Wolfgang Hohlbein: "Feuer"

"Verborgene Mächte aus dem Inneren der Erde bedrohen die Stadt Köln. Und mit ihr die ganze Menschheit."


Jene Leser, die auf eine Fortsetzung des Apokalypse-Thrillers "Flut" hoffen, werden sicherlich ein wenig enttäuscht sein, denn von Apokalypse kann hier kaum die Rede sein. Aber mit "Feuer" gelingt Wolfgang Hohlbein gewissermaßen ein routinierter Thriller, der durch einen Hauch von mystischen Effekten aufgemotzt wird. Seine Sprache ist wie gewohnt bilderreich und kreativ; sie steigert die Dramatik und lässt die unbändige Kraft der Elemente vor den Augen der Leser entstehen. Die archaische Macht des Feuers und die unglaubliche Kraft des Sturms, der einem Rudel wütender Wölfe gleich manche Szenen beherrscht, lassen die Menschen oft wie hilflose, ausgelieferte Kreaturen erscheinen.

Die Charaktere der Geschichte sorgen immer wieder für neue Wendungen und lassen bis zum Ende ihre Motivationen nur schwer durchschauen. Im Mittelpunkt steht Wieland Lokkens, kurz "Will" genannt, der selbst als Kleinkrimineller zu den absoluten Verlierern zählt und mit einer Reihe gefahrvoller Ereignisse und seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Beidem scheint er keineswegs gewachsen zu sein.

Dass aber gerade er in die Rätsel um die Brände in Köln und in einen Kampf, der seit Urzeiten tobt, hineingezogen wird, passt ihm gar nicht. Denn nun darf er keinen Fehler machen, wenn er nicht verantworten will, dass das Feuer die Grundfesten der Erde erschüttert und zwei Kinder im Bann der Mondsekte dem Untergang geweiht werden. Jener Sekte, die das Wissen um die unheilvolle Macht des Mondes kennt und sich dieses zunutze machen will.

Klingt nach einer vielversprechenden Handlung, die leider gegen Ende die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Es gelingt Wolfgang Hohlbein zwar immer wieder durch unerwartete Wendungen neue Spannung aufzubauen und die Fantasie zu beflügeln, aber letztendlich verliert das Finale durch ermüdende Wiederholungen, endlose Monologe und das Unvermögen, alle entstandenen Verwirrungen aufzulösen.

Trotz aller Schwächen ein spannendes und unterhaltsames Buch, das durch eine etwas straffere Handlung an Brisanz und Intensität gewonnen hätte.

(Margarete Wais; 12/2004)


Wolfgang Hohlbein: "Feuer"
Droemer/Knaur, 2004. 720 Seiten.
ISBN 3-426-66182-9.
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