Mirko Kaupat unter Mitarbeit von Thoralf Plath: "Marco Polo Reiseführer - Warschau"

Warschau gehört zu den interessantesten europäischen Städten und ist daher auf jeden Fall eine Reise wert. Um diese optimal zu gestalten, benötigt zumindest der Individualreisende einen guten Reiseführer.

Der Marco-Polo-Band "Warschau" weist anfangs, wie bei der Reihe üblich, auf fünfzehn als "Insider-Tipp" ausgezeichnete besondere Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und kulturelle Veranstaltungen hin, die später im Führer genauer beschrieben werden; so kann man sich bei Interesse einige Höhepunkte bereits vormerken. Es folgen die fünfzehn ebenfalls an anderer Stelle im Detail dargestellten "Marco Polo Highlights", darunter ein geschichtsträchtiger Friedhof, zwei Kirchen, der Stadtteil Praga, ein Jazzclub und der "Jarmark Europa", auf dem man so ziemlich alles, wenn auch zumeist als Kopie von Marken, erstehen kann.

Im "Auftakt" wird Warschau als Stadt der Gegensätze charakterisiert. Nicht nur junge und alte Gebäude finden hier ein mitunter spannungsgeladenes Miteinander, sondern auch die Erinnerung an die über weite Strecken tragische Geschichte Polens, insbesondere im 20. Jahrhundert, und der Aufbruch in die EU; auch die Schere zwischen Arm und Reich klafft unübersehbar.

Die "Stichworte" erläutern Persönlichkeiten und Begriffe, denen man in Warschau allenthalben begegnet, zum Beispiel Frédéric Chopin, der Warschauer Aufstand und - gewissermaßen als Anti-Stichwort - Wodka, denn im Gegensatz zu vergangenen Zeiten und ihren Gepflogenheiten kommt der Schnaps zunehmend aus der Mode.

Eine Doppelseite des Führers weist auf "Feste, Events und mehr" hin, diesen folgen Warschaus Schätze und Sehenswürdigkeiten: bezaubernde Kirchen aus unterschiedlichen Epochen, profane Gebäude wie Paläste und Theater, Parks, Friedhöfe, Plätze und Stadtteile.

Den Warschauer Museen ist ein eigenes Kapitel gewidmet; unter ihnen stechen neben den Kunst- und geschichtlichen Museen Raritäten wie das Karikaturen-Museum und das Plakatmuseum hervor.

Wo man den eigenen Ansprüchen und Möglichkeiten entsprechend essen gehen kann und wo dies gegebenenfalls auch noch in einem außergewöhnlichen Ambiente möglich ist, erfährt man natürlich ebenso wie die reizvollsten Einkaufsmöglichkeiten, die komfortabelsten oder auch interessantesten Unterkünfte in jeder Preisklasse und die besten Tipps zur Gestaltung der Abende.

Wer die Stadt gern ganz unmittelbar kennen lernen möchte, sollte die drei vorgestellten Stadtspaziergänge beachten: der erste, "Königsweg" betitelt, führt zu den bedeutendsten Gebäuden Warschaus und dauert zwei bis drei Stunden lang, der zweite, ebenso lange enthält verschiedene Parks und sonstige "Natur" in der Stadt, die dritte Route, etwa zweistündig, befasst sich mit der Entwicklung und dem Spannungsfeld zwischen sozialistischen Monumenten und heutiger Bauweise. Darüber hinaus schlägt der Führer Ausflüge in die Umgebung vor.

Diesen Gestaltungsmöglichkeiten folgen praktische Hinweise, beispielsweise zur Anreise mit verschiedenen Verkehrsmitteln, zur Auskunft vor Ort und im Internet, zu Preisen und optimaler Reisezeit, Öffnungszeiten und Sicherheit, Zoll und so weiter. Am Ende findet der Leser noch die wichtigsten Ausdrücke und Redewendungen auf Polnisch - mit Aussprachehilfen -, gefolgt von einem mehrseitigen, sehr informativen Cityatlas. Die hintere Klappe enthält den Metro-Streckenplan, die Seite davor einiges, was man in Warschau unbedingt vermeiden sollte, zum Beispiel Alkohol im Freien zu trinken, was verboten ist.

Mit dem Marco Polo, der sich nicht nur durch sorgfältig recherchierten, kurzweilig vermittelten, kompakt dargestellten und aktuellen Inhalt, sondern auch durch zahlreiche qualitativ hochwertige Fotos und eine hand- und jackentaschentaugliche, robuste Verarbeitung auszeichnet, kann die Reise nach Warschau eigentlich kaum misslingen, zumindest ist für viel Abwechslung, eine passende Unterkunft und die Möglichkeit zur Besichtigung aller bedeutenden Sehenswürdigkeiten gesorgt. Die Tipps und "Highlights", von denen es außer den eingangs erwähnten in eigens herausgestellten Kästchen in den einzelnen Kapiteln noch weitere gibt, sind erfahrungsgemäß wirklich reizvoll und sollten bei persönlichem Interesse in Erwägung gezogen werden. Angesichts des keinesfalls überzogenen Preises lohnt es sich sogar, diesen Führer zu kaufen, wenn man eine Reise nach Warschau noch nicht konkret plant, sondern lediglich in Betracht zieht; zum "Appetitholen" eignet er sich nämlich ebenfalls vorzüglich.

(Regina Károlyi; 06/2007)

Mirko Kaupat unter Mitarbeit von Thoralf Plath: "Marco Polo Reiseführer - Warschau"
Mairdumont, 2007. 120 Seiten inkl. Reiseatlas.
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