Rita Amedick u. a.: "Wunder antiker Technik"

Automaten - Orgeln - Uhren - Wasserspiele


"Wie funktioniert eigentlich eine Rakete?" Diese Frage stellte Hermes Phettberg alias Josef Fenz in seiner nunmehr leider abgesetzten "Nette Leit"-Show einem Physiker. Damit demonstrierte er eine von vielen Männern nicht zugegebene Schwierigkeit, technische Vorgänge zu verstehen. Welcher Mann möchte schon zugeben, dass er nicht zu 100 Prozent wisse, warum ein Kraftfahrzeug fährt und nicht auf der Stelle bleibt? Klarerweise gibt es vereinfachte Erklärungen physikalischer Abläufe. Viele der Tricks, welche David Copperfield, der wundersame Zauberer, anwendet, sind auf physikalische Prinzipien zurückzuführen. Genau so schwierig wie es sein mag, diese "Tricks" zu dechiffrieren, ist es für Menschen wie Phettberg und mich, das hinter dem "System Technik" verborgene System zu erkennen. Mein Mathematik-Lehrer sagte mal, dass die Differentialgleichung mit daran schuld sei, dass Häuser nicht in sich zusammenbrächen.

Philon von Byzanz (3. Jhdt. v. Chr.; griechischer Mechaniker, Auseinandersetzungen mit hebelartigen Werkzeugen und Automaten) und Heron von Alexandria (2. Hälfte d. 1. Jhdts. n. Chr.; Mathematiker und Mechaniker, "Epeiritalia", eine großartige Sammlung von Ideen sowohl wissenschaftlicher, als auch spielerischer Art) sind die zwei Protagonisten, auf deren Schriften, Skizzen und erstaunlichen Erkenntnissen die vorliegende CD beruht. Es ist wahrlich unglaublich, welche technischen Errungenschaften schon in der Antike zu Überraschungseffekten und Erstaunen der Betrachters führten. So wurden etwa Gefäße konzipiert, die in sich einen doppelten Boden haben, wodurch sich etwa Wein "verstecken" kann, und der berüchtigte "Weindieb" zustande kam. Aus den Bereichen von Physik, Feuer und Luft, Pumpen und Orgeln, Wunderbrunnen, Trickgefäßen, Automaten, Figuren und Räderwerken ist alles abgedeckt, was das Herz des mehr oder weniger unbedarften "Technikers" frohlocken lässt.

Es wäre zuviel vom Rezensenten verlangt, wenn er einzelne Experimente zu erklären versuchte. Gewisse Feinheiten mögen erst nach Jahren entschlüsselt werden, und es ist die besondere Leistung der CD, dass gerade der Laie in technischer Hinsicht richtiggehend begeistert von den "Wundern antiker Technik" sein muss. Für den gelernten Techniker mag vieles logisch und nachvollziehbar erscheinen. Hermes Phettberg hätte seine Freude an diesem Produkt. Zwar wird nicht schlüssig, wie eine Rakete funktioniert, da "Star Wars" damals noch unmöglich schien; doch zahlreiche Videos und Animationen machen deutlich, weshalb eine Kerze brennt oder ein Vakuum entstehen mag. Der Rezensent war und ist von den "Wundern antiker Technik" schwer begeistert und mag es kaum fassen, was schon vor über 2000 Jahren (!!!) an technischen Möglichkeiten existierte. Die oftmalige Absurdität gegenwärtiger übertriebener Technik ist auf jeden Fall für ihn nicht mal in Ansätzen interessanter. 

(Al Truis-Mus; 05/2003)


Rita Amedick u. a.: "Wunder antiker Technik"
Theiss, 2003.
CD-ROM (ab Windows 95) mit zahlreichen Texten, gesprochenen Kommentaren und Bildern, 
animierten 2-D- und 3-D-Modellen, Videos, Zeittafel, Bauanleitungen und Grafiken zum Ausdrucken.
ASIN 380621767X.
ca. EUR 29,90.
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