Carla Coco: "HAREM. Sinnbild orientalischer Erotik"


Der Harem - das "Haus der Glückseligkeit" - stellt einen seit Jahrhunderten faszinierenden und geheimnisumwobenen Ort des Orients dar. Für nichtislamische Kulturen schien diese Heimstätte für die Gattinnen und Gespielinnen reicher Fürsten einerseits grausames Gefängnis unterdrückter Frauen, andererseits auch eine unbekannte Welt sinnlicher Genüsse zu sein. Der Zutritt zum Harem war stets streng reglementiert. Abgesehen von den in ihm lebenden Frauen und den sie beaufsichtigenden und lehrenden Eunuchen, fanden über lange Zeit fremde Personen, insbesondere Männer, keinen Zutritt. Selbst der Herrscher hatte sich einem starren Zeremoniell zu beugen, wollte er seine Frauen besuchen.

In diesem üppig bestückten kulturgeschichtlichen Bildband versucht Carla Coco, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie zeichnet die Geschichte des Harems anhand der Entwicklung des Osmanischen Reiches nach. Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 ist es auf dem Weg zu seiner Hochblüte, um in den Jahrhunderten darauf bis zum Ende des Ersten Weltkriegs langsam zu verfallen. Mit ihm vergeht auch die Einrichtung des Harems.
Eine stattliche Anzahl von Frauen zu unterhalten war selbstverständlich nur reichen Männern möglich und erlaubt. Neben den nach islamischem Recht möglichen vier Gattinnen fanden bei entsprechenden finanziellen Möglichkeiten auch viele Geliebte ihr Auskommen.

Das Schicksal der Damen war zwar eng mit jenem ihres Herrschers verknüpft und immer wieder von seiner Gunst abhängig, doch war es mit entsprechendem Geschick einer Frau durchaus möglich, ein hohes Maß an politischem Einfluss und Macht zu erlangen. Besonders die Mutter des jeweiligen Sultans erfuhr höchste Verehrung und war unumschränkte Herrin des Harems. Die Schwestern des Herrschers wiederum verfügten vergleichsweise über die größten Freiheiten aller Frauen bei Hofe. Die Damen des Harems verfügten allesamt im Gegensatz zum Okzident über ihr eigenes Vermögen, waren heilkundig und - begründet durch ein unbeschwertes Verhältnis zum eigenen Körper - sinnenfreudig und liebeskundig. Eine anschauliche Einführung in die spannende, facettenreiche Welt des Harems.

(ama; 04/2003)


Carla Coco: "HAREM. Sinnbild orientalischer Erotik"
Sonderausgabe: Orbis Verlag, 2003. 192 Seiten. 
ISBN 3-5720-1366-6.
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