Rumänien      Das von dakischen Stämmen besiedelte Gebiet zwischen Donau, Theiß und Dnjestr wurde im 2. Jahrhundert von den Römern besetzt und als Provinz Dacia weitgehend romanisiert. Im Mittelalter entstanden die Fürstentümer Siebenbürgen (Transsilvanien), Walachei und Moldau. Sie waren jahrhundertelang Schauplatz und Gegenstand der Kriege zwischen Ungarn und Türken. Diese wechselvolle Geschichte spiegelt sich in der vielfältigen Folklore Rumäniens mit ihren zahlreichen Dämonen und Wiedergängern. So gibt es "lebende" und "tote" Vampire (moroi, strigoi, nosferat) und verschiedene Typen des Werwolfs (pricolici, vîrcolaci), und je nach Region werden unterschiedliche Entstehungsursachen, Abwehrmittel und Beseitigungsmethoden genannt.
Dass Rumänien und speziell Siebenbürgen bei vielen Vampirfans und einigen Vampirologen als klassisches Herkunftsland des Vampirs gilt, ist dem Iren Bram Stoker zu verdanken, der, vermutlich auf Anregung des ungarischen Orientalisten Vámbéry, für seinen Roman Dracula (1897) Quellenforschung betrieb und das Material mit großem Geschick verwertet hat. Der für seine Grausamkeit berüchtigte, später als Opfer böswilliger Propaganda rehabilitierte und zum Nationalhelden emporstilisierte
Vlad Tepes (1431 - 1476) bot sich als Modell für den blutrünstigen Grafen an, sehr zum Missfallen der damaligen rumänischen Regierung, die den Roman prompt verbot. Andererseits war man sogar unter der kommunistischen Diktatur nicht abgeneigt, Vlad alias Dracula und die historischen Stätten seines Wirkens als devisenbringende Touristenattraktionen zu verwerten. Vampire haben sich als zäher denn Diktatoren erwiesen - und so bieten die rumänischen Fremdenverkehrsbüros heute Pauschalreisen in die Heimat Draculas an. Im Preis inbegriffen ist bei manchen sogar ein Exemplar von Stokers Roman.


Aus: "Das Buch der Vampire. Von Dracula, Untoten und anderen Fürsten der Finsternis. Ein Lexikon." von Matthew Bunson. ... mehr über dieses Buch ...