Isaac Bashevis Singer: "Schoscha"

"Manchmal glaube ich, der Grund dafür, dass manche Menschen nichts bekommen, ist, dass sie nicht den Mut haben , die Hände auszustrecken."


Eine Liebesgeschichte der besonderen Art und ein Versprechen, das für das ganze Leben reicht. 
In diesem mitreißenden Roman lernt der Leser das Warschau der frühen 1930er Jahre kennen. Protagonist dieser hervorragend erzählten Geschichte ist der junge Schriftsteller Tsutsik, der in einem Judenviertel von Warschau in einer sehr religiösen Familie aufwächst. Bereits in der Kindheit verbringt er einen Großteil seiner Zeit mit Schoscha, dem Mädchen einer Nachbarin. Schoscha, die etwas zurückgeblieben wirkt und in ihrer eigenen irrealen Welt zu leben scheint, fasziniert den Jungen. Er erzählt ihr seine Erlebnisse und liest ihr Geschichten vor und versichert ihr, dass er sich für sie immer Zeit nehmen wird. Als Schoscha mit ihren Eltern in eine andere Wohnung zieht, bietet sich keine Möglichkeit für den Jungen, die Beziehung fortzusetzen, aber die Sehnsucht bleibt.

Tsutsik versucht sein Glück als Schriftsteller und Übersetzer. Er findet Aufnahme in den Schriftstellerklub und führt das Leben eines jungen, aber armen Künstlers. Einige junge Frauen interessieren sich für ihn und wollen ihn für sich gewinnen, darunter Betty, eine amerikanische Schauspielerin, Celia, eine verheiratete Frau, Thekla, das Zimmermädchen vom Lande und Dora, eine leidenschaftliche Kommunistin. Tsutsik kann sich für keine der Frauen so richtig entscheiden und unterhält zu allen lose Beziehungen. Bettys Lebensgefährte, ein amerikanischer Millionär, bietet Tsutsik an, ein Theaterstück zu schreiben, in dem Betty die Hauptrolle spielen soll. Mit dem beträchtlichen Vorschuss kann Tsutsik endlich ein sorgenfreies Leben führen. Er verbringt viel Zeit mit Betty, um angeblich an dem Stück zu arbeiten. Eines Tages besuchen die beiden den Stadtteil Warschaus, in dem Tsutsik aufgewachsen ist. Er begegnet Schoscha wieder, die immer noch das naive Mädchen geblieben ist und entschließt sich, sein Versprechen der Kindheit einzuhalten und sie zu heiraten. Trotz der bedrohlichen Situation in Polen verzichtet er auf das Angebot Bettys sie zu heiraten, um nach Amerika auszureisen und bekennt sich zu seiner großen Liebe aus Kindertagen. Doch das Hitlerregime fordert seine Opfer, und das Leben in Polen hält für Tsutsik und Schoscha noch jede Menge unliebsame Überraschungen bereit.

Eine wunderbar romantische und keineswegs kitschige Liebesgeschichte, die das Leben als Jude vor dem Zweiten Weltkrieg in Polen skizziert und einem den Glauben an die wahre, einzigartige Liebe wiedergibt.

(margarete; 09/2003)


Isaac Bashevis Singer: "Schoscha"
Mit einem Glossar jiddischer und hebräischer Namen und Begriffe.
Übersetzt von Ellen Otten.
Gebundene Ausgabe:
Carl Hanser, 1980. 332 Seiten.
ISBN 3-446-12967-7.
ca. EUR 19,90.
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Taschenbuch:
dtv, 2003. 336 Seiten. 
ISBN 3-423-13124-1.
ca. EUR 9,50.
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Zur Rezension von Isaac Bashevis Singers "Der Geschichtenerzähler" ...