Der Held ist tot! Es lebe der Mensch!
Essay zur tragischen Person des Andreas Hofer, dem Helden der Gegenaufklärung.


In diesen Tagen läuft in unseren Kinos ein Film über den österreichischen Nationalhelden Andreas Hofer an, der seinerzeit 1808-1810 den französischen Truppen Napoleons und seinen bayerischen Vasallen mit einer Art Bauernguerilla die Stirn geboten hat und dem es gelang, die Invasoren zwischenzeitlich sogar aus der Landeshauptstadt Innsbruck zu vertreiben (Bergisel-Schlachten). Die Tatsache des Vorliegens eines filmischen Heldenepos scheint mir Anlass genug, zu hinterfragen, was der einstige Gastwirt aus dem Passeiertal bei St. Leonhard in Tirol uns Heutigen noch bedeutet, was der Österreicher der Gegenwart über jenen Kriegsherren zu berichten weiß, der gemeinsam mit Prinz Eugen den ganzen kriegerischen Stolz der österreichischen Nation schon abzurunden scheint? Eine kurze Umschau und Thematisierung der Heldenfigur in diversen österreichischen Internetforen bestätigt auch gleich den - wenn auch nicht mit repräsentativer Anspruchsberechtigung erhobenen - Verdacht: Die Person des Nationalhelden ist aus dem Wissensbestand des Österreichers, es sei denn er ist Tiroler, im Allgemeinen getilgt oder gerade noch als kaum Gestalt habende historische Randnotiz vorhanden. Tirolern ist er hingegen von den zahlreichen Gedenkstätten, musealen Aufbewahrungen, Namensgebungen und Touristenattraktionen wie dem Riesenrundgemälde bei der Kettenbrücke in Innsbruck her bekannt, die in Summe das blutige Geschehen einer fernen Epoche in, zu oder auf Stein gehauen für die Nachzeit konserviert haben und ihrer Aufdringlichkeit wegen kaum zu ignorieren sind. Man weiß allerorts zu berichten, dass er es geschafft hätte, das vollbewaffnete Heer der Bayern und Franzosen ziemlich blöde ausschauen zu lassen und das, obwohl er kaum mehr zur Verfügung hatte als eine Schar von mit Heugabeln bewaffneten Bauern, die von ihren Gegnern als "Bauerntölpel" sträflich unterschätzt wurden. Ein armseliger Haufen, doch beseelt mit dem Mut der Verzweiflung und aufgerichtet von unbeugsamen Stolz. Wer wagte es, ihren Heldenmut anzuzweifeln oder ihnen ihre militärischen Glanzstücke abzusprechen? Andreas Hofer soll alles andere als ein militärisches Genie gewesen sein und doch waren er und sein wüster Haufen den Militärs aus Bayern und Frankreich ein furchtbarer Gegner gewesen. Dem Krieger gebührt alle Krieger-Ehr, so er sich als Krieger bewiesen hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und - so heißt es weiter - die Legende um seine Hinrichtung zeige einen Mann, der bis zuletzt eine stolze Haltung bewies und nicht um sein Recht auf Leben bettelte, als man es ihm kurzerhand aberkannte. Selbst das Kommando zu seiner Erschießung hätte er noch selbst gegeben und dabei den Feind gehöhnt, erzählt uns das Andreas Hofer-Lied. Und diese Mischung aus Heldenmut und unbeugsamem Stolz mache aus ihm einen Menschen, dem man gerne Ehrerbietung zeige. Über seine Denkweisen weiß man für gemeinhin freilich wenig bis nichts zu sagen. Ausgeblendet wird vorsorglich, was am Heldenmythos kratzen könnte. In Tirol ist es nach wie vor der Brauch, den Heldenmythos vom Andreas Hofer den Kindern quasi mit der Muttermilch zu verabreichen, und nicht zuletzt ist das Andreas Hofer-Lied ja auch die Landeshymne. Nur ist das patriotische Gedenken auch in diesem Fall weniger ein Ge-Denken denn ein Verklären einer Person zum Mythos, an der kritischere Geister hingegen wenig Gutes zu erkennen meinen. Dazu etwas später.

