Ingrid Hinterecker: 
"TrödleruTandleruFlohmarktstandler 
- 
Porträt einer skurrilen Branche"
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"Geben S´ acht, das Zeug kann süchtig machen ..." lautet eine Zeile des Wienerlieds "Die Trödlerin von Margareten", das Ingrid Hinterecker anlässlich der Eröffnung ihres eigenen Altwarengeschäfts im Jahre 1986 geschrieben hat. Seither ist viel Wasser die Donau hinuntergeflossen und Ingrid Hinterecker, zum Leidwesen mancher "Abhängiger", mittlerweile Pensionistin. Des einen Leid, des andern Freud: Auf diese Weise hatte sie nämlich Zeit und Muße, dieses bezaubernde Buch zu verfassen!
In vierzehn Kapiteln werden Flair und Fakten, Anekdoten und Altwaren - für den deutschen Sprachraum erstmalig - nicht nur auf den Punkt, sondern nahe gebracht. Denn Ingrid Hinterecker befindet sich im Besitz eines wertvollen Schatzes, der in jahrelanger Erfahrung als Sammlerin, Käuferin und Händlerin besteht. Hinzu kommt ihr wunderbares Gespür für Menschen und Situationen sowie die Gabe, witzige Dialoge niederschreiben zu können, ohne dass diese an Frische und Unmittelbarkeit verlieren, wodurch sich der Leser mitunter beinahe selbst inmitten des Flohmarktgetümmels wähnt.
In Wien wurde die "wohlehrbare Zunft der Tandler" erstmals im Jahre 1404 urkundlich erwähnt, zu Beginn des 16. Jahrhunderts befanden sich die Altwarenmärkte auf dem Wiener Platz Am Hof, nahe der Schwedenbrücke und in der Nähe des Getreidemarkts. Genau an jenen Orten, wo auch heute renommierte Antik-Märkte zu finden sind (Am Hof - seit 1973, Donaukanal und Wienzeile - seit 1977).
Amüsant aufbereitetes Hintergrundwissen bieten die Kapitel "Woher 
  nehmen und nicht stehlen - Wie der Trödler zu seiner Ware kommt", "Kaufe altes 
  Gerümpel - verkaufe Antiquitäten" (wobei die Grenzen zwischen Altwaren und Antiquitäten 
  zunehmend fließend sind, die Ge- und Verbote der lokalen Gewerbeordnung jedoch 
  streng zwischen Altwaren- und Antiquitätenhändlern 
  differenzieren).
  Im Abschnitt "Aufreißer, Zuträger, 
fliegende Händler - Die vagabundierenden Profis" beschreibt Ingrid Hinterecker 
die Vorzüge des kaufmännischen Nomadentums; "Durchs Reden kommen die Leute zusammen 
- Woher der Trödler sein Fachwissen hat" gewährt Einblicke in das kollegiale Miteinander 
der Fachspezialisten unter den Altwarenhändlern, dem neben eigenem Lesen, Hören 
und Be-greifen große Bedeutung zukommt, um den alltäglichen Anforderungen des 
Kalkulierens, Beurteilens und Einschätzens der Ein- und Verkaufspreise unterschiedlichster 
Waren gewachsen zu sein. Dass Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit in diesem Gewerbe 
neben Menschenkenntnis und Schmäh besondere Grundwerte darstellen, veranschaulichen 
Anekdoten aus Ingrid Hintereckers Berufsleben.
"Ein Volk von 
Jägern und Sammlern - Des Trödlers liebste Kunden" erzählt von leidenschaftlichen 
Suchenden, ihrer bevorzugten Beute (je nach Ausrichtung kann es sich um Fingerhüte, 
Pendeluhren, Nachttöpfe, Fächer, Eierbecher, ... handeln), von "Wunderkunden" 
und kunterbunten Situationen.
Auch vom Trödelladen als Oase der Beschaulichkeit 
im Großstadtgetriebe und als Ort der Kommunikation, vom Kunden als Gast und bisweilen 
sogar Freund, von der Liebe zur Ware, den eigentümlichen Gepflogenheiten im Umfeld 
der Altwaren ("Der Trödler als Psychologe, Diplomat, Komplize") und von Händlern 
mit Herz und Seele gibt es allerlei zu berichten, und so vermittelt das Buch viel 
von der charakteristischen Atmosfäre des Milieus.
Dass Altwarenhändler bei Bedarf sehr wohl mit der Zeit gehen, beweist u.a. der vom Landesgremium Wien für den Handel mit Altwaren alljährlich herausgegebene Führer für befugte Altwarengeschäfte, Trödlereien und Second Hand Shops in Wien.
Ein Plädoyer für das Surfen auf der Nostalgiewelle!
(kre; 06/2001)
 Ingrid 
Hinterecker: 
"TrödleruTandleruFlohmarktstandler 
- 
Porträt einer skurrilen Branche"
Löcker Verlag, 2001. 119 Seiten. 
ISBN 3-85409-324-1.
ca. 
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