Leseprobe aus "Mouches Volantes. Die Leuchtstruktur des Bewusstseins" von Floco Tausin


(...) An einem hellen Ort, wo wir Aussicht auf das Tal hatten, setzten wir uns unter die Laubbäume. Nestor wusste, dass dieser Platz zum Sehen der Grundstruktur um diese Tageszeit ideal sei. Tatsächlich war hier viel Himmel zu sehen, und die Sonne blendete nicht, da sie vom Laub der Bäume verdeckt war.
Das Sehen der Punkte und Fäden fiel mir leicht, ich spürte förmlich, dass ich darin viel aufmerksamer war als sonst. Ohne Mühe konnte ich meine Struktur längere Zeit konzentriert halten. Und mehrere Male entdeckte ich neue Gebilde: Ich blickte plötzlich auf Punkte und Fäden, die ich nie richtig zur Kenntnis genommen hatte, einfach weil es nicht die üblichen waren, auf die ich mich konzentrierte. Auch wurde mir mein Verhalten gegenüber bekannten Fäden bewusst: Oft genug erzwang ich die Wahrnehmung von Fäden in den Randregionen meines Blickfeldes, indem ich sie immer wieder mechanisch ins Zentrum schleuderte. Jetzt aber richtete ich meine Konzentration bewusst auf Punkte und Fäden näher beim Zentrum – diese liessen sich mit weit geringerem Aufwand sehen: Sie flossen nicht nach links oder rechts, nur nach unten.
Ich fixierte einen vertrauten Faden. Eine längere Zeit spielte ich damit, hielt ihn so gut als möglich in der Mitte des Bildes oder schob ihn horizontal über den leicht dunstigen hellen Himmel. Je länger ich dies aber tat, desto mehr veränderte er sich: Zu meinem Erstaunen wurde der eigentlich transparente Faden nicht nur kleiner und schärfer – er begann auch zu leuchten.
Ich merkte schnell, dass das Sehen des Fadens in diesem leuchtenden Zustand nichts Dauerhaftes war: Eine falsche, zu heftige oder zu lasche Augenbewegung oder ein Blick auf die Umgebung genügte, damit er auf einen Schlag wieder grösser wurde und seine Leuchtkraft verlor. Mehrmals konzentrierte ich mich darauf, und jedes Mal stellte sich das Leuchten nach einiger Zeit erneut ein. Bei längerer Konzentration leuchtete der Faden intensiver, heller als die Umgebung; gleichzeitig erkannte ich dasselbe Leuchten aber auch in den Punkten und Fäden um diesen herum.
Aufgeregt erzählte ich Nestor von meiner Wahrnehmung.

»Was du gesehen hast, ist das
Licht des Bewusstseins«, sagte er wie selbstverständlich. »Du kannst es sehen, weil du die Bewusstseinsschichten zusammengedrückt und verdichtet hast, ohne dich aber körperlich zu bewegen.«
Ich fragte ihn, was das bedeute. Anstatt zu antworten zeigte Nestor auf einen hellen grossen Stein zu unserer Rechten und forderte mich auf, meinen Faden über diesem Stein zu sehen. Als ich den Faden einigermassen darüber halten konnte, hiess er mich, auf den Stein zuzugehen, ohne meinen Blick vom Faden abzuwenden. Erst nach etlichen Anläufen gelang es mir, den Faden auf der Höhe zu halten und gleichzeitig so nahe an den Stein zu gelangen, dass ich ihn beinahe mit meiner Nasenspitze berührte. Verwundert stellte ich fest, dass der Faden beim Näherkommen genauso verkleinert und leuchtend wurde, wie ich es vorhin am Himmel beobachtet hatte.
Dann forderte mich Nestor auf, meinen Arm auszustrecken und den Faden auf meiner Handfläche zu sehen. Ich sollte nun die Handfläche dicht vor mein Gesicht halten, meinen Blick noch immer auf den Faden gerichtet. Auch hier passierte wieder dasselbe: je näher ich die Hand vor mein Gesicht hielt, desto kleiner und leuchtender wurde der Faden.

»Das ist Konzentration«, erklärte Nestor schliesslich. »Das Licht des Bewusstseins wird durch deine Konzentration besser sichtbar. Im Sehen kannst du direkt erfahren, was Konzentration eigentlich ist: Es ist ein Kleinermachen des Ausschnitts, den du siehst. Und dabei verteilst du das Licht im Bild auf kleinerem Raum. Oder mit anderen Worten: Du komprimierst deine Bewusstseinsschichten.

Wenn du auf einen Gegenstand zugehst oder ihn an dich heranziehst, so bedeutet das auf der äusseren Leinwand, dass du einen kleineren Ausschnitt des Gegenstandes grösser, detailreicher und schärfer betrachten kannst. Dasselbe hast du gemacht, als wir über die Schichten des Bewusstseins sprachen und du dir deine Tasse an die Stirn gepresst hast – damals konntest du aber nicht sehen, was gleichzeitig auf der inneren Leinwand mit deiner Grundstruktur passiert. Jetzt siehst du direkt, dass die Kugeln und Fäden kleiner, aber konzentrierter, intensiver, leuchtender werden – das ist Konzentration.« (...)


Floco Tausin: "Mouches volantes"  
Books on Demand GmbH, 388 Seiten

Was sind diese Punkte und Fäden, die in unserem Blickfeld schwimmen und bei hellen Lichtverhältnissen sichtbar werden? In der Augenheilkunde gelten sie als „Glaskörpertrübungen“, auch „Mouches volantes“ genannt; Patienten werden mit dem Hinweis auf die Harmlosigkeit des nicht effektiv behandelbaren Phänomens vertröstet. Der Autor Floco Tausin stellt in diesem Buch die radikal entgegengesetzte Erkenntnis des im schweizerischen Emmental lebenden Sehers Nestor vor: Die „fliegenden Mücken“ sind erste Erscheinungen einer durch unser Bewusstsein gebildeten Leuchtstruktur; das mystische Eingehen in diese erlaubt uns Menschen, mit dem Bilde eins zu werden.
Der Leser findet in diesem Buch nicht nur einen Erfahrungsbericht in Form einer mystischen Geschichte: er wird auch mit der Lebenspraxis und den Ekstasetechniken des Sehers Nestor vertraut, die es bedarf, um zu einem neuartigen und herausfordernden Wissen zu gelangen: der Tatsache der unmittelbaren Verbindung von Bewusstsein und dem Sehen der Mouches volantes. Das Buch „Mouches Volantes“ ist eine praktische und unterhaltsame Begleitung für all diejenigen, die den Weg des bewussten Lebens wählen.
Der Autor: Der Name Floco Tausin ist ein Pseudonym. Der Autor studiert an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern und befasst sich in Theorie und Praxis mit der Erforschung visueller Phänomene im Zusammenhang mit veränderten Bewusstseinszuständen und Bewusstseinsentwicklung
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