Meine bescheidene Meinung zur Person Andreas Hofer fällt ebenfalls eher wenig schmeichelhaft aus. Meines Wissens dürfte er, polemisch gesprochen, eine Art Alpen-Taliban des frühen 19. Jahrhunderts gewesen sein, ein Mann, der das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und dem Aufklärung und Bürgerrechte allemal noch Teufelszeug waren. Und diese meine Meinung tat ich auch in einem Internetforum kund. Die Reaktion eines Zeitgenossen auf meine Kritik liest sich dann wie folgt: "Hauptsach er hot de scheiß Franzosn ind Oasch tretn!" - So kann man es zweihundert Jahre danach natürlich auch noch sehen. Nationalistische Ressentiments als Rechtfertigung für alles und nichts. Hauptsache er hat! Mehr ist nicht vonnöten. "Das ist der Stoff, aus dem jahrhundertelange Rachegelüste sind - gepflegt von ein paar Fanatikern in jedem Land!", merkt ein anderer weitumfassend dazu an und nennt als weiteres Beispiel unreflektierten Heldenkulte die national inszenierte Trauer der Serben um die Niederlage in der Schlacht am Amselfeld/Kosovo gegen die Türken, welche besonders geeignet scheint, den Völkerhass in jener Region am Siedepunkt zu halten. (Man könnte in diesem Zusammenhang auch den folkloristischen Kult um die Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der beiden Weltkriege in die Betrachtung miteinbeziehen, die meistens ebenso nur der idealistischen Verklärung des real Grauenhaften dienen.) Diese Sichtweise des letzteren wird von einem weiteren User, welcher sich ansonsten offen als Parteigänger der konservativen Partei deklariert, als verqueres Geschichtsbild erachtet, als eine "bei den Sozis erlernte Geschichtsverblödung", demnach Andreas Hofer demnächst als erster Nazi zu sehen sei. - hm? Dazu fällt mir nichts ein, dazu möchte ich mich ausschweigen. Genug der Berichterstattung aus den Foren öffentlicher Debattier- und Schwatzlust. Die Erwähnung des einen Internet-Users über die wohl überall gleiche Praxis patriotischen Gedenkdiensts ist jedoch einer weiteren Betrachtung wert. Verweist sie doch auf eine gesellschaftliche Handlungslogik, die offenbar von allen Völkern gleich gehandhabt wird. Was längst schon ferne Geschichte ist, wird jahrein jahraus auf ein Neues aufgewärmt, und längst nicht mehr wirkliche negative Emotionen werden wiederholt zur Rotglut entfacht. Patriotisches Gemeinschaftsgefühl erwärmt sich am stets glimmenden Hass gegen das Andersartige und klammert jegliche kritische Reflexion von vornherein aus. Der gefeierte Held entpuppt sich als unbekümmertes großes JA zur Illusion von der eigenen schützenswerten Identität und als Aggression gegen das zudringliche Fremde, möge es bei genauerer Betrachtung auch die bessere Option zum eigenen Lebensmodell bieten.

Nun wird es Zeit, ein wenig historische Fakten über die Person des Andreas Hofer in Erkundigung zu bringen. Ich schlage nach im Chronik Handbuch, Personen der Weltgeschichte, Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh/München 1995, und zwar in der 2. Auflage von 1997, wo zur Person des Andreas Hofer folgendes nachzulesen ist: "H., Gastwirt bei St. Leonhard im Passeiertal, dessen Bauern er im Tiroler Landtag gegen die Reformpolitik Kaiser Josephs II. vertrat (1790), führte nach der Annexion Tirols durch das von Napoleon I. zum Königreich erhobene Bayern (1805/06) die zunächst erfolgreiche Volkserhebung gegen die napoleonische Unterdrückung an und war zeitweilig Regent von Tirol. 1809 schlug er im Rahmen des österreichischen Kriegs gegen Frankreich die französischen und bayerischen Truppen dreimal am Berg Isel und befreite Innsbruck. Die Wiener Regierung unter Kaiser Franz II. (bzw. Kaiser Franz I. von Österreich) gab jedoch im Frieden von Schönbrunn 1809 Tirol preis, und H. unterwarf sich. Durch falsche Nachrichten getäuscht, erhob er sich von neuem, musste flüchten und kam durch Verrat in Gefangenschaft. Über das uneinige Kriegsgericht hinweg ließ ihn Napoleon standrechtlich erschießen."

