Claus von Carnap-Bornheim: "Es war einmal ein Schiff"

Archäologische Expeditionen zum Meer


Das 360-seitige gebundene Buch aus dem marebuchverlag, das im Februar 2007 erschien, widmet sich zur Gänze der maritimen Archäologie.

Dieser besondere Zweig der Archäologie hat mit der (Neu-)Zeit viele Freunde gewinnen können. Ob es sich um an Archäologie generell Interessierte handelt oder um Menschen, die besonders der Faszination des Meeres erliegen: maritime Archäologie ist in vieler Munde.

Einer der Gründe für diese Begeisterung sind die zahlreichen Berichte über neu entdeckte Wracks, solche, deren Standort seit langem bekannt ist, die aber noch unerreichbar scheinen sowie solche, die bis heute vermisst werden. Von Schätzen wird berichtet, von einer fast magischen Atmosphäre.
Wer gezielt nach solchen Berichten sucht, wird bei "Es war einmal ein Schiff" kaum auf seine Kosten kommen. Es ist vielmehr das Reale, auf das man sich in diesem Buch stützt, auf unspektakuläre Entdeckungen, die dennoch interessante Schlüsse zulassen. Der Alltag der Archäologen ist kaum so sensationell und von Spannungsspitzen durchsetzt, wie man es aufgrund so mancher Berichte glauben könnte. Vielmehr sind viel Geduld, harte Arbeit und Augen, die auch scheinbar Unwichtiges erkennen und untersuchen, die Basis dieser Arbeit.

Der Schwerpunkt von "Es war einmal ein Schiff" liegt entsprechend bei gar nicht so fernen Funden und Entdeckungen. Das Friesische nimmt einen großen Teil ein, es ist die Nordsee, über die durch dieses Buch viel zu erfahren ist. Überhaupt ist es das Nordische, das hier im Mittelpunkt steht. Zwar hat auch dieses Buch seine Sensationen zu bieten, indem beispielsweise über das Wrack der "Vasa", das Bootkammergrab von Haithabu und über Schlüsselfunde der Schifffahrtsgeschichte berichtet wird, doch es sind steinzeitliche Funde wie Harpunen, die die zentralen Elemente des Sachbuchs bilden, zusammen mit Schiffsdarstellungen in der Bronzezeit, römischer Schifffahrt im nordeuropäischen Küstenraum, Archäologie im nordfriesischen Watt, mittelalterlichen Hafenanlagen in Nordeuropa und einigem mehr.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, und das in einem durchaus als spannend zu bezeichnenden Stil. Konkrete Ereignisse, Annahmen, Orte und deren Beschreibung beziehen den Leser in die Geschehnisse ein und erreichen somit bei der Lektüre eine gewisse Nahbarkeit des Ganzen, durch die der Leser sich entsprechend eingeladen und eingebunden fühlt. Mehr als hundert - zumeist farbige - Foto- und Kartenabbildungen innerhalb der einzelnen Kapitel sorgen dafür, dass die angesprochenen Themen visuell besser erfasst werden können, was die Unmittelbarkeit der Ereignisse noch einmal erhöht.

Tatsächlich vermag das Buch den Leser derart zu fesseln, dass rasch vergessen ist, dass hier nicht unbedingt reißerische Entdeckungen auf den Leser warten. So ist auch ein solcher Leser, der Anderes erwartete, rasch versöhnt und lernt die maritime Archäologie von einer anderen, nicht minder spannenden Seite kennen.

Das Literaturverzeichnis wurde nach Kapiteln geordnet angegeben, was das Auffinden entsprechender Quellen erleichtert und zusätzlich einlädt, sich auch nach der Lektüre von "Es war einmal ein Schiff" näher mit dem Themenbereich zu befassen.

Auch die ausführlichen Informationen der beteiligten Autoren, neben den genannten Herausgebern elf an der Zahl, sorgen für ein gewisses Hintergrundwissen über die Entstehung des Buchs beziehungsweise über Standpunkt und Wissen der einzelnen Autoren.

Wer an der Meeresarchäologie auch abseits der Sensationsfunde interessiert oder zumindest neugierig genug ist, um einen Blick auf die Arbeit hinter solchen Ereignissen zu werfen, wird in "Es war einmal ein Schiff" eine spannende Lektüre finden, die den Leser in eine wundervolle Welt eintauchen lässt - und sei es nur beim Lesen selbst.

(Tanja Elskamp; 04/2007)


Claus von Carnap-Bornheim: "Es war einmal ein Schiff. Archäologische Expeditionen zum Meer"
marebuchverlag, 2007. 360 Seiten.
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Claus von Carnap-Bornheim, Jahrgang 1957, promovierte und habilitierte an der Universität Marburg. Er ist ein renommierter Spezialist für die Archäologie Mittel- und Nordeuropas im ersten nachchristlichen Jahrtausend. Seit 1999 ist Claus von Carnap-Bornheim Direktor des Archäologischen Landesmuseums in Schleswig und steht der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf vor.