Sandammeer virtuelle Literaturzeitschrift

Warum sterbe ich (Liedtext)

Warum sterbe ich? Ich hass es echt. Ich find es ungerecht.
Warum sterbe ich? Das ist ja fürchterlich. Der Sinn in
meinem Leben ist, dem Sterben die Lust am Sterben zu
verderben. Warum sterbe ich? Das ist ganz ungeheuerlich.

Ich laufe täglich meine Runden und ich lächle auch dabei
Zum Frühstück ess ich Vollkornbrot und abends Hirsebrei

Ich atme durch die Nase ein, denk positiv und atme wieder aus
Ich meditiere kniend stundenlang und lass Gefühle auch mal raus

Ich schlage meine Frau nicht und missbrauche keine Kinder
Ich trage Hosenträger und ich spende auch für Inder

Ich esse Sonnenblumenkerne für die Prostatagenesung
Ich meide zuviel Sonnenlicht als Schutz vor Subcutanverwesung

Ich rauche nicht, ich trinke keinen Alkohol und gehe viel zu Fuß
Ich überprüfe stets mein Fett im Blut und benutze meist den Bus

Ich lebe Yoga, steh am Kopf und kaue alle Speisen gründlich
Ich hasse Zucker im Kaffee und mess den Herzschlag stündlich

Sex ganz ohne Gummi gibt es nur mit Lola
Kondome schützen mich vor AIDS, ich trinke niemals Cola

Ich schlaf bei offnem Fenster und ich bremse auch für Tiere
Ich verlasse meine Wohnung nie ohne gültige Papiere

Ich schneide meine Haare, wenn der Mond sich grunzend sonnt
Ich zahle meine Steuern pünktlich und weiß genau, ob sich was lohnt

Vor Sonnenaufgang Blick gen Osten mach ich die 7 Tibeter
Wenn ich beim Duschen an die Lola denk, freu ich mich, dann steht er

Pünktlich um 9 Uhr vormittags ess ich eine Knoblauchknolle
Ich trage Birkenstocksandalen und vom Schaf gefärbte Wolle

Fleisch von Tieren ess ich keines außer ich habs selbst erwürgt
Eier nur von frohen Hühnern glücklich vom Notar verbürgt

von Klaus Krottmayer