Christina Berndt: "Resilienz"
Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft
Was uns stark macht gegen
Stress,
Depressionen und Burn-out
Schon seit vielen Jahren hat sich in der psychologischen Forschung ein
Begriff etabliert, mit dem die Forscher eine immer wieder bei einigen
ihrer Patienten und Klienten beobachtete Kraft bezeichnen, mit Hilfe
derer sie aus einer deprimierenden Situation wieder in das normale und
volle Leben zurückkehren konnten. Mit der sie Widerstand leisten konnten
gegen die sie bisher krank machenden Zumutungen ihrer Umwelt und mit der
sie wieder optimistisch ihren Blick nach vorne richten und ihr eigenes
Leben im Griff behalten konnten.
Die auch in dem vorliegenden Buch der Wissenschaftsjournalistin
Christina Berndt immer wieder erwähnte und zitierte Schweizer Paar-,
Familien- und Organisationsberaterin Rosmarie Welter-Enderlin hat
Resilienz schon früh ein "Gedeihen trotz widriger Umstände"
genannt. Es bezeichnet eine psychische Fähigkeit von Individuen, die aus
verschiedenen Gründen vielen Menschen in der heutigen Zeit
abhandengekommen ist, beziehungsweise waren sie gar nicht der Lage,
diese in ihrer Kindheit und Jugend zu entwickeln.
Die Psyche besitzt eine Art Schutzschirm, die den Menschen krisenfest
macht. Der Kern der Resilienz ist das unerschütterliche Vertrauen in die
Fähigkeit, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Dieses Vertrauen
stützt sich auf sieben Säulen unserer inneren Stärke: Optimismus,
Bewältigungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Akzeptanz,
Verantwortung, aktive Zukunftsplanung, Netzwerke und Freundschaften.
Robert Brooks hat anno 2008 im Klett-Cotta Verlag ein Buch mit dem Titel
"Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken"
veröffentlicht, das wertvolle Hinweise dafür liefert, wie ihre Kinder
Eltern durch eine entsprechende Haltung so für ihr Leben stärken, dass
sie bei kommenden Krisen nicht jedes Mal eine Therapie brauchen, sondern
ihr Leben selbstständig bewältigen können. Christina Berndt hat den
aktuellen Stand der psychologischen Forschung und vor allen Dingen der
therapeutischen Praxis sehr gut für ein Laienpublikum zusammengefasst.
Nach einer Einführung hat sie zunächst einen Selbsttest des Linzer
Psychologen Werner Stangl abgedruckt, den man zu Beginn der Lektüre
sorgfältig bearbeiten sollte. An sieben Beispielen beschreibt sie danach
"Menschen und ihre Krisen", in denen sich der eine oder andere
Leser sicher wiederfindet. Denn Resilienz als das unerschütterliche
Vertrauen in die Fähigkeit, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen,
ist etwas, das man nicht einmal erwirbt und dann immer behält, sondern
dieses Vertrauen und diese Fähigkeit müssen immer wieder "genährt" und
geübt werden. Dazu hat Christina Berndt, sich an die Thesen von Martin
Seligman, dem Begründer der Positiven Psychologie anlehnend, zehn Wege
zur Resilienz aufgezeigt, mit der Erwachsene für sich selbst und auch
für ihre Kinder mehr seelische Widerstandskraft erwerben können:
1 Bauen Sie soziale Kontakte auf
2 Sehen Sie Krisen nicht als unlösbare Probleme
3 Akzeptieren Sie, dass Veränderungen zum Leben gehören
4 Versuchen Sie, Ziele zu erreichen
5 Handeln Sie entschlossen
6 Finden Sie zu sich selbst
7 Entwickeln Sie eine positive Sicht auf sich selbst
8 Behalten Sie die Zukunft im Auge
9 Erwarten Sie das Beste
10 Sorgen Sie für sich selbst
Es ist eigentlich unerheblich, an welchem dieser Punkte man beginnt.
Hilfreich ist es jedoch immer, wenn man so etwas wie eine spirituelle
Haltung und Lebenspraxis besitzt. Und vor allen Dingen immer für sich
selbst entscheidet, was einem gut tut: "Stärke ist immer eine
Kombination von vielen Faktoren". Diesen Faktoren der eigenen
Stärke auf die Spur zu kommen, sie dann schrittweise einzuüben und sie
auch in die Erziehung der eigenen Kinder zu integrieren, dabei hilft das
vorliegende Buch auf ganz hervorragende Weise.
(Winfried Stanzick; 06/2013)
Christina Berndt: "Resilienz. Das
Geheimnis der psychischen Widerstandskraft"
dtv, 2013. 280 Seiten.
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Noch ein
Buch zum Thema:
Robert Brooks, Sam Goldstein: "Das Resilienz-Buch. Wie Eltern ihre
Kinder fürs Leben stärken"
Wie kommt es, dass ein Kind Nackenschläge oder eine Niederlage gut
wegsteckt, ein anderes dagegen daran zerbricht? Wieso gelingt es manchen
Kindern, aus Krisen sogar gestärkt hervorzugehen? Welche Eigenschaften
bringen diese Kinder mit, und welche Weichen für seelische
Widerstandskraft werden schon in der Kindheit gestellt? Die Autoren,
zwei erfahrene Kindertherapeuten, beschreiben, was die Eltern
und Erzieher
dafür tun können, dass die Kinder "stark" werden und die entscheidenden
Ressourcen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihre Lebensbelastungen
erfolgreich zu bewältigen. Sie vermitteln Eltern und Erziehern die
Zuversicht, dass sie ihren Kindern vieles mit auf den Lebensweg geben
können, was ihnen die seelische Widerstandskraft gibt, die sie
benötigen, um später auch selbstständig ihren Weg im Leben
zurückzulegen. (Klett-Cotta)
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