Jonathan Stone: "Bittere Wahrheit"

Die attraktive Julian Palmer, Absolventin der New Yorker Polizei-Akademie, kommt für ihr Praktikum in eine Kleinstadt im eisigen Schneegürtel im Norden des Bundesstaates New York. Der dortige Polizeichef Winston Edwards genießt einen legendären Ruf: Im Laufe seiner Karriere löste er jeden Mordfall, mit dem er es zu tun bekam. Nun, kurz vor seiner Pensionierung, steht er jedoch vor einem Rätsel: der brutalen Ermordung einer jungen Kellnerin.


Im Rahmen eines Praktikumsprogramms tritt Julian Palmer eine befristete Stelle in Cannaanville im Bundesstaat New York an, wo sie als Vorgesetzten den Polizeichef Winston Edwards hat, der für seine Ermittlungserfolge berühmt ist. Doch diese Koryphäe der Ermittlungsarbeit "laboriert" seit einem Monat an einem Mordfall, für dessen Lösung er einfach keinen Ansatz findet, weswegen Edwards kurz nach Julians Eintritt in seine Dienststelle sogar bereit ist, die Hilfe eines Sehers in Anspruch zu nehmen.

Winstons Reaktion auf diesen Seher namens William Hill ist zunächst überaus negativ, was sich Julian im Zusammenhang mit seinem Wunsch, sich dessen Hilfe zu bedienen, überhaupt nicht erklären kann. Darum beginnt auch die Nähe ihres Vorgesetzten, die sie zunächst auf geheimnisvolle Weise sexuell angesprochen hat, auch zunehmend nervös zu machen, denn hinter seinen Avancen und seinem sonstigen Verhalten im Umgang mit anderen Leuten registriert sie eine unbändige Wut, die ihr Sorgen bereitet.

Als sich der Seher dann auf Grund eines Zeitungsfotos als ein Täuscher herausstellt, der nur als ein in der Tat relativ erfolgreicher Seher auftritt, scheint der Fall zunächst für Edwards gelöst zu sein. Doch aus den Aussagen des überführten Sehers, dessen wahre Identität erst im zweiten Anlauf bekannt wird, ergeben sich für Julian starke Zweifel, die ihren Verdacht mehr und mehr auf ihren eigenen Vorgesetzten, beziehungsweise auf dessen Frau, lenken. Eine Mischung aus Schach- und Pokerspiel zwischen dem erfahrenen Ermittler kurz vor der Pensionierung und seiner genialen Praktikantin beginnt, das schließlich in den schneebedeckten Waldgebieten von New York State seinen vorläufigen Höhepunkt findet, bevor es dann auf der Abschiedsfeier Wilsons zum endgültigen Showdown kommt.

Vorhersehbar geschrieben, aber im Großen und Ganzen eine nette Zerstreuung für die Sommertage - am Strand, auf dem Liegestuhl oder im Schwimmbad. Nett auch zum Weiterleihen.

Jonathan Stone ist Absolvent der Yale Universität, wo er Stipendiat im Fachbereich für "Creative Writing" war und zweimal den John-Hubbard-Curtis-Preis als bester Autor gewann. Er arbeitet in der Werbebranche und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Connecticut. "Bittere Wahrheit" ist sein Debütroman.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2003)


Jonathan Stone: "Bittere Wahrheit"
(Originaltitel "The Cold Truth")
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis.
Blanvalet
, 2001. 255 Seiten.
ISBN 3-442-35480-3.
ca. EUR 7,50.
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Ergänzender Buchtipp:

Jonathan Stone: "Kaltes Gewissen"
Die junge, attraktive Polizeidetektivin Julian Palmer hat die New York Police Academy erst vor in paar Jahren abgeschlossen und wird schnell befördert. Nachdem sie mehrere komplizierte Fälle gelöst hat, wird sie in der Kleinstadt Troy im Staat New York zur Oberkommissarin befördert. Doch ihr neuester Fall stellt sie vor ein Rätsel. Sie jagt den Mörder eines angesehenen Ehemanns und Vaters. Julian hat keinerlei Verdachtsmomente. Außerdem sitzt ihr eine auf Antworten drängende Familie und die Presse im Nacken. Am Rande der Verzweiflung erhält sie unerwarteten Besuch von ihrem ehemaligen Ausbilder - gleichzeitig dem ersten Menschen, den sie wegen Mordes hinter Gitter brachte -, dem einstigen Polizeichef Winston "Bär" Edwards. Früher wegen seiner außerordentlichen Fähigkeiten als Kommissar berühmt, ist er jetzt nur noch ein Schatten seiner Selbst. Zwar konnte er dem Leben im Gefängnis entkommen, taucht aber jetzt als geschlagener Mann wieder auf. Das Einzige, was ihm geblieben ist, ist sein geniales Polizistengehirn. Trotz Julians Misstrauen und ihrer Angst vor Edwards weiß sie nur zu gut, dass er immer noch ein begabter Spürhund ist, und sie führt ihn vorsichtig an den Fall heran. Zusammen mit diesem Mann, der ihr einmal nach dem Leben getrachtet hat, lässt sich Julian tief in die Gedankenwelt der jungen Tochter des Ermordeten hineinziehen. Und muss sich unerwartet der bizarren, Jahrzehnte alten Wahrheit stellen, die sich hinter dem gewaltsamen Tod ihres eigenen Vaters verbirgt.
(Originaltitel "The Heat of Lies")
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis.
Blanvalet, 2001. 384 Seiten. 
ISBN 3-442-35672-5.
ca. EUR 9,-.
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