Auch hier ist über sein weltanschauliches Denken nicht viel zu erfahren, bis auf den beachtenswerten Vermerk, dass Andreas Hofer offenbar ein gestandener Provinzpolitiker war (und nicht bloß ein einfacher Wirt), der schon im Tiroler Landtag Stimmung gegen die Reformpolitik von Kaiser Joseph II. machte. Wenn auch der Habsburger Kaiser Joseph II. bei einigen Reformvorhaben übers Ziel hinausschoss, den Menschen einfach zuviel zumutete und deswegen seine Reformen kritikwürdig wurden, so war sein Streben doch vom Geist der Aufklärung beseelt, und es sagt somit einiges über die weltanschauliche Gesinnung eines Andreas Hofer aus, wenn er sich im Landtag als erklärter Gegner dieser Politik gesellschaftlicher Modernisierung gab.

Der Standespolitiker Andreas Hofer hatte wohl vor allem das Pech gehabt, als prinzipieller Feind gesellschaftlichen Wandels in eine Epoche des revolutionären Wandels und des Erwachens bürgerlicher Emanzipation hineingeboren worden zu sein. Überhaupt waren es wohl immer die Zeitumstände gewesen, die das politische Handeln des Menschen Andreas Hofer prägten, der mit den rasanten Neuerungen seiner Zeit weder mitwollte noch mitkonnte. Tirol war durch den Frieden von Pressburg im Jahre 1805 an Bayern angeschlossen worden, welches dem französischen Vorbild folgend seit 1803 eine stände- und kirchenfeindliche Politik der Aufklärung und Säkularisierung (Trennung von Kirche und Staat) betrieb und diese Reformpolitik ohne besondere Rücksichtnahme auf die Vorrechte des gleichermaßen mächtigen wie konservativen Tiroler Bauernstands auch in Tirol umsetzen wollte. Von Anfang an beargwöhnten Bayern und Tiroler einander wechselseitig als gottlose Modernisten und als abergläubische Hinterwäldler. Als dann Bayern auch noch für Tirol die allgemeine Wehrpflicht einführte und im Jahre 1809 mit den ersten Rekrutenaushebungen begann, war dies eine Missachtung des Landlibells von 1511, welches den Tiroler Bauern das ständische Vorrecht zusicherte, Kriegsknechte nur für den Fall der feindseligen Bedrohung Tirols stellen zu müssen. Als bayerische Soldaten die Wehrpflicht mit Waffengewalt durchzusetzen versuchten, läuteten in den Tiroler Dörfern die Sturmglocken und riefen den Landsturm zu den Waffen. Man hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Der, obgleich gemeinsam mit Wien konspirativ geplante und vorbereitete, Volkskrieg war spontan ausgebrochen. Die Aufständischen ernannten den Sandwirten und Lokalpolitiker Andreas Hofer zu ihrem Führer, der sie nach anfänglichen Siegen letztlich in die militärische Katastrophe führen sollte.

Die Legende um seine Hinrichtung beschreibt einen resignierten Menschen, der gerne in den Tod geht. Am Tag seiner Hinrichtung zu Mantua schrieb er um 5 Uhr Früh: Adieu, du schnöde Welt! So leicht kommt mir das Sterben vor,
dass mir nicht einmal die Augen nass werden.
Im Original: Ade mein schnede Welt, so leicht khompt mir das sterben vor, daß mir nit die augen naß werden.

