Joanne K. Rowling: "Harry Potter und die Kammer des Schreckens"

... mutabilitas mundi: Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden ...

Der zweite Band der überaus beliebten Potter-Reihe beginnt mit Harrys ferienbedingtem Aufenthalt bei seiner Muggel-(Mitglieder der nichtmagischen Gemeinschaft)Ziehfamilie, den Dursleys, wo er mit seiner Post-Eule Hedwig ein einsames, aschenputtel-ähnliches Dasein fristet, von seiner Tante Petunia und deren Mann, Onkel Vernon, stiefkindlich behandelt und argwöhnisch belauert sowie von seinem Cousin, dem fülligen Dudley, ob seiner besonderen Fähigkeiten gehänselt wie auch gefürchtet. Sogar seinen Geburtstag übergehen die Dursleys!

Eines Abends erscheint der zur Selbstbestrafung und -verstümmelung neigende mutmaßliche Hauself der Familie Malfoy, Dobby, in Harrys Zimmer, und warnt ihn eindringlich davor, in die Zaubererschule nach Hogwarts zurückzukehren. Er weiß seine unheilvollen Andeutungen mit allerlei Zerstörungsattacken zu unterstreichen, sodass Harry, des unstatthaften Lärmes wegen, mit Zimmerarrest bestraft wird, als sein Onkel entdeckt, dass jungen Zauberern die Anwendung jeglicher Magie in Muggel-Umgebung untersagt ist. Dobby zufolge lauern große Gefahren in Hogwarts, und auch eine Verschwörung finsterer Mächte soll im Gange sein. Harry sehnt das Ferienende herbei, genießt er doch im Zauberer-Internat Hogwarts einiges Ansehen und hat etliche Freunde unter Seinesgleichen gefunden.

Als Harry Potter ein Jahr alt war, überlebte er den Todesfluch des größten Schwarzmagiers aller Zeiten, Lord Voldemort. Dieser mächtige Zauberer tötete Harrys Eltern, konnte jedoch gegen das Kind nichts ausrichten sondern verging im wahrsten Sinne des Wortes. An dieses Zusammentreffen erinnert nicht nur Harrys blitzförmige Narbe auf der Stirn, mit der es eine besondere Bewandtnis hat ... Seither lebt Harry, der von seinem Vater einen Umhang, mit dessen Hilfe man unsichtbar wird und ein kleines Vermögen geerbt hat, bei der Schwester seiner verstorbenen Mutter. Aus der (un)familiären Tristesse und von deren Schikanen befreien ihn einige Schulfreunde von der Zaubererschule Hogwarts: Ron, Fred und George Weasley, Söhne des im Zaubereiministerium im Büro für den Missbrauch von Muggelartefakten beschäftigten Arthur Weasley, die Harry in einem verzauberten, fliegenden Auto, das sich im weiteren Verlauf der Geschichte zuerst als corpus delicti, später noch als äußerst nützlich erweist, regelrecht entführen. Bei den Weasleys lernt er, wie man mithilfe einer Prise Flohpulver reist und lernt bei der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familie traute Geborgenheit kennen.

"Die Kammer des Schreckens" ist eine fesselnde Geschichte voller ebenso amüsanter wie erstaunlicher und bezaubernder Einzelheiten, überraschender Wendungen, nach Art eines Kriminalromanes spannend bis zum Finale. Die Geschichte vom ewigen Kräftemessen zwischen Gut und Böse - und nicht ausschließlich für Leser jung an Jahren absolut empfehlenswert! (Daher wohl auch die "Ausgabe für Erwachsene" mit einem "seriöseren" Umschlag?) Beachtenswert sind weiters die "sprechenden" Namen, deren Deutungen und Entschlüsselungsversuche ihrerseits bereits Bücher füllen ...

(K. Eckberg; 12/2001)