Rabindranath Tagore: "Das goldene Boot"

(Hörbuchrezension)


Eine Auswahl aus dem Werk Rabindranath Tagores - Lyrik, Prosa, Dramen
Otto Mellies erzählt mit dynamischer Ruhe

Rabindranath Tagores Lyrikband "Gitanjali" umfasst 157 Gedichte und Lieder. Diese ranken sich größtenteils um Mythen des Vishnuismus, die Gottheiten Krishna und Radha und das Streben der Menschen nach Spiritualität. 

Dabei konzentrierte sich der Autor jedoch entgegen der hinduistischen Tradition weniger auf das jenseitige Leben als auf die diesseitigen Freuden, die das Dasein bereithält.

Rabindranath Tagore, 1861-1941, wurde 1913 der Literaturnobelpreis für "die einfühlsamen, lebendigen und schönen Verse, mit denen er in vollendeter Weise seine dichterischen Gedanken zu einer Komponente der abendländischen Literatur gemacht hat" verliehen. ("... wegen seiner zutiefst einfühlsamen, frischen und schönen Verse, durch die er mit vollkommener Kunstfertigkeit seine dichterische Gedankenwelt, ausgedrückt in seinen eigenen englischen Wörtern, zu einem Bestandteil der Literatur des Westens machte.")
Rabindranath Tagores Reaktion war ein Telegramm folgenden Wortlauts: "Ich bitte der Schwedischen Akademie meine dankbare Wertschätzung der Größe des Verständnisses zu übermitteln, welche das Ferne nahe gebracht und einen Außenstehenden zum Bruder gemacht hat." ("I beg to convey to the Swedish Academy my grateful appreciation of the breadth of understanding which has brought the distant near, and has made a stranger a brother.")

Besonderes Augenmerk legte Tagore auf die Einheit des Menschen mit der Natur, verweigerte sich der Askese und fügte eine erotische Komponente, die Sehnsucht des Menschen nach Liebe in all ihren Facetten, hinzu.
Die Stimmung der ein wenig melancholisch klingenden Gedichte und Lieder reicht dabei von romantisch bis geheimnisvoll-religiös, der Stil ist schlicht, jedoch kunstvoll.
Im Jahr 1913 erhielt Rabindranath Tagore für diesen Band den Nobelpreis für Literatur.

Das Audiobuch enthält stimmungsvoll vertonte Lieder, Aphorismen, Gedichte und die beiden Erzählungen "Der Postmeister" sowie "Der Mann aus Kabul".

Der Sprecher Otto Mellies liest einmal traurig, einmal euphorisch, jubelnd, jauchzend oder Lebensfreude versprühend - aber auch nüchtern, sachlich oder ermahnend. Immer trifft er den Grundton der Geschichte, die er gerade vorträgt. Dies und die gelungene Auswahl der Episoden durch den Verlag ermöglichen dem Hörer einen exklusiven Einblick in das umfangreiche Werk des bengalischen Autors.

(Wolfgang Haan; 12/2005)


Rabindranath Tagore: "Das goldene Boot"
Aus dem Bengalischen übertragen von Martin Kämpchen und Hans Harder.
Patmos, 2005. 1 CD.
ISBN 3-491-91180-X.
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Buch:
In seinem Heimatland Bengalen gilt Tagore bis heute als Aufklärer und Schöpfer der modernen bengalischen Literatur. Diese Ausgabe präsentiert den profilierten Schriftsteller in all seinen Facetten als Autor von Weltrang. Sämtliche Texte wurden aus den Originalsprachen, vornehmlich aus dem Bengalischen, übersetzt. Erstmals erscheinen auf Deutsch die Gespräche Tagores mit Albert Einstein.
Artemis & Winkler, 2005. 640 Seiten.
ISBN 3-538-06988-3.
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Buchtipps:

Martin Kämpchen: "Rabindranath Tagore"

