Gabriella Wollenhaupt: "Grappa und die Nackenbeißer"

Spezialauftrag für Maria Grappa


Ein Nackenbeißer ist - für alle Uneingeweihten - einer dieser Romane, auf dessen Titelbild eine ätherische Schönheit in leichter Kleidung vor einem sportlichen langen Mannsbild steht oder sich an diesen anlehnt, während dieser sich über ihren Nacken beugt. Es sind diese abwechslungsreichen Romane, in denen die Heldin meist in einer mehr oder minder unangenehmen Situation ist, eventuell von einer anderen finsteren - in der Regel männlichen - Person verfolgt wird und dann Hilfe durch den Adligen, Chefarzt etc. ihrer Wahl bekommt. Am Ende überwindet die Liebe alles, und man zieht mit Hund und kluger Katze in eine kleine Villa mit weitläufigem Grundstück in Schottland, Irland oder Südengland. Solche Bücher haben jedes Jahr millionenstarke Auflagen, obwohl meist niemand zugeben möchte, dass er derlei auch schon einmal gelesen hat.

Dies ist eindeutig nicht die Form von Literatur, welche die launige und energiegeladene rothaarige Reporterin Maria Grappa unbedingt bevorzugt. Darum ist sie auch mehr als unglücklich, als Jansen sie auf Lilo von Berghofen ansetzt, eine überaus erfolgreiche Produzentin von Nackenbeißern, die seit einiger Zeit in Bierstädt lebt und wirkt. Glücklicherweise soll sie aber keine Literaturkritik betreiben, sondern einen Artikel über die Autorin verfassen, wozu zunächst einmal ein Interview notwendig wird. Und das noch bis zur nächsten Wochenendausgabe.
Also macht sich Grappa auf den Weg zum Haus Rabenhügel, wo sie aber erst einmal keinen Einlass, ja nicht einmal irgendeine Reaktion findet. Auch ans Telefon geht niemand in diesem Haus. Doch bewegen sich seltsame Gestalten darin, so dass Grappa und Jansen schließlich die Polizei alarmieren. Diese findet die Nackenbeißerin tot vor - mit einem relativ allgemein gehaltenen Abschiedsbrief in ihrer Nähe. Und vor allen Dingen Jansen - den mit der Autorin wohl mehr als nur berufliches Interesse verbunden hat - kann nicht glauben, dass hier tatsächlich ein Freitod vorliegt.

Während Grappa zu ermitteln beginnt, stellt sich heraus, dass Jansen ganz unverhofft Haupterbe - und für die Polizei damit Hauptverdächtiger - ist, und so wird der Fall für die gesamte Redaktion zu einer Ehrenfrage. Bei ihren Ermittlungen stößt Grappa direkt auf zwei auffallend ungewöhnliche Verbindungen im Leben der Autorin, die unter anderem auch noch als Medium und Hexe tätig und auch sonst sehr umtriebig war.

Und so nehmen Geschehnisse ihren Lauf, die die Leichenzahl ansteigen lassen und weit aus dem allgemeinen Nackenbeißerbereich heraus führen.

Dies ist wohl schon der 17. Band dieser Reihe um Maria Grappa und ein durchaus vergnüglicher Sommerkrimi, der eine selbstständige, aber nicht nervend emanzipierte Hauptdarstellerin präsentiert, die für die Lösung dieses Falles einige geistige - und auch räumliche - Umwege machen muss.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2007)


Gabriella Wollenhaupt: "Grappa und die Nackenbeißer"
Grafit, 2007. 250 Seiten.
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Gabriella Wollenhaupt wurde 1952 geboren. Lien zur Netzseite der Autorin: http://www.gabriella-wollenhaupt.de/.