrangig reagiert - wie unangemessen und "unmenschlich" diese Reaktion im Endeffekt dann auch sein soll. So finden sich Kaye und Mitch bald als unfreiwillige Mitglieder von Krisenarbeitsgruppen eingesetzt, während Stella in eine Art Erziehungs- und Umerziehungslager kommt, wo sie das erste Mal auf Ihresgleichen trifft. Aber damit fangen für sie nur die Sorgen an, die sich im Zuge der beginnenden Pubertät und erster Sexualkontakte überdeutlich zeigen.

Die Frage, wie "human" man die SHEVA-Kinder behandeln muss, tritt für einige der Beteiligten angesichts der möglichen globalen Bedrohung in den Hintergrund. Es folgt ein zähes Ringen in den Medien und in der Regierung um die Rechte und Chancen der "neuen Menschen", vor denen sich die "alten Menschen" so irrational fürchten.

Ich beurteile dieses Buch als lehrreich in Bezug auf wissenschaftlich geklärte Hintergründe und verweise auf das Glossar der Fachbegriffe im Buch. Wer die Vorgeschichte nicht kennt, könnte gelegentlich Verständnisschwierigkeiten mit der Fortsetzung haben. Dies ist auch deshalb problematisch, weil am Ende von "Die Darwin-Kinder" eine Art Schachmatt erreicht wird, was dem Leser möglicherweise nicht gefällt, weil er offenbar noch ein drittes Buch kaufen soll ... Obwohl die ganze Geschichte von der Anlage her gut ist, kann dies von der sprachlichen Umsetzung stellenweise - zumindest in der deutschen Übersetzung - nicht behauptet werden. "Die Darwin-Kinder" mag Manchem immerhin ein intellektuell anregender Genuss sein.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2004)


Greg Bear: "Die Darwin-Kinder"
(Originaltitel "Darwin's Children")
Übersetzt von Usch Kiausch.
Spektrum akademischer Verlag, 2004. 544 Seiten.
ISBN 3-8274-1484-9.
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Greg Bear, 1951 geboren, ist Autor von nicht wenigen Büchern, die größtenteils dem Science-Fiction-Genre zuzuordnen sind. Für seinen Wissenschaftsthriller "Das Darwin-Virus" hat er 2001 den "Nebula" erhalten.