"Die vielen Gesichter des Robert Crumb"
(Hrsg. Severin Heinisch)

Allerlei vom und über den Schöpfer bizarrer Bildwelten außerhalb des gesellschaftlichen Mainstreams, sowie von "Fritz the Cat" und von "Mr. Natural"


Als Katalog zur im Karikaturmuseum Krems stattfindenden Ausstellung (29.9.2002 bis 16.2.2003) erschienen, gibt der vorliegende Band einen Überblick über das Schaffen des am 30. August 1943 in Philadelphia geborenen "Königs der Underground-Comics". 

"Robert Crumb fand ich immer sehr beachtlich. Ich meine seine Arbeiten und seine bizarre Person. Alles wirkt bei ihm, als ob man die ganze Verlogenheit, Bigotterie, das Etepetete unserer Krampfgesellschaft durch eine vollgeschissene Unterhose passiert."

André Heller. Künstler, Wien.

Bevor sich der geneigte Bilderkonsument in die erfreulich große Auswahl detailfreudiger Darstellungen insbesondere menschlicher Gestalten und ungeniert-deftiger Sprechblasen vertieft, findet er eine von Jean-Pierre Mercier in Form einer Zeittafel verfasste Kurzbiografie des Robert Crumb, die mit allerlei Informationen, u.a. folgenden, aufwartet: Der kleine Robert zeichnet bereits im Alter von zwei Jahren, kauft sich mit zwölf eine Ukulele aus Plastik. 1958 stößt Crumb auf das Comics-Magazin "Mad". 1961 entsteht eine Urversion der Kultfigur "Fritz the Cat"; als Crumb Jahre später die Zeichentrick-Fassung seines Comics sieht, besteht er darauf, dass sein Name aus dem Nachspann entfernt wird. Er entwirft Grußkarten, arbeitet bei verschiedenen Zeitschriften sowie an eigenen Projekten und ist Mitglied mehrerer Musikgruppen. 1967 taucht eine weitere Kultfigur auf: der bärtige Sonderling fortgeschrittenen Alters, "Mr. Natural". 1968 entwirft Crumb das Cover zu Janis Joplins "Cheap Thrills", ab 1973 nimmt er kein LSD mehr und gibt auch das Marihuana-Rauchen auf. 1976 stellt der amerikanische Fiskus Steuernachforderungen in beträchtlicher Höhe, 1978 heiratet Robert Crumb in zweiter Ehe die Malerin und Comics-Zeichnerin Aline Kominsky. 1983 illustriert er zwei Kurzgeschichten von Charles Bukowski, ab 1987 gibt der amerikanische Verlag "Fantagraphics" eine Anthologie des Crumb'schen Gesamtwerks heraus. Im Jahre 1990 übersiedelt die Familie Crumb in ein kleines Dorf im Süden Frankreichs. 1995 kommt eine Dokumentation über den Zeichner in den USA in die Kinos. 1999 erhält Robert Crumb von seinen Kollegen den Preis des Comic-Festivals in Angoulême.

Auf der an die Biografie anschließenden Doppelseite bringt Robert Gernhardt seiner Begeisterung für den uneitlen, schrägen Zeichner, den er 1978 persönlich kennen lernte, zum Ausdruck. Crumb, der seine Ideen niemals unter kommerziellen Gesichtspunkten - ("Scheiß aufs Geld") - verfolgte, entledigte sich der von ihm geschaffenen Ikonen mit Kultstatus mit lässiger Leichtigkeit, und so erging es "Fritz the Cat" wie zuvor bereits "Mr. Natural", dem in wallende Gewänder gehüllten "Guru" mit übergroßen Füßen: der öffentlichkeitsscheue Robert Crumb verabschiedete sie beide kurz und schmerzlos und widmete sich anderen Dingen.

"Crumbs Bilder anzuschauen war nicht Voyeurismus, sondern ein Stromschlag und die Öffnung einer neuen Dimension."

Lukas Resetarits. Kabarettist, Wien.

Severin Heinisch, künstlerischer Leiter des Karikaturmuseums Krems und Herausgeber des Kataloges, befasst sich in seinem Textbeitrag unter dem Titel "Robert Crumbs Ahnen. Anmerkungen zu Bosch, Brueghel, Hogarth und Gillray" mit dem Universum des karikierenden Zeichnens, das anno dazumal als "schlicht pornographisch", "sexistisch", "politisch unkorrekt" und "drogengesteuert" charakterisiert wurde, sowie mit der Seelenverwandtschaft jener Künstler mit sowohl dem besonderen Blick für Verfehlungen und Fehlentwicklungen, als auch dem zeichnerischen Talent, diese dazustellen. Die historischen Bezüge werden anhand von Abbildungen einiger Werke der vorgenannten Maler schlüssig konkretisiert.

Weitere Beiträge stammen von Michael Freund, F. W. Bernstein, Peter Pilz und Manfred Deix.

(K. Eckberg; 10/2002)


"Die vielen Gesichter des Robert Crumb"
(Hrsg. Severin Heinisch)
NP-Verlag, 2002. 128 Seiten.
ISBN 3-85326-207-4.
ca. EUR 17,90. Buch bestellen

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Liens:
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