Martin Suter: "Der Teufel von Mailand"


Teuflisches Farbenspiel zwischen Zürich und dem Engadin

Martin Suter, Autor von Erfolgstiteln aus dem Milieu des höheren und höchsten Managements in und um Zürich, hat wieder einen Roman veröffentlicht: "Der Teufel von Mailand" schleicht sich ins Leben von Sonia Frey, der geschiedenen Frau eines erfolgreichen Bankiers. Als Physiotherapeutin in einem neu eröffneten Engadiner Hotel möchte sie sich von den Zwängen eines entgleisten Lebens und den Scheidungsanwälten ihres Ex befreien.

Ein unfreiwilliger LSD-Trip belastet sie mit Wirklichkeiten aus einer anderen Wahrnehmung und mit der beängstigenden Fähigkeit, Farben zu riechen, Geräusche zu sehen und Gerüche zu hören. Nachwirkungen von Drogen und Ehe sowie geheimnisvolle Prophezeiungen aus einer zufällig entdeckten Engadiner Sage verhindern den Neuanfang. Auch die sture und unzugängliche Art der Einheimischen in den verregneten Bergen der Südostschweiz und undurchsichtige Gestalten unter dem Hotelpersonal verzögern Sonias Start in ein neues Leben.

Was zeitweilig an fantastische Literatur in der Tradition E.A. Poes oder Gustav Meyrinks erinnert, verwirrt und entwirrt Martin Suter in seinem leichthändig eleganten Stil nach der Art eines Kriminalromans; erst die letzten Seiten verraten die Identität und Pläne des Teufels in Sonias Leben.

Gewalt in der Ehe, synästhetische Verwirrungen und die Unterengadiner Sagenwelt durchwirken als Leitmotive den Roman und spielen laufend neue und überraschende Momente in den Handlungsstrang. Eingestreute SMS-Dialoge zwischen Sonia und ihrer großstädtischer Freundin Manu sind knapper Paralleltext und witziger Kommentar und lassen erahnen, was sich zeitgleich in Sonias früherem Milieu abspielt.

Mit "Der Teufel von Mailand" hat Martin Suter erneut in Buch geschrieben, in dem sich gute Recherche, einsichtige Milieubeschreibungen, Witz und Spannung zu einer literarisch ansprechenden Lektüre ergänzen: Die kleinliche Realität der selbsternannten Crème de la crème der schweizerischen Gesellschaft findet ihr erweitertes, aber nicht weniger irreales Spiegelbild in der rätoromanischen Sagenwelt und in der LSD-induzierten Wirklichkeit.

(Wolfgang Moser; 07/2006)


Martin Suter: "Der Teufel von Mailand"
Gebundene Ausgabe:
Diogenes, 2006. 298 Seiten.
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Taschenbuchausgabe:
Diogenes, 2007.
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Ein weiteres Buch des Autors:

"Die Zeit, die Zeit"

Anfangs begreift Peter Taler nur, dass im Haus gegenüber, in dem der achtzigjährige Knupp wohnt, sonderbare Dinge vor sich gehen. Er beginnt zu beobachten und mit der Kamera festzuhalten - und merkt erst spät, dass er seinerseits beobachtet wird und längst in die Geschehnisse auf der anderen Seite der Straße verstrickt ist. Der alte Knupp, der vor zwanzig Jahren seine Frau verloren hat, ist davon überzeugt, dass man nicht wie Orpheus ins Totenreich hinabsteigen muss, um einen geliebten Menschen wiederzufinden. Denn er hat eine Theorie und kann sich dabei sogar auf berühmte Leute berufen. Allerdings ist deren Umsetzung nicht einfach. Um nicht zu sagen - schier unmöglich. Taler soll ihm dabei helfen. (Diogenes)
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