S.D. Perry: "ST: DS9: Rising Son"


In den letzten Romanen wurde Jake verzweifelt von allen seinen Freunden und Angehörigen gesucht, nachdem er - ohne jemandem Bescheid zu sagen - in den Himmlischen Tempel geflogen war, um mit seinem Vater zu sprechen. Von dort wurde er durch eine Energieentladung weit in den Gamma-Quadranten geschleudert, wo er ohne jede Antriebskraft und mit versagendem Lebenserhaltungssystem dahintrieb. Kurz bevor er erfror, wurde er von der Besatzung des Schiffs EVEN ODDS aufgegriffen, einer Gruppe von Glücksrittern, die versuchen in der Folge des Dominion-Krieges ein Vermögen zu machen, indem sie gestohlene Kunst- und Kultgegenstände zurückstehlen und ihren rechtmäßigen Besitzern gegen eine Gebühr zurückbringen. Im Moment befinden sie sich auf dem Weg zum Planeten der Drang, einer angriffslustigen Reptilienrasse mit einem ausgeprägten Sammeltrieb, die das Chaos des Krieges genutzt hatten, um einige umliegende Welten zu überfallen und alles zu stehlen, was nicht in irgendeiner Weise sicher fixiert war. Da die Reise der EVEN ODDS einige Monate dauern wird, bevor sie am Wurmloch vorbeikommt, beschließt Jake, seinen Rettern zu helfen. Diese sind zunächst etwas unsicher in Bezug auf Jakes Loyalität, aber sein gewinnendes Wesen kann sie bald überzeugen, und Cpt. Dez, der Anführer der Glücksritter, nimmt ihn schließlich quasi an Sohnes statt an. Und so fliegt Jake an Bord der 200 Jahre alten EVEN ODDS, die einige interdimensionale Quartiere hat - das Wa - zu einem Freibeutereinsatz. 

Unsicher darüber, wie sein Vater über dieses Abenteuer denken würde – und ebenso unsicher, ob ihn dies interessiert, nachdem dieser ihn für die Propheten verlassen hat - geht er mit einem "Dropship" (s. "Aliens II") auf Drang nieder, und die Situation geht sehr knapp aus für das Freibeuterkommando. Außer zwei Stücken, von denen Jake das wertvollste nur durch Zufall eingesteckt hat, da er es für einen wertlosen Glücksbringer hielt, den er in diesem Moment zu brauchen glaubte, gibt es keinen größeren Gewinn infolge dieses Einsatzes. Aber alle kommen lebend heraus, und Jake ist der Held des Tages. Bei weiteren Einsätzen wollen alle sein Partner sein. Auch bei dem folgenden Einsatz, bei dem es um die Bergung wertvoller Materialien in einem verlassenen Dominion-Stützpunkt geht. Vorher wird allerdings noch ein Kultgegenstand an seine Besitzer zurückgegeben, und obwohl diese "freie Mitarbeiter" für diese Arbeit gesucht hatten, macht es Jake etwas unzufrieden, dass die Besatzung der EVEN ODDS - er selbst inbegriffen - nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Gewinstreben und Abenteuerlust gehandelt hat. Hier ist er sehr stark von seinem familiären Umgang geprägt und von der Arbeit StarFleets, die sich die Nächstenliebe sozusagen "leisten kann", während Dez seine Mannschaft und sein Schiff aus eigener Tasche unterhalten muss. Doch nachdem eine Bergungsaktion bajoranische Ohrringe zu Tage fördert, beginnt sich Jake zunächst von Dez zurückzuziehen, weil er es nicht schafft, dessen Standpunkt emotional nachzuvollziehen. Dez, dem dieser Rückzug wehtut, verspricht ihm, weitere Bergungsaktionen dieser Art zu unterlassen. Hierbei kommt ein Moment im Leben der Familie Sisko hervor, der einem in der Serie nicht besonders bewusst geworden ist - zumindest mir nicht. Im Sinne der moralischen Grundhaltung war Jakes Erziehung durch seinen Vater zwar liebvoll aber auch sehr präskriptiv. Dies funktionierte im Umfeld von StarFleet hervorragend, aber Jake hat sich nun mal entschlossen, kein StarFleet-Offizier zu werden. Er muss nun seine erlernten Wertvorstellungen hinterfragen und eigene entwickeln, was er im Verlaufe dieses Buches mehr und mehr tut, bevor er schließlich an Bord eines Jem'Hadar-Schiffs (s. "Gamma-Mission, Buch Vier") zur Föderation zurückkehrt. Im Laufe des Krieges hat Ben lernen müssen, dass manche Situationen strikte moralische Leitlinien aufbrechen. Doch danach hatte er nicht mehr genug Zeit, dies auch seinem Sohn zu vermitteln, den er in "What we leave behind" zurücklassen musste. 

Dieser Roman ist aber auch eine Geschichte darüber, wie die Lügen, die wir denen erzählen, die wir nicht verlieren wollen, zu einer anderen schmerzhaften Art von Wahrheit werden können, schon in dem Moment, in dem wir sie aussprechen. 

Im letzten Drittel des Buchs trifft Jake auf dem Handelsplaneten Ee auf Kai Opaka, die er nach dem Willen der Propheten nach Bajor zurückbringen soll. Auf dem Weg zu ihr trifft er noch eine junge Trelianerin namens Wex und einen Tosk, die beide ihre eigenen Gründe haben, mit Opaka zu sprechen.

Alles in allem ein sehr voller und sehr nachdenklicher Roman, der nichts an Spannung vermissen lässt. EXTREM EMPFEHLENSWERT.

(K.-G. Beck-Ewerhardy)


S.D. Perry: "ST: DS9: Rising Son"
Englische Ausgabe:
Star Trek Books, 2003. 308 Seiten.
ISBN 0-7434-4838-3.
ca. EUR 7,05.
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