Viele Indizien sprechen dafür, dass Hofer seiner Denkweise nach ein finsterer Reaktionär gewesen sein dürfte, wie die Volkserhebung überhaupt als eine historische Manifestation der Gegenaufklärung gedeutet werden muss, maßgeblich bestimmt von religiösen Eiferern wie dem Pater Joachim Haspinger (den Felix Mitterer mit einer Charakterfigur wie Osama bin Laden in Verbindung bringt), die Andreas Hofer in apokalyptischer Manier selbst dann noch zum Kampf anstachelten, als bei nüchterner Betrachtung der Lage schon jede Hoffnung auf ein gutes Gelingen verworfen werden musste. Nach dem endgültigen Sieg Napoleons über Österreich in der Schlacht bei Wagram am 5./6. Juli 1809, nahe Wien, war ein jeder fortgesetzte Widerstand gegen die französisch-bayerische Militärmacht in Tirol als isoliertes Trotzen gegen eine massive Übermacht zum Scheitern verurteilt, zumal selbst die Tiroler nicht ungeteilt mit den Aufständischen sympathisierten. Denn soviel bekannt ist, war das aufgeklärte Innsbrucker Bürgertum nicht unbedingt erfreut, als Hofer es mit seinen Bauernhorden befreite. Napoleon und seine bayerischen Vasallen hatten dem städtischen Bürgertum Rechtsreformen und Bürgerrechte gebracht und die feudal-ständische Knechtung durch Adel und Kirche weitgehend beseitigt. Mit den gerade erst erhaltenen Freiheiten sollte es nun wieder vorbei sein? Der Triumph Andreas Hofers sollte nicht lange währen. Nachdem Österreich vor Napoleon I. die Waffen gestreckt hatte und der Friedensvertrag von Schönbrunn (14.10.1809) besiegelt war, hatte der Kaiser der Franzosen genügend Truppen zur freien Verfügung um den Aufstand in Tirol niederzuschlagen. Bis Ende des Jahres 1809 waren Hunderte von Dörfern und Bauernhöfen in Schutt und Asche gelegt und die Guerillas tot oder flüchtig. In ganz Tirol herrschte Hungersnot und Elend, als letzte Konsequenz eines heroischen Widerstands, dessen grausame Zwecklosigkeit einem jeden verantwortlichen Menschen evident hätte sein müssen. Auch dieser Mangel an Verantwortung, mit all dem Elend im Gefolge, ist letztlich Andreas Hofer zum Vorwurf zu machen. Ein verantwortlicher Politiker muss einfach wissen, wann es Zeit zur Kapitulation ist. Mit dem eigenen Volk heldenhaft untergehen, ist keine Heldentat, sondern ein Verbrechen gegen dieses Volk.

Wäre Hofer erfolgreich gewesen, man würde ihn heute nicht so emphatisch als Held feiern, denn es scheint nicht ganz unrichtig, Andreas Hofer als eine Art von Alpen-Taliban zu bezeichnen bzw. ihn und seine Mitstreiter im Dunstkreis einer vergleichbaren Gesinnung zu wähnen. Hätten ihm die Zeitumstände mehr Zeit zur politischen Gestaltung (zur Errichtung von Herrschaft) zugestanden, hätte er nicht ein klerikales Schreckensregime eingerichtet, deren auffälligstes Wesensmerkmal der Terror gegen Andersdenkende - insbesondere gegen Freisinnige und Bürgerrechtler - gewesen wäre? Diese Frage ist nicht so unberechtigt, denn der Aufstand der bäuerlichen Landbevölkerung wurde von eifernden Pfaffen angestachelt und ideologisch getragen. Ihr Ziel war nicht nur die Befreiung Tirols von der Fremdherrschaft (wobei diese Herrschaft aus München wohl nur in weltanschaulicher Hinsicht fremder war als die Herrschaft aus Wien), sondern ihr eigentliches Ziel war eine Renaissance mittelalterlich-feudalistischer Gesellschaftsordnung, wie sie die französische Revolution hinweggefegt hatte, deren modernistischen Grundprinzipien von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit das postrevolutionäre Frankreich unter Napoleon in modifizierter Form treu geblieben war. Weg mit den Bürgerrechten! Weg mit dem Denken der Aufklärung! Weg mit der Emanzipierung des Untertanen zum politisch individuierten Citoyen! Her mit der Herrschaft des Klerus über Körper und Geist des Menschen! Kritische Köpfe beschreiben die Erhebung der Tiroler von 1809 gar als einen Religionskrieg zur Verteidigung der Werte und Strukturen der überkommenen ständischen Verfassung gegen die Werte der Aufklärung und Emanzipierung des Menschen. Der Mythos Andreas Hofer bedeutet nicht nur das anhaltende Gedenken eines Kriegshelden und seiner zweifelhaften Taten, sondern genauer betrachtet eine Warnung vor klerikal-feudalistischem Fundamentalismus, vor wehrhaftem Christentum wie es heute noch, oder schon wieder, von manchen Personen aus der hohen Priesterschaft und aus rechtsgerichteter Politik verkörpert wird.

