Auf den Tod der Kleopatra

Nun froh getrunken, nun mit dem Fuß den Grund
Gestampft in Freiheit, nun saliarische
Festmahl' auf Polsterpracht der Götter
Ward uns zu rüsten vergönnt, o Freunde!
Nicht ziemt uns ehmals Cäcuber, vorgelangt
Aus Ahnenzellen, während die Königin
Dem Kapitol Umsturz in Wahnsinn,
Tod dem gewaltigen Reich bestimmte,
Mit schandbeladnem Schwarme des kränkelnden
Halbmannsgeschlechtes, alles zu hoffen frech,
Die ganz vom Taumelkelch Fortunas
Trunkene! Doch es verschwand die Wut ihr,
Als kaum den Feuern eines der Schiff' entrann,
Den Geistesschwindel, den Mareotiker
Aufbrauste, schuf zu wahrem Schrecken
Cäsar, vom Italerstrand mit Rudern
Den Flug verfolgend so wie der Habicht folgt
Kraftlosen Tauben, so wie dem Hafen rasch
Nachsetzt der Waidmann durch beschneites
Hämonerfeld, daß er schläng' in Fesseln
Das Graun des Schicksals! welche, den edleren
Ausgang sich suchend, weder das Schwert als Weib
Verzagend hob, noch neuer Winkel
Schutz mit beschleunigter Flott' erstrebte:
Kühn, anzuschaun die liegende Königsburg
Mit heitrem Antlitz, tapfer zu fassen auch
Grimmvolle Nattern, um ihr schwarzes
Gift in den starrenden Leib zu saugen,
Nach abgewognem Tode noch trotziger,
Liburnerjachten neidend den grausen Stolz,
Wenn würdelos sie zum Triumphzug,
Nicht sie ein niederes Weib, entführt ward.


(von Horaz;
aus dem Lateinischen von Johann Heinrich Voß)
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