Er gilt als der bedeutendste indische Dichter der Moderne. 1913 erhielt Rabindranath Tagore als erster Schriftsteller außerhalb des westlichen Kulturkreises den Nobelpreis für Literatur - ein Signal des kulturpolitischen Aufbruchs für die kolonisierten Völker. Tagores universales Genie ist oft mit dem Goethes verglichen worden. Er war nicht nur Lyriker, Erzähler und Dramatiker, er komponierte auch, malte, war Schauspieler und Regisseur, wirkte als Pädagoge, Sozialreformer und politischer Aktivist. In den 1920er Jahren war Tagore in Europa eine Kultfigur; heute wird er wiederentdeckt.
Rabindranath Tagore wurde am 7. Mai 1861 in Kalkutta geboren; das entspricht dem 25. Tag des Monats "baisak" im bengalischen Jahr 1268. (Rowohlt)
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Rabindranath Tagore: "Hohe Lieder. Gitanjali"
"Mein Lied hat seines Schmuckes sich entäußert, es ist nicht stolz auf Kleid und Zier. Der Schmuck könnt unsre Einigkeit zerstören, er würde zwischen dich und mich sich stellen; dein Flüstern könnt ertrinken in dem Klingklang. Mein Dichterhochmut stirbt in Scham vor deinem Anblick, o Meisterdichter, ich saß dir zu Füßen. Lass mich mein Leben grad und einfach machen, gleich einer Flöte, die du füllst mit Tönen." (Hohe Lieder, 7)
"Für diese einfühlsamen, lebendigen und schönen Verse, mit denen er in vollendeter Weise seine dichterischen Gedanken zu einem Bestandteil der abendländischen Literatur gemacht hat" erhielt Rabindranath Tagore im Jahr 1913 den Nobelpreis für Literatur.
Viele Jahre war dieser Band vergriffen. Endlich ist es gelungen, für eine Neuausgabe dieses Klassikers der spirituellen Welt-Literatur in der unübertroffenen Übersetzung von Marie Luise Gothein zu sorgen. (Kristkeitz)
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Rabindranath Tagore: "SADHANA - Der Weg zur Vollendung"
Aus dem Vorwort des Verfassers: "Vielleicht ist es gut, zur Erklärung voranzuschicken, dass der Gegenstand der Abhandlungen, die in diesem Buche veröffentlicht werden, weder vom Standpunkt des Philosophen noch von dem des Gelehrten behandelt worden ist. Der Verfasser ist in einer Familie aufgewachsen, wo Texte aus den Upanischaden zum täglichen Gottesdienst verwandt wurden. Auch hatte er das Vorbild seines Vaters vor Augen, der all die Jahre seines langen Lebens in engster Gemeinschaft mit Gott lebte, ohne dabei seine Pflichten gegen die Welt zu vernachlässigen oder den menschlichen Dingen weniger warme Teilnahme zu schenken ... Alle großen Kundgebungen des menschlichen Geistes sind nicht nach dem Buchstaben zu verstehen; sie können erst richtig beurteilt werden, wenn wir ihre lebendige Wirkung im Laufe der Geschichte sehen. Wir erfassen den wahren Sinn des Christentums erst, wenn wir es in seiner heutigen lebendigen Gestalt beobachten ..." (Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen. Sprecher Hans Eckardt)
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Rabindranath Tagore: "Liebesgedichte"
Auswahl und Übersetzung: Martin Kämpchen.
Insel, 2005. 120 Seiten.
ISBN 3-458-34688-0.
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Aus dem Nachwort der Buchausgabe:
Rabindranath Tagore beginnt sich seinen Platz in der Weltliteratur zu erobern. Obwohl der bedeutendste Dichter des modernen Indien, der wie kein anderer bis in unsere Gegenwart die Kultur seinen Landes prägt, besitzt er im internationalen Konzert großer Dichter bislang keine Stimme. Obwohl als universales Genie anerkannt, von Berufenen als "Goethe Indiens" gepriesen, bleibt sein Name weitgehend unbekannt.
Warum? Weil Tagore seine Werke in einer Sprache schrieb, die keine "Weltsprache" ist wie die bedeutenden europäischen Sprachen. Obwohl im indischen West-Bengalen und in Bangladesch Bengalisch von mehr Menschen gesprochen wird als zum Beispiel Deutsch von anderen, gilt diese Sprache selbst im Kontext des indischen Subkontinents als eine von vielen Regionalsprachen wie Hindi, Marathi, Tamil oder Telugu.
Und ein zweiter Grund kommt hinzu: Als er im eigenen Land schon als erster Dichter seiner Sprache gefeiert wurde und sein Verdienst unverrückbar feststand, sehnte er sich nach Anerkennung jenseits der Grenzen seines Volkes. Zunächst eher zögernd und arglos, dann zielbewusst übersetzte er die eigene bengalische Lyrik in englische lyrische Prosa. Der glücklich-unglückliche Zufall wollte es, dass das erste Buch mit Übersetzungen, "Gitanjali", von einem überraschenden Erfolg überwältigt wurde. Tagore bekam dafür 1913, ein Jahr nach Erscheinen, den Nobelpreis für Literatur. Glücklich ist dieser Zufall, weil damit zum ersten Mal einem Dichter außerhalb von Europa und Nordamerika der Literatur-Nobelpreis verliehen wurde und somit stellvertretend die damals kolonisierten Völker von Asien, Afrika und Südamerika Anerkennung auf kulturellem Gebiet fanden. Unglücklich, weil sich dadurch Rabindranath Tagore berufen fühlte, einen Gedichtband nach dem anderen sowie zahlreiche Theaterstücke, Erzählungen und Romane entweder selbst ins Englische zu übersetzen oder durch seine Freunde übersetzen zu lassen. Das Ergebnis war folgenschwer: Zwar wurden die Werke Tagores dadurch bekannt (Ende 1923 waren "über eine Million" Exemplare von seinen Werken auf dem deutschen Markt), doch waren die Übersetzungen ins Englische philologisch unzureichend, nämlich paraphrasierend, verkürzend, undifferenziert, oft kraftlos. Diese englischen Fassungen fanden den Weg in andere Sprachen. Mit solchen Übersetzungen konnte man - auf der Neugier aufbauend, die der Nobelpreis geweckt hatte - eine Verkaufssensation schaffen. Tagore hat dies in seinem späteren Leben erkannt und bedauert. Der Umstand, dass es sich letztendlich um von Tagore selbst angefertigte oder autorisierte Werke handelte, hat den Blick auf die bengalischen Originale verstellt. Nur Wenige machen sich bewusst, dass Englisch für den Dichter eine Fremdsprache war. So sind ernsthafte, nämlich philologisch korrekte sowie literarisch anspruchsvolle, Übersetzungen jahrzehntelang ausgeblieben. Es fehlte an der Erkenntnis dieser Notwendigkeit, an Übersetzern und an Verlegern. Erst in den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren entstehen solche Übersetzungen auf Englisch und Deutsch. Erst jetzt entpuppt sich für uns der Dichter von Weltliteratur.

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