Ross S. Kraemer, William Cassidy & Susan L. Schwartz: 
"Religions of StarTrek"
 


Obwohl – oder gerade weil - Gene Roddenberry Religion als eine Grundlegung seines imaginären Universums ablehnte, waren und sind religiöse Momente und Charaktere immer wieder in den Serien und Filmen aufgetaucht, wobei ST:V und DS9 sicherlich hierzu am meisten beigetragen haben. Nun haben sich einige Theologinnen und Theologen zusammengesetzt um zu untersuchen, wie sich StarTrek für die Untersuchung von religiösen Fragen eignet, bzw. inwiefern solche Frage in StarTrek behandelt werden.

Doch ist Religion ein sehr weites und allumfassendes Feld und innerhalb der etlichen Stunden an Fernsehserien und Spielfilmen lässt sich in ST eine Menge zu diesem Thema finden. Die Autorin und die Autoren dieses Bandes gehen darum unter verschiedenen theologischen Gesichtspunkten an das Thema ST heran, als da wären: ein Gottesbeweis, die Natur des Bösen, religiöse Spezialisten (Schamanen, Priester etc.), religiöse Rituale, Leben nach dem Tode, die Natur der Seele und das Finden des Heils. All dies sind grundlegende religiöse Fragen, die sich problemlos an ST in der ein oder anderen Form untersuchen lassen. Hierzu braucht man nur einen guten Zugriff auf die Entwicklung der Religiosität in westlichen Gesellschaften seit den frühen 1970er Jahren, eine grundlegende Ausbildung in vergleichender Theologie und eine profunde Kenntnis der Inhalte und Themen der einzelnen ST-Serien und –Spielfilme. Etwas, das man von einem Team von Theologen, die sich mit ST beschäftigen, eigentlich erwarten würde.

Tatsächlich haben es diese drei Autoren geschafft, den Einfluss der asiatischen religiösen Traditionen auf die westlichen Kulturen seit spätestens den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vollständig zu übersehen und betrachten diese Vermischung östlicher und westlicher Elemente in ST als etwas absolut Neues, das gerade in den ausgehenden 60er und beginnenden 70er Jahren des 20. Jahrhunderts eigentlich kontinuierlich Bestandteil der Jugendkultur geworden ist. Hier hätten sich wirklich bessere und interessantere Hinweise finden lassen, als dass ST aus mehreren religiösen Traditionen schöpft. Daneben werden Beobachtungen, die Soziologen und Politologen – und auch Literaturwissenschaftler – im Bezug auf ST in den letzten 25 Jahren gemacht haben ohne Not in ein theologisches Konzept gepackt um zu demonstrieren, wie ST-Serien durch die jeweiligen Umstände ihrer Zeit beeinflusst wurden. Zu diesem Thema wurde bereits in den 1980ern mehr und Besseres geschrieben, speziell von Seiten der Politologen und der Feministinnen.

Dass aus den Kazon die "Caisson" werden und auch andere Begriffe, die ST-Fans eigentlich geläufig sind häufig falsch gebraucht werden, macht die Verärgerung dieses Lesers dann noch ein bisschen größer, noch dazu, wenn in zwei unterschiedlichen Kapiteln ein Absatz von einem der Autoren beinah wortwörtlich von einem Aufsatz aus einem vorhergehenden Absatz im gleichen Buch abgeschrieben wird, nur unter einer anderen Themenstellung. Dabei werden dann nicht nur unter jeder Themenstellung die gleichen Episoden, Szenen oder Spielfilme besprochen (wobei die inhaltliche Wiedergabe fast jedes Mal stattfindet, was zu überflüssigen Längen im Buch führt), sondern zu ihrer Beurteilung auch sehr häufig die gleichen Theorien oder Standpunkte wiedergekäut, die zuvor für den Beweis ganz anderer Sachen herangezogen wurden. Und die abschließende Beobachtung, dass die wissenschaftliche Weltsicht mit der Religion in Konkurrenz stehen kann, ist bereits seit dem 18. Jahrhundert ein Thema der theologischen Diskussion und spätestens seit Darwins "Origins" Bestandteil der weiteren Diskussion in westlicher Literatur, Wissenschaft und Kultur. Dieses Buch ist wirklich nur etwas für Komplettisten. Ansonsten: GEHT LIEBER ESSEN MIT DEM GELD.

(K.-G. Beck-Ewerhardy)


Ross S. Kraemer, William Cassidy & Susan L. Schwartz: "Religions of StarTrek"
Englische Ausgabe:
Westview Press, 2002. 246 Seiten.
ca. EUR 21,73.
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