Rudolf Hänsel, Renate Hänsel (Hrsg.): "Da spiel ich nicht mit!"

Auswirkungen von "Unterhaltungsgewalt" in Fernsehen, Video- und Computerspielen - und was man dagegen tun kann


Eine Handreichung für Lehrer und Eltern

Immer noch scheint unklar zu sein, wie sehr sich Gewaltdarstellungen in den audiovisuellen Medien auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen auswirken. Zumindest, wenn man in die Tages- und Wochenpresse schaut. Eine Presse, die - wohlgemerkt - durch die Erzeuger dieser Gewaltdarstellungen in nicht unbeträchtlichem Maß mitfinanziert wird. Die vorliegenden Handreichungen für Lehrer und Eltern haben allerdings einen ganz anderen Hintergrund, da sie unterschiedliche wissenschaftliche Hintergrundtexte zusammentragen, die über die letzen vier Jahrzehnte reichen und den aktuellen Wissensstand ziemlich klar wiedergeben. Dies ist zumindest der Anspruch, der sich aus Klappentext und Vorwort ergibt.

Das Buch selbst ist in vier große Hauptbereiche unterteilt, um so für spezifische Probleme den möglichst passenden Text anzubieten. Nach der Einführung wird zunächst eine Darstellung der Medien und Inhalte versucht, denen die Kinder und Jugendlichen heutzutage ausgesetzt sind und die den verschiedenen Autorinnen und Autoren problematisch erscheinen. Hierbei werden die Aspekte Mediengewalt und durchschnittliche Aufnahmedauer von Mediengewalt thematisiert. In diesem Bereich werden sich den meisten Lesern überraschende und erschreckende Sachverhalte darstellen. Hierbei sei besonders der Beitrag von Grossmann/Christensen empfohlen.

Im zweiten Teil wird auf die Wirkungen der Unterhaltungsgewalt eingegangen, wobei Fernsehen und Video, Computer- und Videospiele schwerpunktmäßig in verschiedenen Beiträgen abgehandelt werden. Vorab werden persönliche Erfahrungen, Beobachtungen von Kinderärzten und solche von Lehrerinnen und Lehrern sowie Professionellen im Bereich der psychotherapeutischen Beratung gezeigt, bevor die Betrachtungen auf der Grundlage der "Gemeinsamen Erklärung zur Mediengewalt" der "Amerikanischen Akademie der Kinderärzte et al." aus medizinischer und meta-analytischer Sicht beurteilt werden. Dabei kommen auch Fragen der indirekten Sexualerziehung durch Gewaltmedien und der dadurch angestiegenen
realen sexuellen Gewalt unter Kindern und Jugendlichen zur Sprache. Diese Darstellungen wirken absolut verstörend.

Im dritten Teil wird die Frage aufgeworfen, was man in Schule und Elternhaus gegen die Medienverwahrlosung der Kinder und Jugendlichen unternehmen könnte. Dabei gibt es von Grossman/Christensen eine ziemlich interessante empirische Betrachtung, während einige der anderen Beiträge zum Teil in eher pathetischer Sprache ethisch-moralische Schlagworte mit allgemeinen Handlungsvorschlägen präsentieren, die nicht unbedingt hilfreich sind. Die Lösung ist ziemlich einfach: "So wenig Bildschirmzeit wie möglich für Kinder und Jugendliche." Besonders, weil hier sehr idealtypische Lehrerinnen und Lehrer verlangt werden - die es geben mag, die aber aus Zeitgründen dann oft nicht idealtypisch auf die Kinder und Jugendlichen einwirken können. Da sind die realen Fallberichte von Brune-Koch, Hirl und Hänsel als wesentlich hilfreicher und für die Praxis wertvoller anzusehen.

Der Abschnitt IV. "Medien und Ethik" versucht, die Gewaltdarstellung in den Medien in gesetzliche und verfassungsrechtliche Grenzen zu setzen, was auch seine Berechtigung hat und "Da spiel ich nicht mit!" thematisch abrundet. Alles in allem ein Buch, das jeder, der mit Kindern zu tun hat, kennen sollte. Nicht unbedingt als "Bibel" zum Umgang mit Medien, wohl aber als Plattform zur Überlegung des Umgangs mit Medienmissbrauch.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2006)


Rudolf Hänsel, Renate Hänsel (Hrsg.): "Da spiel ich nicht mit!"
Auer-Verlag, 2004. 225 Seiten.
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