Kathy Reichs: "Mit Haut und Haar"

Dies ist nun der sechste Tempe Brennan-Roman aus der Feder von Kathy Reichs, und wie immer hat er nach ihren eigenen Aussagen einige Bezüge zu realen Fällen aus der Praxis der Autorin

Die Geschichte beginnt damit, dass in dem Holzofen eines Hauses der Leichnam eines Babys entdeckt wird, dessen Mutter und mutmaßlicher Vater, ein Drogendealer, spurlos verschwunden sind. Nach der Meldung des Todesfalls an andere Familienangehörige bereitet sich Tempe innerlich auf ihren lang ersehnten Urlaub vor, den sie mit Ryan verbringen möchte. Kurz darauf wird sie von ihrer Tochter noch auf ein Society-Picknick mitgeschleppt, auf dem ihr der neue Liebhaber ihrer Tochter namens Palmer Cousins vorgestellt werden soll. Während dieses Picknicks findet ausgerechnet Tempes Hund Boyd zwei Säcke mit sterblichen Überresten von irgendetwas. Tempe sieht ihren Urlaub bereits den Bach runtergehen, doch bei einer ersten Untersuchung der Säcke findet sie zunächst nur Bären- und Vogelknochen, so dass sie keinen Grund sieht, ihren Urlaub zu verschieben. Wenig später wird sie allerdings zu einem abgestürzten Flugzeug gerufen, bei dem zwei Insassen verbrannt sind, die es zu identifizieren gilt. Die beiden scheinen aus einer Cessna Drogenpakete abgeworfen zu haben, wobei sich anscheinend einer der Fallschirme im Flugzeug geöffnet hat.

Bei der Autopsie am nächsten Tag macht sich Tempe zunächst an die Säcke, die sie noch nicht fertig untersucht hat und findet zu ihrem Entsetzen doch menschliche Überreste zwischen den Tierknochen. Auch die beiden Leichen aus dem Flugzeug werfen verschiedene interessante Fragen auf. Also wird der Urlaub doch verschoben und auch Ryan in die Ermittlungen hineingezogen. Der Besitzer des abgestürzten Flugzeugs muss ebenfalls unter die Lupe genommen werden, doch bevor er noch vernünftig verhört werden kann, taucht auch er in Tempes Arbeitsbereich auf. Die Reihe der Getöteten scheint kein Ende zu nehmen, und der Fall dehnt sich immer weiter aus, von Carolinas Strafverfolgungsbehörden über die DEA und auch zu den Forst- und Umweltschutzbehörden, als neben Kokain auch andere Pflanzen, die auf der Artenschutzliste stehen, und auch immer mehr Tiere, auftauchen. Es scheint hier um ein Geschäft zu gehen, dessen Hintergründe bereits Jahre zurück reichen und das sehr viele verschiedene Nebenschauplätze eröffnet, die sich bis nach Fernost, Afrika und Südamerika erstrecken.

Die Konfrontationssituation am Ende ist nicht so gut gelungen; die Schlusskapitel scheinen immer Schwachpunkt in Kathy Reichs Romanen zu sein, aber davon abgesehen ist dieser Krimi sehr dicht und spannend geschrieben und hat auch wegen der guten Grundrecherche einige interessante Informationen für die Leserinnen und Leser parat - und dies nicht nur zur forensischen Medizin.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2003)

Kathy Reichs: "Mit Haut und Haar "
Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr.
Blessing, 2004.
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