Michael Moore: "Querschüsse"

Downsize This!

Hierbei handelt es sich um das ultimativ erste Buch von Michael Moore, das dem so erfolgreichen "Zweitbuch", "Stupid White Men", um nichts nachsteht. 


Die Abrechnung mit den "Vereinigten Staaten von Amerika" ist zum Teil äußerst bissig, und der Zynismus überschreitet nie die Grenzen des guten Geschmacks. Gerade das Kapitel über den Holocaust hat besondere Brisanz, die keineswegs als geschmacklos zu bezeichnen ist. Die Juden bekamen nur deswegen ein "Fluchtgebiet" zuerkannt, weil es den Holocaust gab. Und Israel ist infrastrukturell, wie es Michael Moore darstellt, tatsächlich auf einem sehr niedrigen Level. Die Kämpfe zwischen Palästinensern und Israelis hätten ausgeschaltet werden können, wäre es den Juden etwa ermöglicht worden, sich in Bayern anzusiedeln. Ist dies provokant? Hat der noch eine Schraube zuviel locker, dieser Michael Moore? Keineswegs, sage ich! Denn Bayern ist tatsächlich flächenmäßig um ein Vielfaches größer als das heutige Israel, und hat eine Infrastruktur zu bieten, von der Israel die nächsten 2000 Jahre nur träumen kann!

Obzwar das Buch vor mittlerweile sechs Jahren erschien, ist es nach wie vor aktuell. Gerade die zahlreichen Kapitel, welche sich mit Arbeitslosigkeit und der skrupellosen Vorgangsweise der CEO's und Manager der U.S.A. beschäftigen, sprechen Bände. Dass manche Manager mehr Jahresgehalt verdienen als sämtliche Mitarbeiter des aus Kostengründen ins Ausland abgesiedelten Produktionszentrums des Unternehmens zusammengenommen (!!!) beweist einmal mehr die Perversion der Gehaltspirale, wie sie weltweit gegeben ist. Mitarbeiter in guten unternehmerischen Zeiten zu entlassen, zeugt von unternehmerischem Weitblick, weil dadurch die Aktienkurse positiv beeinflusst werden können. Dieses Szenario beschreibt Michael Moore auf wunderbar satirische Weise im Schlusskapitel. 

Das Desinteresse der amerikanischen Bevölkerung an Politik wird intensiv diskutiert, und der Autor streut Hillary Clinton Rosen, wobei er enttäuscht ist, dass sie ihn bezüglich des herzerfrischenden Kapitels nie angerufen hat!

Insgesamt können die "Querschüsse" einen Eindruck beim Leser hinterlassen, der bleibend sein mag! Die "Amerikanisierung" in vielfacher Hinsicht auf dem europäischen Kontinent erweist sich als problematisch, da die von Michael Moore geschilderten Unglaublichkeiten somit zum Teil auch etwa in Deutschland oder Österreich nicht nur denkbar, sondern schon gang und gäbe sind. Dies trifft nicht nur auf die unternehmerische Feinfühligkeit (Vorsicht! Zynismus!) zu, sondern ebenso auf die Politikverdrossenheit, und die Beeinflussbarkeit der Menschen durch die Medien. (Letzteres ist ja nicht erst seit gestern, sondern schon viele Jahrzehnte als gegeben anzusehen.) 

Also, liebe Leserschaft, lest diese "Querschüsse", und Eure Augen werden Ohren machen!

(Al Truis-Mus; 09/2003)


Michael Moore: "Querschüsse"
Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm, Heike Schlatterer.
Piper, 2003. 313 Seiten. 
ISBN 3-4920-4564-2.
ca. EUR 12,90.
Buch bestellen

Ergänzender Buchtipp:

Michael Moore: "Stupid White Men"
Bananenrepublik USA: Im Weißen Haus sitzt ein "Präsident", der nie gewählt wurde, und regiert mit einer Junta aus Geschäftsfreunden seines Daddys. Michael Moore, Bestsellerautor und Filmemacher aus den USA, schont in dieser bissigen Politsatire nichts und niemanden. Kein Wunder, dass dieses Buch nach dem 11. September 2001 in den USA nicht willkommen war.
Die Welt schaut auf das Weiße Haus, in dem "Baby Bush seine Kamarilla" regieren lässt. Die Folgen dieser Politik treten jetzt zutage: Die Außenpolitik eine Serie von haarsträubenden Fehlentscheidungen, die Börse entpuppt sich als eine Spielwiese für Betrüger, viele Anleger sind ruiniert, die Wirtschaft ist auf Talfahrt, Globalisierung außer Rand und Band. In dieser Abrechnung voll boshaftem Witz zeigt Michael Moore, was alles schief läuft in der einzig noch verbliebenen Weltmacht USA.
Michael Moore wurde durch seine Dokumentarfilme "Roger & Me" und "Bowling for Columbine" berühmt.
Buch bestellen