So leidenschaftlich und kühn wie Ludwig Börne (gest. 1837) hat niemand gegen die deutsche Misere im 19. Jahrhundert angeschrieben. Wo Heinrich Heine mit dem Florett stichelte, schlug Börne mit dem Säbel, ohne an Eleganz zu verlieren. Das Verbot seiner stilistisch meisterhaften "Briefe aus Paris" machte ihn zum populärsten politischen Journalisten seiner Zeit. Er starb an der Schwindsucht. Als der Arzt ihn fragte, welchen Geschmack er habe, antwortete er: "Gar keinen - wie die deutsche Literatur."

Der französische Grammatiker Dominique Bouhours (gest. 1702) beantwortete eine letzte, praxisnahe Frage seiner Schüler: "Ich bin dabei zu sterben, oder: Ich sterbe gerade - beide Wendungen sind gebräuchlich."

Im Bürgerkrieg gegen sein Volk hatte sich der englische König Karl I. (gest. 1649) zu den Schotten geflüchtet, die ihn für vierhunderttausend Pfund an das englische Parlament auslieferten. Er wurde des Hochverrats angeklagt und als Landesfeind zum Tode verurteilt. Als er bei der öffentlichen Hinrichtung vor Whitehall in London seinen Kopf auf den Richtblock legte, meinte er noch: "Der Block könnte etwas höher sein - naja, man muss sich mit dem begnügen, was man hat."

Am Tag nach der Hinrichtung seiner zweiten Frau Anne Boleyn (gest. 1536) verlobte sich Heinrich VIII. von England mit Jane Seymour. Vermutlich war also die Anklage wegen Ehebruchs und Hochverrats nur ein Vorwand gewesen; über das Verfahren und die Beweisführung gibt es keine Aufzeichnungen. Anne wurde standesgemäß enthauptet. Auf dem Schafott beruhigte sie höflich den Scharfrichter: "Sie werden wenig Mühe haben, mein Hals ist sehr dünn."

Die älteste Schwester des französischen Kaisers, Elisa Bonaparte (gest. 1820), starb als Großherzogin der Toskana im Alter von dreiundvierzig Jahren. Sie war offenbar eine sehr realistische Frau, denn als der Arzt zu ihr sagte, nichts im Leben sei so unausweichlich wie der Tod, entgegnete sie: "Außer den Steuern."


(Aus dem "Lexikon der letzten Worte. Letzte Botschaften 
berühmter Männer und Frauen von Konrad Adenauer 
bis Emilio Zapata" von Werner Fuld.)

"Es ist getan" waren Jesus’ letzte Worte am Kreuz, Galileo Galilei verschied im Triumph: "Und sie bewegt sich doch!". 
Den letzten Worten berühmter Menschen wird eine besondere, visionäre Bedeutung beigemessen. Schon Montaigne vermutete, dass man im Angesicht des Todes die Wahrheit sagt, denn mit einer Lüge brächte man sich um das Seelenheil und die Gnade Gottes. Der Tod, zeigt uns Werner Fuld, hat seine eigenen Gesetze. Man erhoffte sich erhabene Worte von den Klassikern Goethe und Schiller. Schiller aber hinterließ ein rätselhaftes "ludex!", während Goethes letzte Worte nicht bedeutungsvoll "Mehr Licht" lauteten, sondern an seine Schwiegertochter gerichtet waren: "Frauenzimmerchen, gib mir dein Pfötchen!" Goethes Diener Krause immerhin beharrte darauf: "Es ist wahr, dass er meinen Namen zuletzt gesagt hat ... er verlangte den Nachttopf." Ein ungewöhnliches Zeichen setzte der New Yorker Polizistenmörder George Appel mit sprichwörtlichem Galgenhumor: Mit den Worten "Jetzt bekommt ihr gleich einen Brat-Appel zu sehen." verschied er auf dem elektrischen Stuhl.
Anhand amüsanter Anekdoten folgt Fuld den Lebensspuren berühmter Menschen. Die letzten Lebensminuten: traurig, absurd und komisch. Das Leben ist nicht kalkulierbar, so lautet die Botschaft - und am Ende kommt es anders, als man denkt.
Buch bestellen