Frank Goosen: "Pink Moon"


Sehr eigenwillig, aber einfach wunderbar zu lesen

"Ich sah meinen Vater erstmals neunzehn Jahre nach seinem Tod."


"Pink Moon" ist der Name eines sehr erfolgreichen Lokals, dessen Eigentümer Felix, der Protagonist des vorliegenden Romans, ist. Das Buch beginnt damit, dass Felix ganz plötzlich und unerwartet seinen Vater auf der Straße sieht. Jenen Vater, den er nie kennen lernte und von dem seine Mutter schon vor langer Zeit behauptete, er sei tot. Wer nun aber glaubt, er wird auf eine Geschichte stoßen, die sich vor allem auf die Suche konzentriert , der irrt sich gewaltig. Vielmehr plätschert der Roman die ganze Zeit dahin, beschreibt die drei Wochen nach dieser Begegnung und in Rückblenden viele Erlebnisse, die Felix zu dem machten, was er ist. Und um es gerade heraus zu sagen, es passiert in diesen drei Wochen auch nichts Spektakuläres; es gibt keine Spannung und keinen Höhepunkt, auf den der Roman zustrebt. Das Ende ist offen und verlässt Felix eigentlich da, wo ihn der Anfang abgeholt hat. Und dennoch ...

Und dennoch ist der Roman hochgradig interessant. Die wundervolle Sprache verleitet den Leser zum Eintauchen in ein Werk, das seinesgleichen sucht. Frank Goosen beweist, dass es keines Konfliktes bedarf um dennoch wundervolle Literatur zu schaffen. Er wirft alle Theorien über Bord, die behaupten man müsste mindestens zwei Wenden in einem Roman haben um ihn lesenswert zu machen. Das Wunderbare dieses Romans liegt darin, dass der Leser sich der herrlichen Sprache und den spitz gezeichneten Charakteren ausliefern kann.

Die handelnden Personen sind allesamt bemerkenswert. Irgendwie sind alle sehr eigenartig und man fragt sich, wann man nun endlich auf einen ganz normalen Bürger treffen würde. Diesen allerdings sucht man bis zum Ende vergeblich - alle Personen sind auf deren jeweilige Art und Weise einzigartig, ja zu einem gewissen Teil durchaus als "verrückt" zu bezeichnen. Aber, sagt Felix von sich selbst, er zieht immer solche Typen an.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Roman - so seltsam seine Handlung auch scheinen mag - mich sehr schnell in seinen Bann schlug und bis zum Ende nicht mehr los ließ. Wunderbare Figuren in einer ausnehmend schönen Sprache dargeboten reißen den Leser mit und fesseln ihn bis zum Ende. Das einzige Manko ist wohl, dass "Pink Moon" zu früh endet - nicht zu früh in der Handlung, denn das Ende ist in Ordnung und reiht sich in das Gesamtbild gut ein -, aber man möchte eigentlich noch mehr Seiten dieses außergewöhnlichen Werkes lesen.

(Reinhold Stansich; 08/2005)


Frank Goosen: "Pink Moon"

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Gebundene Ausgabe:

http://www.frankgoosen.de

Eichborn, 2005. 304 Seiten.
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Taschenbuch:
Heyne, 2007.
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Hörbuch:
Frank Goosen liest "Pink Moon"
Vom Autor bearbeitete und gelesene Hörbuchfassung
mit Musik von Juliano Rossi.
tacheles! ROOF Music, 2005. 4 CDs.
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