Esther Friesner: "ST: DS9 #7: Warchild" / "Kriegskind"

Esther Friesner belegte schon an der Universität Kurse im "Kreativen Schreiben", und die heutige Doktorin der Anglistik wurde damals sehr von ihrem Professor dafür kritisiert , dass sie "StarTrek" als Thema für eine Kurzgeschichte nahm. Da sieht man, was manche Professoren wissen oder was sie kreativ nennen ...


Der vorliegende Roman ist zeitlich zwischen der ersten und zweiten Season von DS9 anzusiedeln. Commander Sisko bekommt in seinem Büro Besuch von einem bajoranischen Mönch und einem Vedek. Zu dieser Zeit waren, nach dem Verschwinden Kai Opakas, die politischen Verhältnisse auf Bajor wesentlich angespannter, als es nach dem Ende der mittlerweile allen bekannten dritten Season der Fall war. Also in der Zeit, als Sisko noch keinen Bart hatte und dafür ein paar Haare mehr auf dem Kopf. Zur Zeit der cardassianischen Besatzung waren viele Bajoraner von den Cardassianern in Arbeitslagern zusammengepfercht worden. Nach dem Ende der Besetzung Bajors wurden die Lager aufgelöst und zwar im cardassianischen Sinne des Wortes. Diese Auflösungsaktionen bewogen viele Bajoraner dazu, zu fliehen. Sie sammelten sich in Flüchtlingslagern, und einige begannen vor Ort, den von den Cardassianern ausgebeuteten Böden etwas abzugewinnen. In dem Farmgebiet von Lacroya waren diese Wiederaufbauarbeiten besonders erfolgreich. Doch nun sind alle diese fleißigen Farmer tot, gestorben an einem alten Fieber namens SATAI. Dieses Fieber ist den bajoranischen Heilern eigentlich bekannt, aber keines der normalen Heilmittel zeigt irgendeine Wirkung. Mittlerweile leben fast nur noch Kinder, deren gesamte Familien gestorben sind, in diesen Camps. Da die provisorische Regierung Bajors das Lacroya-Tal nicht versorgen kann oder will, bitten die Geistlichen Sisko und die Förderation um Hilfe. Die erbetenen Dinge übersteigen bei weitem die Ressourcen von DS9. Außerdem bitten die Geistlichen um medizinisches Personal - etwas, das Sisko nun überhaupt nicht entbehren kann. Vor allen Dingen, da sie ganz speziell Dr. Bashir erbitten, den einzigen ausgebildeten Arzt auf DS9. Weder die Geistlichen, noch Kira, deren Idee es war, die Geistlichen zu Sisko zu schicken, sind mit seiner Haltung zu diesem Problem einverstanden.

Kaum haben diese beiden Geistlichen Sisko allein gelassen, taucht ein anderer Vedek auf, der mit Sisko über die politische Situation auf Bajor sprechen möchte. Eine bajoranische Prophezeiung, die Kai Opaka bei ihrem Weggang zurückgelassen hat, verkündete die Geburt einer großen Heilerin, die in der Lage sein würde, die verschiedenen verfeindeten Gruppierungen auf Bajors zu befrieden und in ein gutes Einvernehmen zu bringen. Das Problem für den Orden, der Kai Opakas Prophezeiung erhielt, ist, dass sie nicht wissen, wie sie dieses Kind finden sollen. Und eine dem Orden feindlich gesinnte politische Fraktion hat von der Prophezeiung Wind bekommen und ist auch auf der Suche nach dem Kind, um es für seine Zwecke einzusetzen oder zu töten. Der Na-Meli Orden bittet darum den Botschafter der Propheten um Mithilfe bei der Suche nach dem "Goldenen Kind". Während die Na-Melis das Kind als einen Messias im christlichen Sinne sehen, sehen die Dessin-Ka, die gegnerische politische Gruppe, es als einen kriegerischen Messias - ein Dilemma, in dem auch Jesus vor knapp 2000 Jahren steckte.

Dieses besondere Kind könnte sich nun in einem der von der Krankheit befallenen Flüchtlingscamps befinden. Um beide Probleme, die Krankheit und das verlorene Kind, lösen zu können, schickt Sisko nun doch Dr. Bashir, Dax und noch einen medizinischen Assistenten in die Flüchtlingscamps. Die Lage in diesen Camps ist so fürchterlich, dass Dr. Bashir sich bis zur Selbstaufgabe in seine Arbeit vergräbt. Als er den Befehl bekommt zur Station zurückzukommen, desertiert er, um die Flüchtlinge weiter behandeln zu können, während Dax nach einer schnellen Heilmethode sucht. Sisko, der mittlerweile das prophezeite Kind ausfindig gemacht hat, muss Bashir allerdings unbedingt wieder finden, da er der Einzige ist, der den Frieden auf Bajor nun sichern kann, denn das Kind hat ebenfalls das tödliche Fieber.

Dieser Roman ist sehr spannend und wirft gerade im medizinischen Bereich viele ethische Fragen auf, mit denen sich Dr. Bashir auseinandersetzen muss. Ich selber mochte Bashir damals, als dieser Roman auf Englisch herauskam, nicht besonders und musste nach diesem Roman meine negative Meinung über ihn grundlegend revidieren. "Warchild" / "Kriegskind" ist ein sehr, sehr gutes Buch und auf jeden Fall EMPFEHLENSWERT.

  (K.-G. Beck-Ewerhardy)


Esther Friesner: "ST: DS9 #7: Warchild"
Englische Ausgabe:
Simon & Schuster, 1994. 272 Seiten.
ISBN 0-671- 88116-7.
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Esther Friesner: "Kriegskind"
Deutsche Ausgabe:
Heyne, 1996. 328 Seiten.
ISBN 3-453-09473-5.