Die Leber des Menschen


... bringt ungefähr 1,5 bis 2 kg auf die Waage. Unersättlich wie sie nun einmal ist, lässt sie sich von 28 Prozent des Blutflusses durchspülen und verbraucht rund ein Fünftel des Körpersauerstoffes. Aus den Darmregionen fließt ihr nährstoffreiches Blut zu, aus den Arterien des großen Kreislaufs bezieht sie mit Sauerstoff angereichertes Blut. Sie ist das einzige Organ das die Fähigkeit besitzt, sich vollständig zu erneuern. 
Aber Achtung: Alles Fleischliche hat Grenzen, man denke nur an die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums, nämlich Leberzirrhose und - im Endstadium - das totale Aussetzen der Leberfunktion mit letaler Konsequenz. Versuche zeigen auffällige Werte von Stickstoffmonoxid (NO) und dem Peptid Endothelin in der zirrhotischen Leber. Zum gespannten Verhältnis zwischen Alkohol und Leber jedoch später ...

Damit die Verdauungsprozesse reibungslos ablaufen (und zum eigenen Wohlergehen), produziert die Leber Gallenflüssigkeit, die in den Darm geleitet wird. Täglich wird etwa ein halber bis ein ganzer Liter Gallensaft gebraut! Auch der Abbau von Fremdstoffen im Körper obliegt der Leber, die Ausscheidung überlässt sie der Galle und den Nieren. Darüber hinaus ist sie unter anderem Brutstätte für lebenswichtige Proteine und Bausteine der Blutgerinnung (besser klingt freilich: "Synthese zu exportierender Produkte"), Stoffwechselwächterin (Serumproteine, Fett, Glucose), auch "Entgifterin durch Biotransformation" sowie Hormongrundlagenproduzentin, weiters die größte Verdauungsdrüse ("Endabbau und Exkretion") des menschlichen Organismus, ein bedeutender Vitaminspeicher, ein mit Spurenelementen (darunter Mangan, Kupfer, Zink und Eisen) angefüllter Vorratskeller, Entlarverin und Bekämpferin von Tumorzellen sowie stolze Befehlshaberin über ein Heer von Abwehrmechanismen, die sie gegen Bakterien und Viren in die Schlacht schickt. Ein statistischer Wert zum Drüberstreuen: 70 Prozent aller im Körper vorhandener Makrofagen (Fresszellen) halten sich in der Leber auf.

Als ob das alles nicht schon genug Anlass zu Begeisterung wäre, kann die Leber etliche Hormone selbst herstellen und wirkt auch anderweitig an der Gesamtbefindlichkeit des Individuums mit, indem sie beim Abbau von Hormonen (als Beispiele seien die Sexualhormone, das Insulin oder das Wachstumshormon genannt) mitmischt.

Interessant ist die anscheinende Luxusgröße der menschlichen Leber: Man geht heute davon aus, dass ein Drittel der tatsächlich vorhandenen Lebermasse alle erforderlichen Funktionen erfüllen kann!
Ganz ohne Leber geht es freilich nicht! Dokumentiert ist, dass leberlose Menschenkörper nicht länger als fünf Stunden weiterleben.

 

Und nun, wie versprochen, zum Alkohol
- oder besser: Seinen Auswirkungen auf die Leber

Unter Leberzirrhose versteht man (so man des spezifischen Vokabulars kundig ist) die irreversible knotige Umgestaltung der Leber durch bindegewebige Narbenbildung über das Stadium der Fettleber hinaus durch Ersatz absterbender Leberzellen mit Bindegewebe, oftmals als Folge übermäßigen Alkoholkonsums.
Alkoholbedingte Schäden machen 30 bis 50 Prozent der gesamten Lebererkrankungen aus.
Bei Männern führt die Aufnahme von mehr als 60 g Ethanol am Tag bei 30 Prozent zu Leberschäden; bei Frauen sind es schon 20 g pro Tag, bedingt durch die geringere Körpermasse und das unterschiedliche Verteilungsvolumen. Diese Aussagen sind keineswegs als Mutmaßungen anzusehen; es handelt sich um wissenschaftlich erwiesene Fakten. Erstaunlicherweise sind die Kalorien weitaus schädlicher als die - nun ja - "Giftigkeit" des
Alkohols!

Und weil der Mensch im Allgemeinen und Wissenschafter im Besonderen gerne Einteilungen für alles Erdenkliche schaffen, folgen an dieser Stelle "die drei Stadien der Leberschädigung":

1.) Die Fettleber
(Weil anstelle von Fettsäuren Alkohol verbrannt wird und beim Abbau Stoffe entstehen, welche die Fettsynthese begünstigen. Die Folgen liegen auf der Hand ...)
2.) Fettleberhepatitis
(Die Leber schwillt an und wird druckempfindlich.)
3.) Zirrhose
(In 60 Prozent aller Fälle bedingt durch Alkoholmissbrauch. Die restlichen 40 Prozent gehen auf das Konto diverser Viren.)
Was geschieht? Das abgestorbene Lebergewebe wird von Fibroblasten ersetzt, die Narbengewebe bilden. Die Elastizität der Leber lässt nach, und die Durchblutung wird gestört. Wegen des Blutrückstaus tritt Flüssigkeit in die Bauchhöhle über (= Aszitis) begünstigt durch die reduzierte Serumprotein-Produktion, außerdem mangelhafte Entgiftung.
Äußere Anzeichen: Gelbsucht. Gelbe Augäpfel sowie Gelbfärbung der Haut, weil das Bilirubin (Abbauprodukt des Hämoglobins) nicht über die Galle ausgeschieden werden kann. Spider naevi: spinnenförmige Gefäßneubildung in der Haut. Juckreiz. Rhagaden (Einrisse am Mund) und Blutungen, beispielsweise aus Ösofagusvarizen (für diejenigen, die es ganz genau wissen möchten ...).
Behandlung: Striktes Alkoholverbot! Fettleber und Fettleberhepatitis können zwar rückgebildet werden, die Zirrhose aber ist unumkehrbar.