Rüdiger Janczyk: "Vincents Methode"
In einem Geflecht aus Lüge und Korruption ist nichts so, wie es scheint
Die einzige Form der
organisierten Kriminalität in Mönchengladbach ist nach der Meinung vieler
Menschen die Borussenfront gewesen, und dies auch nur bei verlorenen Heimspielen
und bei Auswärtsspielen, wo es ohnedies kaum jemanden interessierte. So
erscheint eine Kripo-Stelle in dieser verschlafenen Stadt am Niederrhein eher überflüssig,
ein Eindruck, der auch von den zuständigen Beamten ein wenig geteilt wird.
Hauptkommissarin Nadine Jansen und ihre Untergebenen sind auf jeden Fall zunächst
nicht sonderlich überfordert, und so können sie sich allerlei interessanten
privaten Problemen widmen.
Doch als ein Kollege von der Einsatzpolizei tot und als
Weihnachtsmann verkleidet aufgefunden wird, hat es mit der Gemütlichkeit
ein Ende. Bei dem Versuch, die Angehörigen zu verständigen, finden die ermittelnden
Beamten die Ehefrau und zwei der Kinder des Selbstmörders übel zugerichtet und
tot in der Wohnung vor. Nur das dritte Kind des Ehepaars, Tanja, wird lebend
angetroffen, aber ihr hat es im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen.
Sehr zum Leidwesen der eigenen Tochter Nina übernimmt Nadine zunächst das vorläufige
Sorgerecht für die Kollegentochter, was, als die wirklichen Verantwortlichen
für den Tod der Familie auftauchen, beinahe zu einer familiären Katastrophe
führt.
Während sich diese Ereignisse entwickeln, lernt die aggressiv bisexuelle Psychotherapeutin
Hanna den Kollegen Vincent Rosebud kennen, der ihr seltsamerweise von einem
ihrer eigenen Patienten vorgestellt wird. Dieser überaus ungewöhnliche Mann
weckt ungeahnte neue Begierden in der jungen Frau, denen sie beinahe willenlos
nachgibt. Dabei verbindet den Psychiater Rosebud mit Hannas Patienten, der sich
für den Erzengel Gabriel hält, wesentlich
mehr, als nur therapeutische Gespräche. Neben der kassenverträglichen Tätigkeit
betreiben die beiden nämlich auch noch ein Kleinunternehmen im Namen der göttlichen
Gerechtigkeit, wobei sie diese aber eher etwas alttestamentarisch sehen, was
in unseren neutestamentarischen Zeiten nicht überall auf Verständnis stößt.
Neben der eigentlichen Handlung und einigen sehr ungewöhnlichen neuen
Charakteren enthält dieser Roman auch die Geschichte von Vincents Lebensweg,
der ebenfalls nicht ganz alltäglich verlaufen ist. Außerdem werden auch die
Lebenswege der anderen Hauptfiguren durchleuchtet, um ihre Motivationslagen
deutlich zu machen. Die macht die Geschichte ziemlich glaubwürdig, obwohl sie
streng genommen ein wenig zu glatt geht. Zudem schreien so gut ausgestaltete
Figuren geradezu nach weiteren Bänden mit der gleichen Besetzung, auf welche
die Leser sicher nicht zu lange warten möchten.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2005)
Rüdiger Janczyk: "Vincents Methode"
Emons, 2005. 208 Seiten.
ISBN 3-89705-399-3.
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Rüdiger Werner Janczyk, geboren 1962 in Recklinghausen und aufgewachsen in Cuxhaven, studierte Medizin, Publizistik und Philosophie. Er arbeitet seit 1992 als niedergelassener Arzt mit den Schwerpunkten Suchtmedizin und Psychotherapie in Mönchengladbach und lebt in einem kleinen Dorf am Niederrhein.