Gedanken jenseits der Zeit

wurzeln im tiefen Glauben und fließen in Ewigkeit



  • Der Sonnengesang Echnatons (Pharao um 1350 v. Chr.; Auszug)

    " Schön erscheinst du
    im Horizonte des Himmels,
    du lebendige Sonne,
    die das Leben bestimmt!
    Du bist aufgegangen im Osthorizont
    und hast jedes Land mit deiner Schönheit erfüllt.
    Schön bist du, groß und strahlend, hoch über allem Land.

    Deine Strahlen umfassen die Länder
    bis ans Ende von allem, was du geschaffen hast.
    Du bist Re, wenn du ihre Grenzen erreichst,
    wenn du sie niederbeugst für deinen geliebten Sohn.
    Fern bist du, doch deine Strahlen sind auf Erden;
    du scheinst auf die Gesichter, doch unerforschlich ist dein Lauf.
    ...
    Wie zahlreich sind deine Werke,
    die dem Angesicht verborgen sind,
    du einziger Gott, dessengleichen nicht ist!
    Du hast die Erde geschaffen nach deinem Wunsch, ganz allein,
    mit Menschen, Vieh und allem Getier,
    allem, was auf der Erde ist,
    was auf den Füßen umherläuft,
    was in der Höhe ist und mit seinen Flügeln fliegt.
    Die Fremdländer von Syrien und Nubien,
    das Land Ägypten -
    jedermann stellst du an seinen Platz und sorgst für seine Bedürfnisse,
    ein jeder hat seine Nahrung, seine Lebenszeit ist bestimmt.
    Die Zungen sind verschieden im Reden,
    ebenso ihre Wesenszüge; ihre Hautfarbe ist verschieden,
    du unterscheidest die Völker.
    (...)"

  • Karol Wojtyla. "Das Czarnoleska Gastmahl" (Auszug)

    " Aus den Sehnsüchten gezeugte Erde,
    o du lebensspendene Quelle,
    es gibt für dich keine Fundamente,
    der undurchdringlichen Bergspitzen.
    Der häufigsten Fichtensehnsüchte silberne Urne,
    der strahlenden Bäche, der Almen, der Bergterrassen.

    In dir spiegelt sich der anbrechende Morgen,
    der leuchtende Christus
    in der strahlenden Hostie,
    in dieser Monstranz geht er auf,
    einer golddurchwirkten, durch in den Himmel
    ragende Berggipfel entstandenen Kette gleich.

    Heute bete ich zu dir, o strahlender Gott!
    Auf meinem Strohdach schwärmen
    reichlich die goldenen Wespen.
    Ich bin der Pflüger und der Bauer,
    der herzliche Piast bin ich,
    der gnädige Verwalter des weizengoldenen Ackers.

    O du, meine liebe Erde!
    Umpflügen, veredeln des Schößlings.
    Ernährerin des Roggenhalmes, des Weinstockes.
    Ich gehe durch die Furche,
    die Pflugsterzen singend: Sonetten.
    Sie schallen weit in die Hegewälder,
    weit in das Dorf.

    Weil ich euer bin, euer bin mit ganzem Herzen,
    hört meine Lieder, hört meine Sprache!
    Ich bin schon so voller Gefühl und so drängend,
    und mein Herz ist aufrichtig und edel.
    (...)"