Der Heldenkult, wie er um die Person Hofers praktiziert wird, blendet die historische Wahrheit des Helden ganz offensichtlich zur Hälfte aus. Allein das Scheitern hat seine Person letztlich erhöht und für den Heldenkult künftiger Patrioten bewahrt. Er, eher melancholisch veranlagt und kaum hinreichend alphabetisiert, fühlte sich selbst zwar nicht zum Führer berufen, doch wurde er seines Charismas wegen von seinen Mitstreitern zum Führer ernannt und in ein bald schon aussichtsloses Ringen gehetzt. Man fragt sich, ob er denn mehr als ein Spielball eifernder Klerikal-Reaktionäre war, die ihn - als er nicht mehr das brachte, was man sich von ihm erhoffte - an den Feind verrieten? Gegen die Spielballthese spricht jedenfalls, dass Hofer ein gestandener Politiker war, der etwa auch im Januar 1809 zu kriegsvorbereitenden Geheimverhandlungen am Kaiserhof zu Wien weilte. Er war nicht einfach nur der einfache volkstümliche Bursche, als welcher er in der Inszenierung des Heldenkults gerne dargestellt wird.

Es ist schwer, diesem Mann aus schon ferner Vergangenheit gerecht zu werden. Eine von namhaften Tiroler Filmschaffenden wie Felix Mitterer und Tobias Moretti (in der Rolle des Hofer) mitgeleitete Verfilmung von Xaver Schwarzenberg mit
dem Titel "1809 - Die Freiheit des Adlers" nimmt sich des heiklen Themas an und versucht unter Darstellung der dramatischen Lebensjahre 1808 bis 1810 dem Phänomen Andreas Hofer eine kritische Würdigung angedeihen zu lassen, die nebenbei wohl auch dem Amüsement des Vergnügung suchenden Kinopublikums dienen soll. Ob beides in Verbindung miteinander gelungen ist, bleibt noch abzuwarten. Erste Kritiken meinen, die Erhellung historischer Handlungsumstände sei zu knapp ausgefallen, wäre im filmischen Zeitbudget ungebührlich entschieden dem Action-Kino zum Opfer gebracht worden. Jedenfalls ist der Film noch vor seinem Erscheinen manchen Angehörigen des (links)liberalen österreichischen Bürgertums bitter aufgestoßen, allein der anrüchigen Person des völkischen Kriegshelden wegen, dessen kritische Darstellung man einem kommerziell ausgerichteten Spielfilm, und schon gar einem von Tirolern gemachten Heimatfilm, einfach nicht zutrauen will. Wie auch immer, so dürfte die Verfilmung, so wie es sich abzeichnet, doch einem wichtigen Kriterium gerecht werden: Der Held ist tot; es lebe der Mensch. Denn ein verherrlichendes Heldenepos wurde offenbar mit gegenständlichem Film nicht abgedreht und würde wohl auch den üblichen Intentionen eines Felix Mitterer und Tobias Moretti diametral entgegenstehen.


(misanthrop; 27. August 2002)


Als weiterführende Literatur bietet sich an:
Hans Magenschab: "Andreas Hofer. Held und Rebell der Alpen."
Almathea, 2002. 384 Seiten.
ISBN 3-850-02419-9.
ca. EUR 19,90.
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Und dann natürlich das Buch zum Film:
Bernhard Sandbichler: "Andreas Hofer 1809. Eine Geschichte von Treue und Verrat."
Verlag Paulsen, Essen, 2002. 160 Seiten.
ISBN 3-702-22488-2.
ca. EUR 17,90.
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