Markus Heitz: "Kinder des Judas"


Ein mächtiges Bündnis von Wissenschaftern - und Vampiren

"Ein paar Minuten in der Zukunft", in den letzten Monaten des Jahres 2007, beginnt Markus Heitz' neuester Roman, der sich nach der ausgiebigen Behandlung des Werwolf-Mythos in "Ritus" und "Sanctum" nun mit Vampiren beschäftigt. Dabei orientiert sich die Geschichte sehr stark nach Osteuropa, ohne dass Dracula jemals erwähnt wird, was bei einem 700-seitigen Vampirroman schon eine Leistung an sich darstellt.

Wie bereits "Ritus" und "Sanctum" spielt auch "Kinder des Judas" auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen: einmal im Leipzig des auslaufenden Jahres 2007 und dann in Teilen des 17. und 18. Jahrhunderts. Ausgehend von der Zeit der Osmanischen Besetzung weiter Teile des Balkans entwickelt sich die Geschichte der jungen Jitka, die mitansehen muss, wie ihre Mutter verhaftet und verschleppt wird. Sie selbst lernt in dieser Zeit endlich ihren Vater kennen, der die Mutter nicht mehr befreien kann, jedoch seine Tochter mit zu sich nach Hause nimmt, in eine alte Mühle im türkisch besetzten serbischen Raum, die mehr Geheimnisse birgt als selbst die unheimliche Mühle in Preußlers "Krabat". Und in gewisser Weise wird das Leben der junge Jitka, die sich fortan Scylla nennt, dem eines Lehrlings von Preußlers unheimlichem Müller immer ähnlicher.

Der Hauptteil der Ausbildung betrifft die Anatomie und alles, was den menschlichen Körper am Leben erhält. Hieran forscht Scyllas Vater geradezu besessen, und nur allzu schnell lässt sich das Mädchen in diese Obsession hineinziehen, so dass Scylla schließlich nicht einmal mehr vor Vivisektionen zurückschreckt. Doch Vater und Tochter bleiben in ihrer Mühle nicht lange alleine, denn der Vater gehört einer unheimlichen Geheimgesellschaft an, zu deren Mitglied er seine Tochter ausbildet. Und das nicht nur im Umgang mit scharfen Messern innerhalb des Labors, sondern auch vor der Tür. Denn dort lauern allerlei ungewöhnliche Gefahren auf die junge Frau. Und nicht nur dort, denn die Geheimgesellschaft der "Kinder des Judas" ist auch eine sehr rigorose Vereinigung, die für Vergehen lediglich einen sehr begrenzten, nichtsdestotrotz eindeutigen Bußkatalog vorsieht.

Im Verlauf ihrer Forschungen lernt Scylla, und mit ihr natürlich auch der Leser, eine Menge der als Vampire bezeichneten Wesen kennen, die Bestandteil vieler osteuropäischer und auch mitteleuropäischer folkloristischer Erzeugnisse sind.

Mit diesem Buch hat Heitz die Betrachtung des Vampirismus in der Öffentlichkeit von den Dracula-ähnlichen Blutsaugern auf ein ganzes Bestiarium anderer Wesenheiten gelenkt, von denen einige deutlich bösartiger sind, als der Herr mit dem schwarzen Umhang. Von diesen Anfängen ausgehend schreitet die Geschichte über 700 Seiten verteilt bis in das ausgehende Jahr 2007. Und - wie man hoffen kann - noch darüber hinaus.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2007)


Markus Heitz: "Kinder des Judas"
Knaur, 2007. 700 Seiten.
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Hörbuch:
AME hören, 2007.
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Lien zu Markus Heitz' Netzseite: http://www.mahet.de.

Ein weiteres Buch des Autors:

"Das Schicksal der Zwerge"

Viele Jahre sind vergangen, seit der tapfere Zwerg Tungdil Goldhand in der Schwarzen Schlucht verschwand. Die Zwerge wurden in die finsteren Stollen zurückgedrängt. Dann kehrt ein Zwergenkrieger in einer magischen schwarzen Rüstung zurück, der sich Tungdil nennt ...
Der berühmteste Held der "Fantasy", Tungdil Goldhand, kehrt zurück - doch ist er es wirklich? Markus Heitz schickt die Zwerge ein letztes Mal in die Schlacht um das Schicksal ihres Volkes. (Piper)
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