Ralph Giordano: "Der Wombat"


Ralph Giordano ist vor allem als Autor politischer und historischer Bücher bekannt. Im "Wombat" nun kann man ihn auch von einer anderen, ursprünglicheren Seite erleben. Erzählt werden für alte und junge Tierfreunde wahre und größtenteils selbst erlebte Geschichten mit animalischen Hauptdarstellern. Von der Katz bis zum Krokodil spannt der Autor einen weiten Bogen, mit der Einschränkung allerdings, dass durchwegs von Tieren in Gefangenschaft (Zoo oder Haus) die Rede ist. Diesen dringt Giordano tief in die Seele, beschreibt ihre komischen Seiten, nicht ohne dabei einen Raum für zoologische Rückschlüsse zu schaffen und erzählt mitfühlend ihre bisweilen tragischen Schicksale, Kritik an den Auswüchsen von Tierhaltung klingt immer wieder an.

Was gibt es schließlich Faszinierenderes als echte Begegnungen von Mensch und Tier? Beide können miteinander spielen, Zärtlichkeiten miteinander austauschen (was sie in dem Buch auch ausgiebig tun), das Tier kann vom Menschen lernen (so findet zum Beispiel ein dominantes Gorillamännchen in einem Amateurhypnotiseur seinen Meister), und ebenso der Mensch vom Tier. Damit sind auch die teilweise schärferen und andersartigen Sinne gemeint, vor allem aber jenes Ding namens Instinkt, welches beim homo sapiens während dem ganzen Zivilisationsprozess mehr oder weniger zum Teufel gegangen ist.

Ralph Giordano hat sich etwas davon bewahrt, was ihn einerseits bei einem simplen Zoobesuch weit mehr erleben lässt als andere, ihn andrerseits instinktsicher den Wombat als Titel und Wappentier seines Buches wählen ließ. Denn der Wombat ist einer der unterschätztesten Bewohner dieses Planeten, ein Plumpbeutler voll Erdmagie und tiefer innerer Gelassenheit, auf eine Stufe zu stellen mit Allzeitgrößen wie Pandabär und Koala. Ein wahrhaft geniales Tier.

(stro)


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Weitere Bücher des Autors:

"Erinnerungen eines Davongekommenen"

Dass er als Sohn einer jüdischen Mutter davonkommen würde, war unwahrscheinlich. Wie er dennoch davonkam, und das immer wieder, darüber legt der Journalist, Fernsehautor und Schriftsteller Ralph Giordano Zeugnis ab - engagiert und kämpferisch wie eh und je. Es ist atemberaubend mitzuerleben, wie der Zehnjährige 1933 über Nacht konfrontiert wird mit einer Macht, vor der bald schon die Welt zittern wird. Unter welchem Druck muss ein Siebzehnjähriger stehen, der das Leben der geliebten Mutter beenden will, um ihr ein schlimmeres Schicksal zu ersparen? Und wie lässt sich ein sich immer steigernder Schrecken aushalten, bis der Zweiundzwanzigjährige erlebt, woran er nicht mehr geglaubt hat: die Befreiung? Dennoch wird eines im Leben dieses Aufklärers bleiben - die Konfrontation mit Mächten wie Nationalsozialismus, Stalinismus und Islamismus.
Hier wird ein Zeitalter besichtigt, widergespiegelt in der Biografie eines Mannes von unerschöpflicher Kreativität. Wir werden Zeugen, wie der Schwur, Deutschland zu verlassen, allmählich dahinschmilzt und der Verfolgte von einst Anteilnahme empfindet für Menschen, die in den bedrohtesten Jahren seines Lebens auf der anderen Seite gestanden waren. Und wie er hartnäckig um ein schwer erreichbares Ziel kämpft - Zugehörigkeit. Bei aller politischen Durchdringung dieses Daseins aber ist es ein durch und durch persönliches Buch, das Schlüsseldokument eines unvergleichlichen Lebens, die Bilanz eines großen Humanisten. (KiWi)
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"Mein Leben ist so sündhaft lang. Ein Tagebuch"
Ein Jahr lang, vom Geburtstag 2009 bis zum Geburtstag 2010, hat der große deutsche Publizist und Schriftsteller sich und seine Zeit kritisch und selbstkritisch unter die Lupe genommen. Dabei hat er ganz genau hingeschaut. Ob es um Bundeswehreinsätze in Afghanistan, Aufstände in Teheran, den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, eine Huldigung an Herta Müller oder Einblicke in seine persönliche Arbeitsweise geht - es sind Aufzeichnungen, die zeigen, wie eng verbunden dieses Leben mit den großen Strömungen und Bewegungen unserer Zeit ist. Gleichzeitig aber gestatten sie einen tiefen Einblick ins Private, ohne Voyeure zu bedienen oder den Mutterwitz des Autors zu verbergen. (Kiepenheuer & Witsch)
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