Peter Matthias Gaede (Hrsg): "Kaiser - Ritter - Hanse: Deutschland im Mittelalter"

GEO Epoche Nr.25


Die Geschichte des Mittelalters ist aufgrund der immer mehr um sich greifenden historischen Romane in den letzten 20 Jahren zunehmend in das Bewusstsein der lesenden Öffentlichkeit gerückt, und auch viele eher romantisierende Vorstellungen darüber, wie Menschen in diesen Jahrhunderten gelebt und gehandelt haben. Mit einigen dieser Ideen wird das vorliegende Magazin sicherlich aufräumen, andere Momente werden eventuell ein wenig verstärkt werden.

Ausgehend von dem Versuch einer Epocheneingrenzung, die in der Fachwissenschaft weiterhin der Interpretation unterliegt, fragt das Magazin zunächst einmal danach, was der Begriff Deutschland in Bezug auf das Mittelalter grundsätzlich bedeutet ("Nationenbildung. Deutschlands Weg in die Geschichte."). Denn dies ist nicht unbedingt kurzgefasst zu beantworten. Danach werden verschiedene Adelsresidenzen dargestellt, bevor ein paar Erläuterungen zu geschichtlichen Zusammenhängen folgen ("Bollwerke der Macht. Adelsgeschlechter beherrschen das Land mit mehr als 20000 Burgen, die ihnen wie Eltz in der Eifel wehrhafte Wohnstatt sind - und Machtsymbol zugleich."; "Kaiser und Könige. Otto I. und Otto II.: Nach ihnen wird die erste Herrscherfamilie des Reiches benannt: Ottonen.") So werden für den Zeitraum von 912 bis 1254 die Salier ("1024-1125. Im Bann des Heiligen Vaters"), Hildegard von Bingen ("Verehrt als Prophetin, die das Wort Gottes empfängt, versucht sie nichts weniger, als die Welt zu retten."), Barbarossa und die Staufer ("1138-1254. Vorstoß nach Sizilien.") schwerpunktmäßig in jeweils eigenen Kapiteln vorgestellt. Anschließend wird eine ausgiebige Darstellung einer Fehde geboten, wobei die dahinter liegenden rechtlichen und sozialen Mechanismen umfassend erläutert werden. Auch hier ließen sich - wie immer bei geschichtlichen Darstellungen - sicherlich einige Funde und Beobachtungen anders interpretieren, aber als Einführung in das Thema Fehde ist dieser Artikel sicherlich erhellend.

Ein großes Kapitel beschäftigt sich mit dem Dombau zu Köln ("eines der kühnsten Bauvorhaben des Mittelalters"), begleitet von ziemlich beeindruckenden Bildern. Hierbei wird auch weit in die Neuzeit gegriffen - bis in das Jahr 1880.

Die Goldene Bulle von 1356 bildet den Inhalt des nächsten Kapitels, bevor dann mit Berichten über die Hanse ("Rund 70 deutsche Städte vereinen sich im 14. Jahrhundert zur Handelsorganisation der Hanse."), Reliquien und die Habsburger ("1273-1519. Beschwörer der deutschen Nation.") der langsame Weg in das spätere Mittelalter und die frühe Neuzeit beschritten wird. Thematisch wird dieses Magazin mit einem Artikel zu Johannes Gutenberg abgeschlossen ("Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern"), dessen Erfindung schließlich das Ende des Mittelalters mit einläuten sollte.
Wie bei GEO gewohnt, gibt es weiters eine ausgiebige Zeittafel der im Heft behandelten Zeiträume für die schnelle Orientierung, wenn man sich tiefer in die Materie einarbeiten möchte. Ein wenig vermisst man allerdings eine weiterführende Literaturliste, die dieses Heft sicherlich gut abgerundet hätte.

Der Fachwissenschaftler wird hier wenig Neues finden, aber den interessierten Laien ist das Magazin gewiss zu empfehlen um einen Einstieg in die Thematik zu bekommen. Wie man es von GEO kennt, sind die Bilder und Abbildungen von sehr hoher Qualität, und alleine von diesem Standpunkt ist " Kaiser - Ritter - Hanse: Deutschland im Mittelalter" schon seinen Preis wert.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2007)


Peter Matthias Gaede (Hrsg): "Kaiser - Ritter - Hanse: Deutschland im Mittelalter"
Mairs Geographischer Verlag, 02/2007. 170 Seiten.
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