Kathy Reichs: "Totenmontag"

In einem Kellergewölbe werden die Skelette dreier junger Frauen gefunden


Wie die Leser aus dem Nachwort erfahren können, beruht die in "Totenmontag" erzählte Geschichte zunächst auf einem realen Fall: Ein Installateur fand einige menschliche Skelette im Keller eines Mietshauses. Kathy Reichs hatte diesen Fall damals selbst zu bearbeiten und kam zu dem Schluss, dass die gefundenen Knochen irgendwann vor 1955 im Keller gelandet sein mussten. Infolgedessen wurden die polizeilichen Ermittlungen eingestellt, da die Wahrscheinlichkeit gering war, dass im Falle eines einstigen Verbrechens der Täter noch über der Erde sein würde.

In diesem Roman geht es allerdings etwas turbulenter zu ...
Auch Tempe Brennan wird zu einem Keller unter einer Pizzeria gerufen, und hier ist das Alter der gefundenen Skelette vorerst ebenso fragwürdig: Es handelt sich um die Knochen dreier junger Frauen, und nichts außer einigen anscheinend im 19. Jahrhundert hergestellten Schmuckstücken bietet Ermittlungsansätze. Luc Claudel, der für diesen Fall zuständige Beamte der Mordkommission, ist nicht gewillt allzu viel Zeit und Geld in eine archäologische Ermittlung zu stecken und schließt den Fall ab. Deswegen forscht Tempe zunächst auf eigene Faust - und auf eigenes finanzielles Risiko - weiter. Dabei bekommt sie unverhofft Hilfe von ihrer alten Freundin Anne, die sich von ihrem Mann Tom getrennt hat und nun für einige Zeit bei Tempe unterschlüpfen will. Dies macht Tempes Privatleben etwas komplizierter, zumal nach einigen Monaten intensiver Ermittlungsarbeit Detective Ryan wieder auftaucht, der Tempes Hormonhaushalt erneut vollständig aus der Bahn wirft.

Mit Hilfe ihrer Freunde spürt Tempe, getrieben von ihrer Intuition, nun sowohl den Knochen wie auch den ehemaligen Mietern des Ladenlokals über dem schaurigen Keller nach, wodurch Anne ganz unerwartete Einblicke in die Tätigkeit von Ermittlern bekommt, ebenso in das Seelenleben eines älteren Herrn, der die beiden Damen zunächst nackt auf seiner Türschwelle empfängt und sie mit einem nicht erigierten Penis bedroht ...

Nachdem ein Einbrecher nicht nur Tempes Wohnung verwüstet, sondern auch noch Annes Laptop gestohlen hat, merken die beiden Frauen und Ryan, dass sie offensichtlich irgendjemandem mit ihren Ermittlungsarbeiten eindeutig zu nahe kommen: Die Kriminologin hat nämlich herausgefunden, dass die Ermordung der drei Frauen keineswegs vor langer Zeit geschah - eine Tatsache, die Detective Ryan und seine Kollegen aufmerken lässt. Als dann auch noch Anne eines Tages spurlos verschwindet, kurz nachdem eine ältliche Informantin tot aufgefunden wurde, ist es mit Tempes Seelenruhe endgültig vorbei. Welcher geheimnisvolle Unhold treibt hier sein Unwesen?

Gegen Ende kommt unsere Heldin - einmal mehr - in eine lebensbedrohliche Situation, aus der sie nur mit Mühe und Not gerettet werden kann. Dies mag ja gelegentlich ganz interessant sein, aber Kathy Reichs sollte sich dieser Wendung nicht in nahezu jedem Buch bedienen; es gibt schließlich auch andere Szenarien!

Diese Geschichte weist übrigens zahlreiche Parallelen zu den belgischen Kinderschänderprozessen auf, einige Details lesen sich genau wie jene Medienberichte, welche im Jahr 2004 die Öffentlichkeit beschäftigten.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2004)


Kathy Reichs: "Totenmontag"
(Originaltitel "Monday Mourning")
Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr.
Blessing, 2005. 384 Seiten.
ISBN 3-89667-248-7.
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