(...) Pollesons absolute und über jeden Zweifel erhabene Ehrlichkeit war bekannt, und man konnte die Schilderung der Zustände, die er ein volles Jahr lang bekämpft hat, nicht ignorieren: Orgien in Kirchen, Weiße, die sich schlugen und sich um den Verstand tranken auf den Bänken unter der Kanzel, und Eingeborene, die an den Kirchenfenstern die Nase platt drückten und sich wunderten.

Er berichtete von der Frau eines hoch angesehenen Beamten, die von den Eingeborenen Adlikutak genannt wurde, was Matratze bedeutete. Pollesons Anstandsgefühl ließ keine weiteren Details zu.

"Aber", so hatte er während seines Bekenntnisses ausgerufen, "ich sage euch, dass ich durch diese meine Brille einen europäischen Beamten gesehen habe, der mit der entkleideten Adlikutak über einem niedrigen und samtbezogenen Altarschemel kopulierte. Ich sah sie in einer Stellung, die eigentlich den Hunden zwischen den Häusern der Grönländer vorbehalten ist. Und während diese ungeheuerlichen Menschen vor den Eingeborenen ihren niederträchtigen Akt vollzogen, trank diese Frau aus dem Abendmahlskelch. Dies, meine Damen und Herren", schloss Missionar Polleson mit einer Stimme, die sich vor verhaltener Wut überschlug, "sind die so genannten Christen, die wir zur Kolonisation in den hohen Norden geschickt haben. Das sind die Menschen, die dabei sind, das Licht der Hoffnung auszulöschen, das 1721 von Hans Egede entzündet wurde. Ich fordere einen besonderen Einsatz. Ich fordere, dass man diese Teufelsbrut, diese Handlanger des Satans zurückholt. Ich fordere ein Heer von Missionstruppen, das ins Feld geschickt wird. Ich fordere Gott für Grönland."

Die Leitung hielt eine Klausursitzung ab. Man sprach gewichtig über Pollesons kompromittierende Anklagen und erwähnte mit keinem Wort seine Forderungen. Ein Heer junger Missionare nach Grönland zu senden, war in diesen Jahren ausgeschlossen und kam bei der Sitzung überhaupt nicht zur Sprache. Das Problem war Polleson, der damit drohte, umgehend zu der von Gott verlassenen Insel zurückzukehren. Nach einigen Diskussionen einigte man sich darauf, ihn in eine Gegend zu schicken, in der er sein alttestamentarisches Genie entfalten konnte, ohne der Mission selbst zu schaden. Man wusste, dass die grönländische Nordostküste dünn besiedelt war. Es wohnten faktisch nur zwanzig Menschen zwischen dem 71. und 80. Breitengrad, und man hoffte, dass Polleson im Verlaufe eines Sommers dort oben kaum solche Zustände wie in Westgrönland vorfinden würde. Die Entfernungen zwischen den Menschen waren enorm, die Anzahl der Kirchen gleich Null. Außerdem war es ein ganz wesentlicher Vorteil, dass das andere Geschlecht abwesend war. (...)


(Aus "Zu viel Glück auf einmal" von Jørn Riel.)