Hymne
Wenige 
wissen
 Das Geheimnis der Liebe, 
 Fühlen Unersättlichkeit 
 Und ewigen 
Durst.
 Des Abendmahles Göttliche Bedeutung 
 Ist den irdischen Sinnen Rätsel; 
 Aber wer jemals 
 Von heißen, geliebten Lippen
 Atem des Lebens sog,
 
Wem heilige Glut
 In zitternde Wellen das Herz schmolz,
 Wem das Auge aufging,
 
Daß er des Himmels
 Unergründliche Tiefe maß.
 Wird essen von seinem Leibe 
 Und trinken von seinem Blute
 Ewiglich.
Wer 
hat des irdischen Leibes 
 Hohen Sinn erraten? 
 Wer kann sagen,
 Daß 
er das Blut versteht? 
 Einst ist alles Leib, 
 Ein Leib,
 In himmlischem 
Blute
 Schwimmt das selige Paar. - 
O! 
daß das Weltmeer 
 Schon errötete, 
 Und in duftiges Fleisch 
 Aufquölle 
der Fels! 
 Nie endet das süße Mahl,
 
Nie 
sättigt die Liebe sich. 
 Nicht innig, nicht eigen genug 
 Kann sie haben den Geliebten. 
 Von immer zärteren Lippen 
 Verwandelt 
wird das Genossene
 Inniglicher und näher.
Heißer 
Wollust 
 Durchbebt die Seele. 
 Durstiger und hungriger
 Wird das Herz:
 
Und so währet der Liebe Genuß 
 Von Ewigkeit zu Ewigkeit. 
 
Hätten 
die Nüchternen 
 Einmal gekostet, 
 Alles verließen sie,
 
Und setzten sich zu uns 
 An den Tisch der 
Sehnsucht,
 Der nie leer wird. 
 Sie erkennten der Liebe 
 Unendliche Fülle, 
 Und priesen die Nahrung 
 Von 
Leib und Blut.
(von Novalis)